Herrmann, Annika. (2011). Wohin geht die Universität?: Das Bildungsziel der Hochschulen in Zeiten der Globalisierung (original) (raw)
Magazin 20 errmann: Herr Dr. Bode, ich habe einen bunten Katalog mit Fragen der Redaktions-mitglieder des magazins mitgebracht-grob kann er in die Themen in Deutschland-aus und nach Deutschland-DAAD einge-teilt werden. Die ersten Fragen beziehen sich auf die Veränderungen, die der Bologna-Prozess mit sich gebracht hat: Was halten Sie vom Wandel des Erziehungsmodells im Rahmen des gemeinsamen europäischen Hochschulraums? Ist Bologna ein Fort-schritt? Was wird dabei gewonnen, was geht verloren? Wem nutzt die Reform und wel-che Ziele und welches Menschheitsideal ver-folgt Bologna? Bode: Zunächst einmal: ich bin prinzipiell ein Anhänger eines ge-stuften und differenzierten Modells von Studiengängen und inso-fern ein Befürworter von Bologna. In einem System, in dem fast jeder zweite auf die Hochschule geht, muss Rücksicht auf die Un-terschiede genommen werden-und zwar sowohl bei den Studie-renden, ihren Vorbildungen und ihren Ausbildungszielen als auch bei den differenzierten Interessen der Abnehmer auf dem Arbeits-markt. Es gibt nicht mehr das eine Modell Akademiker oder das eine Modell Führungsperson in Spitzenpositionen, an dem sich die Ausbildung orientiert. Und das heißt, dass sich unser System-auch wenn es mit einheitlichen Bachelor-und Master-Abschlüs-sen scheinbar homogenisiert wird-gleichzeitig inhaltlich diffe-renzieren muss, was natürlich wieder einen gewissen Konflikt mit wechselseitiger Anerkennung, Mobilität usw. bedeutet. Herrmann: Sie ziehen also, anders als viele protestierende Stu-dierende, eine positive Bilanz der Bologna-Reform? Bode: Halt, erstens ist das nur eine Zwischenbilanz, wir sind noch mitten im Prozess. Und zweitens bezieht sich meine Zu-stimmung zunächst mal nur auf die Zweiteilung in Bachelor-und Master-Studium, weil das mehr Möglichkeiten der Diffe-renzierung eröffnet. Bei der konkreten Umsetzung durch die Hochschulen, Länderbehörden und Akkreditierungsagenturen zeigt sich dagegen ein außerordentlich gemischtes Bild und ins-gesamt wird es weitere fünf bis zehn Jahre dauern, bis wir ein ausgewogenes und ausgereiftes System haben.