Resonanzen des Virtuellen. Musikalische Kinematographik I (original) (raw)
Diese Studie lässt Begriffe, die Gilles Deleuze in seinen Kino-Büchern »Das Bewegungs-Bild« und »Das Zeit-Bild« entwickelt hat, in der Musikästhetik wirksam werden. Der Akzent liegt dabei auf Aspekten der musikalischen Bewegung, die als ästhetisches Medium rekonstruiert wird, in dem sich das Virtuelle klanglich artikulieren kann. Benjamin Sprick verfolgt die Vielheiten der musikalischen Bewegung in einem analytischen Dreischritt vom ›Solo‹ des Cellisten, der er selber ist, bis zum ›Tutti‹ des orchestralen Ensembles und der kammermusikalischen Partitur. Auf diese Weise wird ein künstlerisch-wissenschaftlicher Ansatz des musikalischen Denkens entworfen, der seine methodischen Fluchtlinien aus der instrumentaltechnischen Praxis generiert.
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Vortrag an der HfMT Hamburg, 17.06.2019
Der Begriff des ›Kinematographischen‹ ist bislang ausschließlich für optische Medien reserviert worden, seit ihn die Gebrüder Lumière 1895 mit dem Nachdruck ihres Nachnamens in die Geschichte der technischen Innovationen visueller Kommunikation eingetragen haben. Wenn von ›Kinematographie‹ die Rede ist, sind daher in der Regel Apparaturen gemeint, die zur Aufzeichnung und Wiedergabe in Bewegung versetzter Bilder dienen. Die Musik jedoch – so lautet die These, die im Vortrag entwickelt werden soll – ist nicht weniger ›kinemato-graphisch‹ als das Kino. Im Gegenteil: Auch sie schöpft ihre Wirksamkeit aus einer Vielfalt von Bewegungseinschreibungen und -transformationen, die nach einer Ausweitung und Vervielfältigung kinematographischer Terminologie verlangt.
Phanomenologie der musikalischen Bewegung
Seminar at Hochschule für Musik und Theater Hamburg, Summer Semester, 2020
Wie kaum eine andere Kunstform ist Musik mit Bewegungen verbunden. Sei es der Klang eines einzelnen Akkords, eine sich intensivierende Bogenbewegung oder die stimmliche Modulation eines ausdrucksvollen Gesangs: Musik ist immer ›auf der Fahrt‹, sich selbst gegenüber verschoben. Sie ›macht‹ sich in Zwischenräumen und entzieht sich einem griffigen theoretischen Vokabular, das ihre Streifzüge durch vibrierende Oberflächen und in Resonanz versetzte Körper begrenzen und definitorisch stillstellen will. Dennoch drängt sich die Frage nach dem Wesen der musikalischen Bewegung permanent auf: Inwiefern handelt es sich bei musikalischen Bewegungen um eine unmittelbare gegebene Erscheinung, das heißt, um ein ›Phänomen‹? Wie lässt sie sich im Zwischenraum von Partitur, Aufführung und Publikum verorten? Auf welche Weise können musikalische Bewegungen mit philosophischen Bewegungstheorien und historischen Entwicklungen der Kompositionsgeschichte in Beziehung gesetzt werden? Ausgehend von einer Lektüre einschlägiger philosophisch-phänomenologischer Literatur (Husserl, Merleau-Ponty, Heidegger), sowie durch einen regelmäßigen Rekurs auf Fragen musikalischer Instrumentalpraxis und musiktheoretischer Analyse sollen im Seminar Grundzüge eines phänomenologischen Denkens der musikalischen Bewegung skizziert werden. Hierzu können – nach einführenden Vorüberlegungen – philosophische Texte mit konkreten Werkausschnitten in Beziehung gesetzt werden, die im Seminar selbst praktisch aufgeführt und diskutiert werden.
Psyche
Balance, Rhythm, Resonance: Toward complementarity between the 'vertical' and the 'resonant' dimensions of the unconscious Situating things psychically in an 'internal space' that is clearly set off from the 'outside world' and investigating that internal space by means of introspection are historically conditioned approaches that impose restrictions that we need to break free of. The upvaluation of 'depth' and the develuation of 'surface' are only conceivable within a model of spatial metaphors. As a guiding opposition, we might try replacing 'internal/external' by 'visible/invisible'. New metaphors, specifally of a musical nature, are best suited to describing the intensive experience of the therapeutic situation. The vertical dimension loses nothing of its rightful status in the reconstruction of a story that invariably features 'actual genesis' of an intersubjective nature (between analyst and patient). Rece...
Jenseits des Raumes. Zur Handlungsmacht der Musikaufnahme
Musikethnographien im 21. Jahrhundert, 2021
Dieser Artikel basiert auf einer über die letzten 15 Jahre gewachsenen Beziehung zwischen dem Autor und Spezialist*innen der indigenen Gruppe der Pemón im Süden Venezuelas an der Grenze zu Brasilien. Im Mittelpunkt steht die Darstellung der ersten Feldforschungen, bei denen die klassischen Feldforschungsmethoden, wie die teilnehmende Beobachtung, das Interview, die Klangaufnahme und die Aneignung musikalischer Praktiken durch Hörsitzungen mit historischen Walzenaufnahmen Theodor Koch-Grünbergs aus dem Jahre 1911 (Berliner Phonogramm-Archiv) vor Ort nach und nach ergänzt wurden. Im Laufe der Jahre wuchs das Vertrauensverhältnis zwischen dem Autor und einigen indigenen Spezialist*innen, was einen Wechsel von der Perspektive »Forscher / Beforschte« hin zur Resonanz gemeinsam erlebter Erfahrungen bewirkte. Thematisiert wird darüber hinaus der Prozess der Revitalisierung der historischen Aufnahmen, die einerseits auf diesen Austausch und andererseits auf die Kooperation mit dem Sharing Knowledge Projekt des Berliner Museums zurückzuführen ist. Bei der Perspektive der Beschreibung wird die Handlungsmacht (Gell 1998) der historischen Musikaufnahmen Koch-Grünbergs selbst in den Fokus gestellt, da diese zunächst Interesse und Zweifel über bestehende akademische Diskurse beim Autor erzeugte. Darüber hinaus sind die historischen Walzenaufnahmen Agenten dieser Revitalisierung und (Re)-Kontextualisierung, was unter anderem anhand der Resonanzfelder der beteiligten Spezialist*innen erarbeitet wird. Als theoretisches Konzept wird der Frage nachgegangen, inwieweit welche Akteure und / oder Entitäten (Menschen, Nichtmenschen) in welcher Art von Netzwerken (Latour 2005) bzw. meshworks (Ingold 2011) und Interaktionen erkennbar sind und wie diese Entitäten die Existenzweise und die damit verbundenen Bedeutungs zuordnungen und Kontextualisierungen von Musikaufnahmen immer wieder aufs Neue generieren. Hierbei rückt die Vorstellung einer Raum-bzw. Ortsgebundenheit von Menschen und menschlichen Gruppen in den Hintergrund, und die Performanz und die damit verbundenen ontologischen Modi in den Vordergrund.
Eine harmonisch-syntaktische Camouflage
2010
Dass Chopins Mazurken viele ergiebige Fundstellen für harmonische und syntaktische Experimente bereithalten, ist keine neue Erkenntnis. In dieser Gattung, die nach der bloßen Anzahl der Stücke die beliebteste im Gesamtwerk des Komponisten ist, ereignen sich Besonderheiten und Abweichungen von kompositorischen Idealtypen in solcher Fülle, dass weniger auffällige Passagen leicht in deren Schatten stehen oder eventuell als Folklorismen abgetan werden. Das ist eine Gefahr, der man auch im Falle der H-Dur-Mazurka op. 56 Nr. 1 erliegen kann. Der Beginn dieses Stücks weist jedoch zwei frappierende Merkmale auf – die systematische Verschleierung der Grundtonart und die spezielle syntaktische Konstellation dieser Eröffnung. Gängige Hörerwartungen für den Beginn eines Charakterstücks oder stilisierten Tanzes werden auf diese Weise enttäuscht.
Rhythmik: handlungs orientiert, mehr dimensional, ästhetisch
Zenodo (CERN European Organization for Nuclear Research), 2019
Hintergründe und Ausgangspunkte 2.1 Rhythmus-eine ästhetische Kategorie 2.2 Rhythmische Gesetzmässigkeiten 2.2.1 Was aber ist Rhythmus? 2.3 Rhythmik und Rhythmus als Grundbegriffe der Ästhetik 2.3.1 Ursprung und Geschichte der Rhythmik als Profession 2.4 Zürcher Rhythmik-Scheiblauer-Rhythmik 3 Menschenbilder und Denkmodelle 3.1 Seinsweisen 3.2 Angeborene Anlagen: Fähigkeit zur Beziehung, zur Wahrnehmung und zur Bewegung 3.3 Fähigkeiten oder Kompetenzen 1 Einleitung Freiheit von der Geschichte gibt es nur durch die Freiheit zur Geschichte, in der ich-im Blick auf den möglichen und notwendigen Trend zur Zukunft hindas Vergangene reflektierend durchdringe. W. Schulz (2001)
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Seibert, C., Greb, F. & Tschacher, W. (2019). Nonverbale Synchronie und Musik-Erleben im klassischen Konzert, Jahrbuch Musikpsychologie, 2018, Vol. 28: Musikpsychologie — Musik und Bewegung, Artikel e18, https://doi.org/10.5964/jbdgm.2018v28.18, 2018
Musikalische Wucherungen. Zu Pierre Boulez' "Notations"
Kompositorische Stationen des 20. Jahrhunderts. Debussy, Webern, Messiaen, Boulez, Cage, Ligeti, Stockhausen, Höller, Bayle, ed. Chr. von Blumröder, =Signale aus Köln. Beiträge zur Musik der Zeit 7, Münster (Lit Verlag), 2004