Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840) — Mumienforscher in vor-ägyptologischer Zeit (2019) (original) (raw)

Welt-Suche: Auf den Spuren von Hans Blumenberg

Forum Modernes Theater, 2010

Die Welt verliert an Ungeheuern. Hans Blumenberg Der Begriff der Welt, der lange Zeit diskreditiert war, weil er auf sträflich naive Weise 'Wirklichkeit' und unhintergehbare 'Tatsächlichkeit' zu versprechen schien, erlebt in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Konjunktur. Das wird schon durch einen Blick in die jüngere Gegenwartstliteratur deutlich, wo Werke wie Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt (2005), Ilja Trojanows Der Weltensammler (2006) oder Stephan Puchners Nebelheim (2008) literarisch-poetisch um ein Erfassen von Welt ringen. Dabei ist augenfällig, dass alle Romane durch eine Vielstimmigkeit der Erzählstimmen geprägt sind, so als wollten sie die Vorstellung einer ganzheitlichen Welt als Phantasma anklingen lassen, um deren Unmöglichkeit durch die narrative Konstruktion ästhetisch wirkungsvoll erlebbar zu machen. In diesem Sinne aber sind die Romane auch symptomatisch für den gegenwärtigen kulturwissenschaftlichen Diskurs zur Welt, denn überall, wo der Begriff heute auftaucht, wird er sofort gegen eine schlichte Einvernahme in Schutz genommen. Daher ist es bezeichnend, dass die Erzählungen auch einen wissenschaftsgeschichtlichen Index tragen: Wenn Kehlmann bspw. Alexander von Humboldts Kosmos (1845-1862) anzitiert oder Puchner auf Albertus Magnus' De animalibus verweist, so treten diese Werke als Versuche einer systematischen, ja auf Vollständigkeit (und damit Beherrschbarkeit) zielenden Welt-Erfassung in Erscheinung, deren Scheitern in Anbetracht der Vielgestaltigkeit von Welt innerlich notwendig ist. Warum aber kehrt der Begriff der Welt denn dann überhaupt zurück? Eine offensichtliche, aber auch zu leichtfertige Antwort würde auf den kulturellen Erfahrungsdruck der Globalisierung verweisen, auf das unausweichliche Erleben des "global village" als Anstoß und Voraussetzung einer versuchten Revision des Begriffs. Tatsächlich aber scheinen mir die Gründe tiefer zu liegen und eher in einem vermittelten Zusammenhang mit der Erfahrung der Globalisierung zu stehen; denn auffällig ist, dass in der Diskussion um 'Welt' zwei unterschiedliche Interessensdimensionen zusammenfallen, nämlich die Frage nach dem Status von Geschichte bzw. der Möglichkeit von Geschichtsschreibung und die Frage nach den epistemologischen Konsequenzen der Erfahrung von kulturellen Kontingenzen und interkulturellen Kontakten. (Beides findet sich übrigens ebenfalls paradigmatisch in den oben genannten Erzählwerken, die sich sowohl des Genres des historischen, wie auch des "Entdecker"-Romans bedienen.) Wie aber lässt sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive dieser Frage nachgehen, ohne hinter gewonnene Einsichten zurückzufallen? Wie ist Welt zu denken, ohne in Begrifflichkeit, Methodik und Anspruch in die Falle einer vermeintlich unhintergehbaren Tatsächlichkeit zu tappen? Forum Modernes Theater, Bd. 25/1 (2010), 93-102.

"Untersuchungen zur Mumienhand AE723 aus dem „ägyptischen“ Fundbestand aus der Prähistorischen Sammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg“

Inhaltsverzeichnis 1. Einführung Etymologisch entstammt das Wort "Mumie" aus dem Persischen (mūm) und bezeichnete ein Wachs oder eine wachsartige Substanz aus Bitumen oder Asphalt, die unter anderem im persischen Raum als Heilmittel verwendet wurde. Über das Arabische Wort "mūmiya" kam es ab dem 11. Jahrhundert nach Christus 1 im Zeitalter der Kreuzzüge als "mumia" in den europäischen, lateinischen Sprachgebrauch und bezeichnete auch hier eine zur Heilung von Krankheiten verwendete Substanz, die noch bis ins 16. und 17. Jahrhundert zu den meistgebräuchlichen Arzneien zählte 23 . Grund hierfür waren die bei der Einbalsamierung von Toten verwendeten Harze und Öle, die sich im Lauf der Zeit zu teerartigen Substanzen formiert hatten und dem erdmineralogischen Erdwachs aufgrund der ähnlichen Farbe und Konsistenz 4 äußerst ähnlich sahen 5 . In der weiteren sprachlichen Entwicklung etablierte sich in Europa der Begriff "Mumie", allerdings "nur für Leichen mit Weichteilerhaltung aus Ägypten" 6 . Mit dem Aufkommen von Aufklärung und wissenschaftlichem Forschungsdrang im 17. Jahrhundert wurden Mumien zu Interessens-und Forschungsobjekten, die mit Vorliebe als Sammlerstücke für Privatsammlungen oder in Raritätenkabinetten großen Anklang und Abnehmer fanden. Die erste wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Mumien und deren Untersuchungen erfolgte 1834 durch den britischen Chirurg des Herzogs von Kent, Thomas Joseph Pettigrew, der seine Beobachtungen bei der Auswicklung von Mumien schriftlich festhielt und somit den ersten Grundstein in der wissenschaftlichen Mumienforschung legte 7 . Heutzutage steht in der Mumienforschung der Mensch im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Untersuchung, da Mumien "einzigartige Archive sind, […], die einen wichtigen Beitrag zum Verständnis über das Leben in vergangenen Zeiten und Kulturen leisten." 8 Heutzutage definiert sich der Begriff "Mumie" als "tierische oder menschliche Körper, bei denen es durch natürliche oder künstliche Umstände nicht zu einer Verwesung beziehungsweise zur Weichteilerhaltung kam, unabhängig von ihrer Herkunft." 9 Hierbei wird klar zwischen einer natürlichen oder zufälligen Außerkraftsetzung des Verwesungsprozesses, die Mumifikation wie zum Beispiel in Mooren, in Eis oder im Gebirge und einer durch 1

Der frühreife Templerforscher Wilhelm Ferdinand Wilcke (1800 - 1861)

Heimat-Jahrbuch Saalkreis Bd. 30, 2024 (in prep.), 2023

Der frühreife Templerforscher Wilhelm Ferdinand WILCKE (1800-1861). Ein Vordenker Rankescher Geschichtsschreibung? Für die historiografische Erforschung des Templerordens bis heute relevant ist die allgemeine Geschichte der Templer durch Wilhelm Ferdinand (W.F.) WILCKE 1 in der zweiten Auflage 2. Nicht allzu bekannt hingegen ist, dass W.F. WILCKE bereits im Jahr 1826 und 1827 eine erste Auflage anfertigte, die in Leipzig bei Hartmann erschien 3. Hinzu kam ebenfalls ein separater dritter Band über die "Templerei" im Jahr 1835. Diese erste Auflage war ebenso wie die Zweitauflage in zwei Bänden erschienen. In der genannten ersten Auflage schreibt der Autor im Vorwort (S. X): "Wohl mochte der Werth und die Brauchbarkeit dieser Schrift steigen, wenn Ihr Verfasser die Jahre eines reifern Urtheils und größeren Wissens abgewartet hätte; aber jetzt durfte er Anspruch auf Nachsicht und Schonung machen, daher wagte er es, unter dieser Aegide als Schriftsteller aufzutreten, beherzigend, dass nicht jeder junge Baum reife Früchte trage." Bereits durch PRITSCH 2016, 76 wurde für die zweite Auflage (1860) festgestellt, dass in der Arbeit von WILCKE "der Einfluss der rankeschen Geschichtsschreibung (…) unübersehbar [ist]". Die erste Auflage von Wilckes Werk erschien zeitlich früher als Rankes Geschichtsschreibung; ist dem wirklich so wie PRITSCH sagt? Oder kann man das Diktum Rankes schon in der ersten Auflage erkennen? Auch soll WILCKE, so schreibt die Autorin, zudem einer der ersten poetischen Geschichtsschreiber gewesen sein (ebd.). Hierbei waren die rhetorischen Stilmittel wohl ganz prägend für WILCKE: Parallelismus, Asyndeton, Klimax, Antithese, Summation. Diese habe der Autor WILCKE verwendet. Poetikanalyse führt hier aber zu weit. Diesen Ansatz, die Überprüfung, des "Werths" und der "Brauchbarkeit" der Schrift möchte ich angehen.

"Mumie mit Zeitung" Die chilenische Mumie des Marburger Museum anatomicum und ihr Einwickelpapier. Momentaufnahme einer Objektifizierung und Einbli- cke in vorspanische Zeit sowie peruanisch-chilenische Zeitgeschichte

Das Altertum, 2020

Krisenzeiten wie die derzeitige Covid19-Pandemie zeigen die besondere Bedeutung von Informationsflüssen. So sind Nachrich-ten zu Neuinfektionsraten und Verbrei-tungswegen von alltäglicher Brisanz für weitere Entscheidungen der Lokal-und Landesregierungen weltweit. Während heutzutage das Internet für die Allgemein-heit das vorwiegend genutzte Medium zur Erlangung neuester Informationen ist, hat-mit nur kurzem Abstand nachfolgend-auch das vorangegangene Hauptinformationsme-dium nur wenig an Bedeutung verloren: die Tageszeitung. Beide Medien verbinden die zeitnahe Berichterstattung und das Ver-trauen der Leser in eine mehr oder weniger umfangreiche Verlässlichkeit der Informatio-nen, die angeboten werden. Bei einer Zeitung handelt es sich um ein Druckerzeugnis, das im Herstellungsverfahren aufwendiger ge-staltet war und ist, sowohl in manueller als auch finanzieller Hinsicht. Auftragsarbeiten wie bestimmt platzierte Artikel und Werbung finanzieren neben dem Verkauf auch heute 97 Im Finanzjahr

Hans Blumenberg: Phänomenologische Schriften (1981-1988)

2018

Am 27. April 1988, dem 50. Todestag Edmund Husserls, notiert Hans Blumenberg: »Das nun überhastet zu Ende gehende Jahrhundert wird im Rückblick von Philosophiehistorikern als ›Jahrhundert der Phänomenologie‹ bezeichnet werden.« Diese Prognose ist auch ein Hinweis auf das eigene philosophische Vermächtnis: eine phänomenologische Anthropologie, wie sie Blumenberg in lebenslanger Auseinandersetzung mit der Philosophie Husserls entwickelt hat. Eine höchst produktive Phase dieser Auseinandersetzung setzt Anfang der 1980er Jahre ein, nachdem Blumenberg seine großen Studien zu Metaphern und Mythen zum Abschluss gebracht hat und beginnt, sich intensiv anthropologischen Fragen zu widmen. Die Schriften in diesem Band, die allesamt zum ersten Mal publiziert werden, dokumentieren diese Phase in umfassender Weise. Zwei große Themen lassen sich erkennen: zum einen Blumenbergs stetige Verfeinerung von Husserls Methode, zum anderen die Entwicklung einer phänomenologisch grundierten Beschreibung des Menschen, die, wie wir heute wissen, in der Philosophie des 20. Jahrhunderts ihresgleichen sucht.

Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing im Blickpunkt ägyptologischer und zeithistorischer Forschungen: die Jahre 1914 bis 1926

2012

The extensive bibliography of Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing (1873–1956) lists 621 numbered items, documenting over six decades of Egyptological productivity. Widely unknown to Egyptologists and ancient historians, however, are a handful of publications by F.W. von Bissing, printed between 1914 and 1917, in which he defends the German occupation of Belgium to a French-speaking audience using the pseudonym „Anacharsis le jeune“. This name refers to the antagonist in the novel Les Voyages du jeune Anacharsis en Grèce (1787) by the French antiquarian Jean-Jacques Barthélemy (1716–1795) which reached the status of, what might be called, a Bildungsroman in the late 18th and 19th century in Europe. Furthermore, F. W. von Bissing is the author of numerous political writings published between 1915 and 1922 for a German-speaking audience under his own name, mostly dealing with the relationship between the German Empire and Belgium during World War I.; later with the political situation in post-war Germany. — This study tries to shed light on F. W. von Bissing’s pamphlets, writings, letters and political background and non-academic activities in the last years of the Kaiserreich and the early Weimar Republic until his retirement from the chair at the university in Utrecht in 1926.

Johann Gusebel, genannt Longicampianus. Ausgewählte Kapitel

2019

Complete actual biographical data of a humanist famous by his speech in honour of Reuchlin (Ingolstadt 1520). His contact to Luther, Erasmus, Melanchthon, Reuchlin, Spalatin, Locher, and many other humanists. Added a lot of excursuses to illustrate life at that time. Some of them consist of several chapters. E. g. the unstoppable advance of the Ottoman empire until it was stopped for the first time at Vienna 1520 (Count Palat. Philip the Warlike): historical outline starting with the conquest and pillage of Costantinople 1453, historical popular songs, speech against the Turks (Ricci), shrovetide play (Rosenplüt, text, analysis, interpretation), etc. Luther's way to give consolation to those opposing their fate, including his interpretation of Psalm 90 as formulated by Dietrich. Erasmus, his "adoration" by humanists and its partial decay. Erasmus, 2 obituary dialogs (Reuchlin, Pope Julius II.). Hutten, "Letters of Obscure Men". On studies of the old languages...