Frauen in der Wissenschaft: Wissenschaftliche Karriereambitionen werden "mit Männlichkeit verknüpft" (original) (raw)
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Wissenschaft in der Entrepreneurial University - feminisiert und abgewertet?
WSI-Mitteilungen, 2012
In der universitären Wissenschaft sind so viele Frauen zu finden wie nie zuvor. Gleichzeitig befindet sie sich jedoch in einem Umbauprozess zur "Entrepreneurial University", wie die grundlegenden Veränderungen in Richtung betriebswirtschaftlicher, wettbewerblicher Steuerungsprinzipien metaphorisch angesprochen werden. Da Prozesse der Feminisierung und der Abwertung von Arbeit nicht selten Hand in Hand gehen, verfolgt der Artikel diese Spur. Gezeigt wird, dass sich eine solche Tendenz durchaus erkennen lässt, die Situation aber nicht eindeutig ist.
Karrierehindernis Geschlecht? Zum Verbleib von Frauen in der Hochschulmedizin
GENDER, 2019
Dieser Beitrag untersucht, warum Frauen nur selten Professorinnen in der Hochschulmedizin werden, obwohl Medizinstudentinnen mittlerweile deutlich in der Mehrheit sind. Anhand einer Online-Befragung von Assistenzärzt_ innen sowie von Interviews mit Akteur_innen in Schlüsselpositionen der Universitätskliniken und medizinischen Fakultäten in NRW werden zwei zentrale Erklärungsansätze aus dem Feld herausgearbeitet: die Annahme, dass die mangelnde Vereinbarkeit von Hochschulmedizin und Familie für den geringen Frauenanteil auf den Professuren verantwortlich ist (1), sowie die Vermutung, dass Frauen wissenschaftliche Karriereambitionen durch falsche Strategien nicht realisieren können (2). Beide Erklärungsansätze operieren jedoch mit essentialistischen Geschlechterbildern, die für die Aufrechterhaltung ungleicher Geschlechterverhältnisse in der Hochschulmedizin zentral sind.
Von den Un/Möglichkeiten, im Wissenschaftsbetrieb feministisch zu publizieren
2013
Mit dem Wort selbstverständlich kann ich diesen Text nicht beginnen, denn die Existenz feministischer Wissensproduktion ist alles andere als das. Sie ist das Ergebnis vergangener Kämpfe und gegenwärtiger Herausforderungen. Über letztere soll ich schreiben. 1 Also nicht selbstverständlich, aber: Ja, es gibt im Wissenschaftsbetrieb zahlreiche feministische Autor_innen, viele feministische Buchreihen und Zeitschriften, seltener hingegen feministische Verlage. Ja, ich und meine Zeitgenoss_innen genießen das von unseren Vorgänger_innen erkämpfte Privileg, uns in diesen Räumen feministischer Wissenschaft zu artikulieren, und wir verfügen auch über jenes symbolische Kapital, das eine Teilnahme an wissenschaftlichen Debatten jenseits dieser Räume theoretisch ermöglicht. In der konkreten Praxis hingegen stellt sich die Frage nach den Un/Möglichkeiten feministischen Publizierens durchaus. Sie tut das allerdings auf unterschiedliche Weise in feministischen und nicht-feministischen wissenschaftlichen Kontexten. Wo frau das Adjektiv feministisch nicht explizit vor sich her trägt, um die Publikationschancen trotz feministischer Inhalte zu erhöhen, muss etwa immer noch um geschlechtergerechte Schreibweise oder um die Nennung von Vornamen bei Zitationen und in Literaturverweisen gekämpft werden. Diese Erfahrung macht etwa, wer zu einer ansonsten nicht feministischen Publikation ein zumeist Feigenblatt-Gender-Kapitel beizusteuern bereit ist. Auch Fußnoten der Danksagung an jene, die das Werk mit ermöglicht haben, werden "aus Platzgründen" gerne ersatzlos gestrichen. Und als ob kollektive Autor_innenschaft nicht schon herausfordernd genug wäre, wird diese spätestens mit der Erfassung in Bibliothekskatalogen auch wieder unsichtbar. Ein Glück, wessen Name den richtigen Anfangsbuchstaben hat, Pech hingegen für die Zweit-oder Drittautor_in, die so mitunter das eigene Werk nicht mehr in der Datenbank findet, so es denn -im Falle von Aufsätzen in Sammelbänden -überhaupt eine Beschlagwortung erfährt. Dasselbe gilt für die meisten Style-Sheets von Verlagen und Herausgebenden, die sich mit derlei Nebensächlichkeiten erst gar nicht aufhalten, sondern dem Mythos der singulären (Brunner et al.) und geschlechtslosen (Brunner, C.) Autor_innenschaft auch auf vermeintlich rein formaler Ebene zuarbeiten. Noch problematischer wird diese Praxis bei konventionalisierten Zitationsstilen, die in Literaturverwaltungsprogrammen normativ implementiert, weil von englischsprachigen Zeitschriften als Standard vorgegeben, werden. Dort kann eine oft nicht einmal mehr mit Redakteur_innen über derlei Fragen verhandeln, weil völlig überteuerte Fachzeitschriften zur Kostensenkung "online manuscript and author management" einsetzen, bei dem auch gleich alle Rechte am eigenen Text vollautomatisiert übertragen werden. Auf der anderen Seite des Produktionspro-
Der Wissenschaftsbetrieb als Arena der Geschlechterdifferenzierung
"In welchem Verhältnis stehen die Arbeitssysteme und die Fähigkeiten und Interessen der beschäftigten Wissenschaftler/innen (Arbeitskraftpotentiale) in außerhochschulischen Forschungseinrichtungen? Welche Spannungsverhältnisse zeichnen sich ab, und welchen Einfluss haben diese auf geschlechtsdifferente Karriere- und Teilhabechancen? Diese Fragen stehen im Zentrum der Untersuchung 'Karrieren und Barrieren im Wissenschaftsbetrieb: Geschlechterdifferenz als Ergebnis von Arbeitssystemen und Aushandlungsprozessen in Organisationen', die als vergleichender Fallstudienansatz in drei ausgewählten Instituten der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) konzipiert ist. Auf Basis einer bisher erfolgten Teilauswertung der Materialien lässt sich eine partielle Inkompatibilität der Arbeitssysteme mit den Interessen und Fähigkeiten der Wissenschaftler/innen feststellen. Die analysierten Dimensionen Karriereaspiration, Handlungsmuster und Aushandlungsmöglichkeiten weis...
2018
Der Beitrag lotet das analytische Potenzial des geschlechter- und arbeitssoziologischen Begriffs der Feminisierung für die Untersuchung veränderter Geschlechterdynamiken und Arbeitsverhältnisse in der Wissenschaft aus. Am Beispiel der Physik als traditioneller Männerdomäne geht er zum einen möglichen Zusammenhängen nach, die zwischen dem dort zu beobachtenden Anstieg des Frauenanteils und der verallgemeinerten Prekarisierung wissenschaftlicher Arbeitsverhältnisse bestehen. Zum anderen stellt er in physikalischen Arbeitsgruppen einen Bedeutungsgewinn von Fähigkeiten und Tätigkeiten fest, die innerhalb traditioneller Arbeitsteilungsdispositive weiblich konnotiert sind, etwa Sozialverträglichkeit und Gefühls- und Beziehungsarbeit. Laufenberg analysiert die steigende Relevanz solcher Formen von affektiver Arbeit im Kontext einer verstärkten Ökonomisierung, Projektifizierung und Prekarisierung von Wissenschaft und diskutiert geschlechtertheoretische und gleichstellungspolitische Implikationen dieser Entwicklung.