(Paper) Spatel, Sonde und Skalpell. Medizinische Instrumente im Archäologischen Befund (AOAT 397, 2012) (original) (raw)

D. Modl, Die Sondierstange – Ein unverzichtbares Prospektionswerkzeug in der frühen Archäologie, in: G. Koiner – U. Lohner-Urban, „Ich bin dann mal weg“ – Festschrift für einen Reisenden. Thuri Lorenz zum 85. Geburtstag, VIKA 13 (Wien 2016), 151–156.

Lange bevor in den 1940/50 er-Jahren die ersten geophysikalischen Geräte und Messverfahren zur Auffindung und Kartierung unterirdischer Bodendenkmale zur Anwendung kamen 1 , gab es in der frühen Altertumsforschung mit der Sondierstange -auch Sondierstab bzw. -nadel, Visitiereisen oder Peilstange genannt -bereits ein höchst effizientes Werkzeug für archäologische Prospektionen 2 . Dabei handelt es sich um eine dünne Eisenstange von ein bis zwei Metern Länge, deren spitzes Ende mit Hilfe einer gegenüberliegenden Querstange als Handgriff senkrecht oder leicht schräg in den Boden gedrückt bzw. hineingedreht wurde. Aufgrund des geringen Durchmessers des Schaftes von weniger als einem Zentimeter konnte die Sondierstange nur per Druck oder Zug der Arme bzw. Hände in den Boden getrieben und auch wieder herausgezogen werden. Da sie im Regelfall nicht mit einem Hammer in den Boden geschlagen wurde, konnte der obere Abschluss statt als waagrechter Handgriff auch wie ein Knopf, Bügel oder Ring ausgeformt sein. Dass der Übergang von der Sondierstange zum Erdbohrer fließend war, zeigt der Umstand, dass das untere Ende auch über kleine Vertiefungen verfügen bzw. als Spiralspitze ausgeformt sein konnte, die es erlaubten auch minimale Erdmengen aus dem Untergrund hinaufzubefördern. Der Erfindungsreichtum und die Formenvielfalt ging sogar so weit, dass sich z. B. der deutsche Historiker Friedrich Karl Hermann Kruse (1790-1866) für eine Forschungsreise ins Baltikum einen ausgehöhlten Spazierstock anfertigen ließ, der einen ungefähr 75 cm langen, schmalen Erdbohrer mit Spiralspitze aufnehmen konnte 3 .

Die Klinge der frühmittelalterlichen Spatha. Computertomografische Untersuchungen an zweischneidigen Schwertern aus Gräbern des 6. bis 8. Jahrhunderts in Westfalen

L. Deutscher/M. Kaiser/S. Wetzler (Hrsg.), Das Schwert - Symbol und Waffe. Beiträge zur geisteswissenschaftlichen Nachwuchstagung vom 19.-20. Oktober 2012 in Freiburg/Breisgau. Freiburger Archäologische Studien 7 (Rahden 2014) S. 111-126, 2014

The following paper discusses the usability of digital computed tomography as a non-destructive method to examine the construction of the early medieval Spatha focussing mainly on its blade. First results of these examinations are presented. Within a cooperation project of the Altertumskommission für Westfalen and the LWL-Archäologie für Westfalen 28 finds from graves in the Westfalian region, dated to the 6th - 8th century, were being analyzed. All examined blades were pattern-welded and consisted of both cutting edges and a changing number of composite rods, consisting of two distinct iron alloys. As these materials are affected differently by corrosion, it is possible to display the existing structures in the object layer-by-layer. Due to the certain development of the structures inside the composite rods, even once visible patterns on an already disintegrated surface of a blade can be reconstructed. One of the key results is the fact that the core of most Westfalian sword blades was made from two layers of halved composite rods. Instead of the often displayed herringbone patterns these weapons depicted mainly curving patterns on the surface.

Die Fundkeramik aus dem Kreuzgangbereich des Stiftes St. Arnual - Einleitung + Die Keramik im spätmittelalterlichen Kreuzgangbereich des Stiftes St. Arnual

Leben und Sterben in einem mittelalterlichen Kollegiatstift. Archäologische und baugeschichtliche Untersuchungen im ehemaligen Stift St. Arnual in Saarbrücken, 333-336, 361-390, 2007

Im spätmittelalterlichen Kreuzgang wurden annähernd 40 kg Scherben gefunden, die sich unter verschiedenen Gesichtspunkten untersuchen lassen. Es lassen sich teilweise daraus die Formen der ehemaligen Gefäße rekonstruieren, die Aussagen zur zeitlichen Stellung, zur Gefäßfunktion und zur Verbreitung der Form ermöglichen. Die unterschiedliche Beschaffenheit der Keramik liefert verschiedene Aufschlüsse zur Provenienz und zur Herstellungstechnik, zur Gefäßfunktion und letztlich auch zu den sich wandelnden Kaufinteressen der Kunden. Im Folgenden soll eine Untersuchung des Fundensembles unter dem Gesichtspunkt der Formen und ihrer Datierung sowie der Warenarten erfolgen. Viele Themenpunkte, die sich aus der Synthese beider Aspekte ergeben, können im Folgenden nur angeschnitten, jedoch nicht vollständig erörtert werden. Dies liegt einerseits an der Forschungslage selbst, die für viele Regionen noch unbefriedigend ist, und andererseits daran, dass bis zum Abgabetermin für diesen Beitrag die Zeit für eine profunde Einsicht der Literatur und Museumsbestände nicht zur Verfügung stand 1 . Insofern kann die vorliegende Arbeit lediglich als Einstieg in das interessante Thema der Keramikforschung für unsere Saar-Blies-Region dienen. Um bessere Datierungsmöglichkeiten zu gewinnen, werden zunächst die einzelnen Gefäßformen betrachtet und erst dann die vorkommenden Waren definiert.

Antike Schmelztiegel (Ancient Crucibles). Archäologie und Archäometrie der Funde aus Augusta Raurica. Beiträge zur Technikgeschichte 1 / Studies in Technical History Vol. 1 (Basel 2018) [English Summary pp. 248-252]

Die römische Stadt Augusta Raurica bei Basel erbrachte u. a. zahlreiche archäologische Zeugnisse der frühen Metallverarbeitung, insbesondere Grabungsbefunde von Bronzegiesserwerkstätten und Hunderte von mobilen Zeugnissen ihrer Tätigkeit: Fehlgüsse, Halbfabrikate, Schmelztiegel, Gussformen usw. Die 893 Schmelztiegel bilden den bisher umfangreichsten archäologischen Fundbestand im antiken Europa. Ihnen ist die aktuelle archäologische und naturwissenschaftliche Studie gewidmet. Es handelt sich hierbei um eine einzigartige Untersuchung mit einem originellen und innovativen Forschungsansatz. Sie bildet eine wichtige Grundlage für weitere wirtschaftsgeschichtliche, archäologische und archäometrische Untersuchungen sowie für die experimentelle Archäologie und ist so verständlich geschrieben, dass sie auch für ein nicht-naturwissenschaftliches Publikum geeignet ist. Eine einzigartige Untersuchung mit originellem und innovativem Forschungsansatz. Die vielseitigen, interdisziplinären Untersuchungen verfolgen zwei Schwerpunkte: Einerseits werden die römischen Schmelztiegel von Augusta Raurica archäologisch dokumentiert und bezüglich der Tonherkunft sowie der Metallspuren erfolgreich analysiert. Andererseits werden mit Experimenteller Archäologie neue Wege beschritten, indem das Töpfern von Tiegeln, die Herstellung der äusseren «Verschleissschicht Lutum», das Zementieren von Messing sowie weitere Phänomene der Tiegel-Metallurgie erprobt und rekonstruiert werden.

Ulrich Schoknecht, Jutta Möller, Daniel Nösler & Jens-Peter Schmidt, Norddeutschland. In: Verband der Landesarchäologen (Hrsg.), Handbuch der Grabungstechnik (Aktualisierung 2011)

Vielfältig sind die Begräbnisformen aus ur-und frühgeschichtlicher Zeit im norddeutschen Raum. Im Lauf der Entwicklung bildeten sich differenzierte Denkmäler heraus. Aus dem Paläolithikum sind keine Befunde überliefert, die auf ein festes Totenritual hindeuten, sodass diese Periode, die in großen Teilen Norddeutschlands auch nicht in voller Breite nachgewiesen ist, außer Betracht bleiben muss. Für das Mesolithikum dagegen sind erste Bestattungen in unserem Gebiet belegt. Dazu zählen Körpergräber aus Groß Fredenwalde in der Uckermark, die dick mit Rötel überdeckt waren. Dort waren mehrere Skelette gemeinsam niedergelegt worden -versehen mit verschiedenartigen Beigaben, vor allem Tierzähnen, Knochenpfrieme und Flintartefakten. Hinzu kommt eine hockende Frauenbestattung aus Rothenklempenow, Ldkr. Uecker-Randow.