Haben Balḫīs Vorschläge zur psychischen Gesundheit eine Entsprechung in der heutigen Psychologie? (original) (raw)
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Ist die Psychoanalyse ein modernes Heilritual?
Psychotherapie und Sozialwissenschaft. 6: 4: 2004. S. 296-315., 2004
Als Psychoanalytikerin mit ethnologischem Hintergrund habe ich mich seit ungefähr 1991 mit der türkischen Kultur und Sprache beschäftigt. Ich habe türkisch gelernt und seit 1994 behandle ich Patienten 1 in dieser Sprache. Viele meiner Patienten können sich zu Anfang nur wenig Vorstellungen davon machen, auf welche Weise Gespräche, das heisst "nur Reden", zur Bewältigung ihrer Probleme beitragen könnte. Sie verfügen über keinen inneren Rahmen, der mit dem äusseren unseres Settings übereinstimmen würde. Manche fühlen sich im Zweiersetting unwohl oder beobachtet, andere bringen dann und wann Verwandte oder Freundinnen zu den Sitzungen mit. Die ausschliessliche Konzentration auf ihre Person beschämt sie und der Gedanke, dass es prinzipiell etwas Positives sein könnte, dem eigenen Selbst mehr Wert beizumessen, ist ihnen fremd. Den eigenen Körper und die eigenen sexuellen Wünsche zu entdecken, für uns die selbstverständliche Aufgabe eines jeden, der seine Lebensqualität verbessern möchte, bleibt ihnen meist durch absolute Tabus verwehrt. D. h. die impliziten Zielvorstellungen der Psychoanalyse, die grosso modo mit jenen unserer Kultur (was immer das sei) übereinstimmen, kontrastieren stark mit ihren Vorstellungen davon, wie ein auftretender Konflikt ratsamerweise zu lösen sei. Was bedeutet das für unser Instrumentarium?
Kollektive Metaphern des psychosozialen Helfens
report psychologie, 1995
"Klären" wir die Probleme unserer Klientinnen? "Lösen" wir ihre "Verstrickungen"? Oder sollten wir sie besser nur "begleiten", damit sie ihren "Weg" selbst "finden"? Wir könnten allerdings versuchen, diese Prozesse (lat.: procedere, processi: vorwärts schreiten) zu "erleichtern", wenn die Menschen es zu "schwer" haben. Oder? Was machen wir eigentlich? "Machen" wir denn etwas? Es gibt sehr differierende Antworten auf diese Fragen; in sozialpädagogischen Handlungsanweisungen und psychotherapeutischen Fortbildungen, in vergleichenden Therapiestudien (z.B. Zimmer 1983, Thommen et al. 1988, Grawe et al. 1994) und qualitativen Untersuchungen des psychosozialen Helfens (Beerlage et al. 1989) werden sehr unterschiedliche Formen und Inhalte des psychosozialen Helfens diskutiert. Eine Antwort, die so sehr an der Oberfläche des Phänomens liegt, daß sie fast immer übersehen wird, besteht darin, dem Volk der HelferInnen "auf das Maul zu sehen" (Luther) 1. Die amerikanischen Linguisten und Sprachphilosophen George Lakoff und Mark Johnson behaupten, daß unsere sprachlichen Bilder nicht nur Oberflächenphänomene des Redens sind, sondern Modelle des Denkens und der Interaktion offenbaren 2. Die Untersuchung, die ich hier vorstelle, nutzte die Theorie der beiden Autoren, um in systematischer Weise kollektive Sprachbilder, sog. "Metaphern", im psychosozialen Bereich zu sammeln und zu analysieren. Ich fand neun verschiedene metaphorische Modelle des Helfens, die uns vor jeder Theorie schon vertraut sind, aus unserer Alltagspraxis stammen und unsere Interaktionen wahrscheinlich schon steuerten, als wir noch keine professionellen HelferInnen waren. Als Gegenstand wählte ich eine Form des psychosozialen Helfens, die sowohl von den Aufgaben wie von den Beschäftigten ein sehr breites Spektrum beruflicher Logiken versammelt: Einzelfallhilfe in der Form, wie sie in Berlin seit 1973 praktiziert wird. Das meint aufsuchende und oft im Milieu der Klienten stattfindende Hilfe für psychisch und sozial auffällige Kinder, bei körperlichen und geistigen Behinderungen und für Menschen, die an einer psychiatrischen Erkrankung leiden. Verschiedene Untersuchungen zeigen, daß sowohl sozialpädagogische wie psychologische bzw. therapeutische Herangehensweisen genutzt werden (Fritzsche et al. 1994, Schmitt 1995). Statt einer Einführung in die Theorie
Die Transpersonale Psychologie repräsentiert eine Perspektive, die in den letzten Jahren in der psychologischen Forschung und Praxis international zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der Bei− trag gibt zunächst einen Überblick über die Geschichte und die Quellen der Transpersonalen Psychologie. Aufbauend auf dieser Basis werden wesentliche thematische Bereiche der Transperso− nalen Psychologie erörtert: u. a. a) die Bedeutung von Spirituali− tät in Psychotherapie und Beratung, b) Spiritualität als Ressource zur Erhaltung und Wiedererlangung von Gesundheit, c) spiritu− elle Erfahrungen als Zugangsweise zum Bewusstsein, d) die Ab− grenzung von außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen und ¹spirituellen Krisen". In einem weiteren Kapitel werden spezifi− sche Probleme und kritische Punkte der Transpersonalen Psy− chologie diskutiert. Dazu gehören u. a. die Auseinandersetzung mit der Frage, ob sprachfreie Erfahrung und die Übertragbarkeit der Begrifflichkeit östlicher in westliche Psychologien möglich sind. Abschließend wird auf die Vorteile der transpersonalen Perspektive hingewiesen und es wird dafür plädiert, die Trans− personale Psychologie wissenschaftlich ernst zu nehmen.
Der Mensch sollte –folgt man dem Philosophen Ernst Cassirer (1874-1945) – nicht als animal rationale, sondern als animal symbolicum als ein Sinnenwelten schaffendes Wesen definiert werden. Denn er passt sich seiner Umgebung dadurch an, dass er zwischen dem Merknetz, durch das ein Tier äußere Reize aufnimmt, und dem Wirknetz, durch das es unmittelbar auf diesen Reiz reagiert (Jakob von Uexküll), ein weiteres und ihm eigentümliches Netzwerk errichtet hat - das Symbolnetz. Dieses Netz gibt dem Menschen die Möglichkeit, nicht direkt auf die Reize der Umgebung antworten zu müssen, sondern erst nach einer Verzögerung und einer nachdenklichen Pause eine „menschliche“ Antwort zu finden. Dieses u. a. aus Mythos, Sprache, Kunst, Religion und Wissenschaft bestehende Symbolsystem speichert und verarbeitet die menschlichen Erfahrungen und wird fortlaufend durch den Fortschritt im Denken und in der Erfahrung verfeinert. Verglichen mit den Tieren lebt der Mensch auf diese Weise in einer sehr reichen und umfassenderen Wirklichkeit, er lebt in einer neuen Symbol - Dimension. Er tritt der Wirklichkeit nicht mehr direkt gegenüber, sondern bewegt sich in einem eigenen Symbolnetz mit seinen verschiedenen Ausdrucksformen, die jeweils ihren eigenen Gesetzen und Prinzipien folgen, nicht aufeinander rückführbar sind und sich letztendlich zu einem Schicht um Schicht wachsenden kulturellen Kosmos ergänzen und zusammenfinden. Diese symbolischen Formen – Mythos, Sprache, Religion, Wissenschaft, Kunst, Geschichte, Recht und Sitte u. a. – sind für Cassirer universelle, intersubjektiv gültige Grundformen des Verstehens der Welt. Eine solche grundsätzliche Sicht auf die symbolische Ausrichtung der menschliche Welt sollte auch für das Denken über psychische Erkrankungen nutzbar gemacht werden; darum geht es in diesem Buch.
Hintergrund Das "Kohärenzgefühl" (SOC) nach Antonovsky wird als Ressource angesehen, Anforderungen des Lebens zu meistern. Zumeist wird angenommen, dass es in Kindheit und Jugend festgelegt und im Erwachsenenalter wenig modifizierbar ist, allerdings weisen Studien darauf hin, dass es durch Psychotherapie gestärkt werden kann. Ziel Ziel der Untersuchung ist, den Zusammenhang zwischen einer Trance-induzierten Methode und dem Koheränzgefühl zu erforschen und auf spirituelle Ressourcen Bezug zu nehmen. Methode Es wurden 10 Ritualsitzungen mit standardisiertem Ablauf durchgeführt. Vor der ersten Sitzung und nach der letzten Sitzung wurde eine quantitative Erhebung mit dem Fragebogen zum SOC durchgeführt. Zusätzlich wurde nach der Teilnahme folgende offene Frage gestellt: "Hat sich durch die Arbeit mit den rituellen Körperhaltungen etwas in Deinem Leben / an Deiner Einstellung verändert? Wenn ja, was?" Ergebnis Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Zunahme im Gesamtw...
B.7 Psychische Gesundheit in der StadtSolveig Behr, Jonas Schöndorf, Maximilian Berger, Mazda Adli
Stadtsoziologie und Stadtentwicklung, 2020
Die Stadt als Lebensraum verspricht ihren BewohnerInnen bessere Bildungs-und Berufschancen, Infrastruktur, Kulturmöglichkeiten und Gesundheitsversorgung als auf dem Land. Neben diesem "Urban Advantage" ist die Stadt ebenfalls ein Lebensraum, der ein erhöhtes Risiko für sozialen Stress und damit auch für psychische Erkrankungen darstellt. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Auswirkungen von Stress auf die psychische Gesundheit sowie spezifische urbane Stressoren. Anschließend werden Möglichkeiten für die Stadtentwicklung aufgezeigt, einen gesundheitsprotektiven Einfluss auszuüben.
Psychodramatisches Bearbeiten innerer Anteile erweitert um Wege des Advaita
Zeitschrift Für Psychodrama Und Soziometrie, 2019
This article of the Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie (ZPS) considers goal and approaches of psychodramatic work with inner parts, and compares this with the Indian self-exploration path of the Advaita Vedanta philosophy. Working on inner parts alleviates negative consequences of the subject-object split Dr. theol. J. Becker-Ebel (