“Philos Vorstellung vom Lehrer nach De posteritate Caini, 138–142.146–147”, C. EBERHART, M. KARRER, S. KREUZER, M. MEISER (eds.), Tempel, Lehrhaus, Synagoge. Orte jüdischen Lernens und Lebens. Festschrift für Wolfgang Kraus, Paderborn: Schöningh, 2020, 103–118. (original) (raw)

Der jüdische Philosoph Philo formuliert in seinem Traktat De posteritate Caini 138–142 Überlegungen zu Lehre und Lernen und zum Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern. Ausgangspunkt seiner Gedanken ist die allegorische Bibelauslegung von Gen 24,16–20. Philo zeichnet das Bild eines idealen Lehrers, das durch verschiedene Elemente charakterisiert ist. - Die Lehre bewegt sich zwischen zwei Polen: dem der Uneigennützigkeit, d.h. der grundsätzlichen Bereitschaft, dem Schüler alles Wissen zu vermitteln, und dem der Rücksichtnahme auf die Fähigkeiten des Schülers. - Die Lehre orientiert sich an verschiedenen Maßstäben. Neben der erwähnten Berücksichtigung des Aufnahmevermögens des Schülers spielen auch andere Maßstäbe eine wichtige Rolle: die Lehre soll dem Schüler von Nutzen sein. Zugleich ist sie von den Werten der οἰκείωσις und der φιλανθρωπία bestimmt. - Philo grenzt sich – wenigstens implizit – von denjenigen Praktiken ab, die mit sophistischer Lehre in Verbindung gebracht werden können bzw. mit dem, was man darunter zu Recht oder zu Unrecht verstand, vor allem von kommerziellen Interessen sowie Effekthascherei, die aber nicht das Wohl des Schülers und der Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen.