Radio-Interview: Riot - Ein unklarer Begriff (original) (raw)
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„Riot – warum denn riot? Gibt es keinen deutschen Begriff dafür?“
Für s u b \ u r b a n sprach Philippe Greif mit dem französischen Politikwissenschaftler Dr. Fabien Jobard über den Begriff riot, städtische Gewalt und Konfliktlinien im aktuellen Forschungsstand zu diesen Themen. Fabien Jobard ist Directeur de recherche am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und derzeit als Gastforscher am Zentrum Marc Bloch in Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Soziologie der Polizei und die Rechtsprechung. Zusammen mit David Paddington und Mike King ist er Herausgeber des 2013 erschienenen Sammelbandes "Rioting in the UK and France. A comparative analysis".
Riots ‒ Anmerkungen zu Begriff und Konzept
sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung
Ausgehend von sozialwissenschaftlichen Befunden werden zunächst ältere massenpsychologische Deutungen von riots zurückgewiesen. Die überwiegende Mehrzahl der im riot Aufbegehrenden entspricht nicht dem Typus entfremdeter und verängstigter Einzeltäter_innen. Zweitens benennt der Beitrag eine Reihe von Bedingungen für das Zustandekommen von riots. Drittens wird der Begriff ‚riot‘ in formaler Hinsicht näher bestimmt und einerseits von moderateren Formen des Protests, andererseits von geplanter und organisierter Gewalt (z. B. Terrorismus) abgegrenzt. Abschließend wird die Frage des politischen Gehalts von riots und deren normativen Grundlagen erörtert.
Riots - Zur Verortung eines unscharfen Phänomens
Bei riots handelt es sich um unscharfe Phänomene, die von urbanen Jugendaufständen bis zu gewaltvoll eskalierenden Demonstrationen reichen. Auch der Begriff riot ist trotz seiner teils regen Verwendung in Medien und Wissenschaft nach wie vor diffus und unscharf. Neben diesen konzeptionellen Leerstellen gibt es in den Sozialwissenschaften bisher kein klar umrissenes Forschungsfeld zu riots. Auch der Sozialen Bewegungsforschung gelingt es nicht, riots als Protestphänomene zu fassen. Vor dem Hintergrund dieser Lücken im Forschungsstand versucht sich der vorliegende Text an einer wissenschaftlichen Verortung von riot als Phänomen und als Begriff. Dabei werden zwei zentrale Aspekte der bisherigen sozialwissenschaftlichen Debatte zu riots untersucht: das Verhältnis zwischen riots und Gewalt sowie das Verhältnis zwischen riots und dem Politischen.
"Riots" - s u b \ u r b a n. zeitschrift für kritische stadtforschung
Pünktlich zum 1. Mai erscheint unser Themenheft riots. Darin werfen wir Blicke in Nachbarländer, auf andere Kontinente und in die Bundesrepublik. Riots sind ein vielschichtiges und in der Forschung umstrittenes Phänomen – diesem Umstand haben wir versucht mit vielfältigen empirischen Beispielen, disziplinären Zugängen und Blickwinkeln Rechnung zu tragen. Eines ist unseren Beiträgen aber gemeinsam: Sie betonen die politische Seite von riots, beschreiben sie als soziales und ökonomisch eingebettetes Phänomen und unterstreichen damit ihre Relevanz für die wissenschaftliche Analyse und die politische Bewegung. s u b \ u r b a n zeitschrift für kritische stadtforschung 2016 band 4, heft 1 www.zeitschrift-suburban.de
Momentum Quarterly - Zeitschrift für sozialen Fortschritt, 2019
Während des G20-Gipfels in Hamburg kam es zu immensen Ausschreitungen, die zahlreiche Diskussionen in der Presse nach sich zogen. In diesen stand häufig die Straffälligkeit der RandaliererInnen im Vordergrund. Eine weitergehende politische oder wissenschaftliche Einordnung der Geschehnisse suchte man vergebens. Dieses Defizit ist auch dem Umstand geschuldet, dass die hiesige Soziale Bewegungs- und Protestforschung kaum Forschungsansätze zur Analyse von Ausschreitungen anbietet. Der vorliegende Artikel versteht Riots als ein gesellschaftliches Phänomen und bemüht sich daher um ein tiefergehendes Verständnis, indem sowohl ideelle und psychosoziale als auch sozialstrukturelle Ursachen beleuchtet werden. Die Ausschreitungen werden mithilfe von politökonomischen Arbeiten wie die von Joshua Clover als ein Krisenphänomen gedeutet, wobei sich die Eruption selbst nur aus einer relationalen Perspektive begreifen lässt. Das Ausmaß in Hamburg war nur möglich, weil die heterogenen Protestgruppie...
'A Riot is a Haunt'. Militante Poetik als revolutionäre Erinnerungsarbeit bei Sean Bonney
undercurrents 16 : Die Fäden neu verknüpfen. Linke Narrative für das 21. Jahrhundert , 2021
Der Beitrag untersucht Sean Bonneys Arbeit an der Schreibbarkeit des Riot als politischer Ausdrucksform eines wachsenden Surplus-Proletariats. Dabei wird argumentiert, dass sich Bonneys ‚militante Poetik‘ als ‚militante Anamnese‘ der Jetztzeit des Riots geriert und damit gegenwärtige literarische Praxis selbst zum Schauplatz der Krise der Verwertung und der Überflüssigmachung macht.
Einleitung [zu: Reform als Konflikt]
2016
Zerfall und Blüte klösterlichen Lebens sind die Metaphern, mit denen die Ordensgeschichtsschreibung seit ihrem Bestehen Phänomene des Wandels kategorial erfasst und als solche den Wandel zugleich unsichtbar macht.1 Die Metaphorik suggeriert eine naturhafte Wiederkehr des Immergleichen, losgelöst von den kulturellen Faktoren Zeit und Raum. Der Königsweg, der in der narrativen Logik der Ordensgeschichtsschreibung vom Zerfall zur Blüte führt, ist die Reform. Als Modus der Selbstbeschreibung erfasste der Reformdiskurs im 15. Jahrhundert fast alle Gesellschaftsbereiche.2 Doch nirgendwo sonst veränderte der Diskurs die Institutionen, die ihn hervorgebracht hatten, derart nachhaltig wie im Ordenskontext.3 Das Thema ist in den letzten Jahren vielfach gewürdigt worden.4
Ein historischer Streik - Interview
Der Freitag - Die Wochenzeitung, 2021
Interview 40.000 Amazon-Beschäftigte legten in Italien die Arbeit nieder. Was deutsche Gewerkschaften daraus lernen können, erklärt der Soziologe Francesco Massimo In Italien wird Amazon bestreikt, unter anderem in Brandizzo in der Nähe von Turin Foto: Marco Bertorello/AFP/Getty Images In der vergangenen Woche legten 40.000 Amazon-Beschäftigte in Italien die Arbeit nieder. Welche Gründe dieser Erfolg hat und was die deutschen Gewerkschaften daraus lernen können, erklärt der italienische Soziologe Francesco Massimo. Francesco Massimo ist gebürtiger Römer und forscht am Institut d'études politiques de Paris zu Arbeit und Arbeitskämpfen bei Amazon.