Musikwissenschaft und Rassenforschung im Nationalsozialismus, München: Allitera 2020 (Münchner Veröffentlichungen zur Musikgeschichte, 80), 224 S. (original) (raw)
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Der Band teilt sich in vier größere Themenblöcke: Den ersten, für die Konzeption des Bandes zentralen Aspekt der Musikgeschichtsschreibung eröffnet Luca Aversano mit Gedanken zur Dialektik zwischen deutscher und italienischer Kunst am Beispiel der Begriffe „Klassik“ und „Instrumentalmusik“ vom ausgehenden 18. bis ins 20. Jahrhundert. Das deutsche Bewusstsein der wilhelminischen Zeit, über den militärischen Sieg gegen Frankreich 1871 hinaus auch die musikalische ‚Welt‘ zu beherrschen, zeigt sich in erschreckendem Maße in den von Mikhail Kuchersky angeführten Schriften Hugo Riemanns zur Musik des 18. und 19. Jahrhunderts. Mit den Beiträgen von Mauro Fosco Bertola, Stephanie Klauk und Elena Oliva tritt Fausto Torrefrancas ebenso kenntnisreiches wie nationalistisch geprägtes Geschichtsbild in drei wichtigen Aspekten seines Œuvres in den Vordergrund, bevor Michael Zywietz mit Anmerkungen zum Oratorienführer von Hans Schnoor aus dem Jahre 1939 und zu weiteren Schriften desselben Verfassers auf die Kontinuität nationalsozialistischen Gedankenguts bis weit in die Bonner Republik hinein hinweist. Der zweite Themenblock, Musiker und Komponisten, erweitert die genannten Aspekte mit Beobachtungen zu einzelnen Komponisten wie Giuseppe Tartini (Matteo Cossu), Jean Sibelius (Robbi Teichfischer), der neapolitanischen Komponistin Emilia Gubitosi (Antonella Napoli) und Gian Francesco Malipiero (Alessandro Turba), deren Auswahl sich vor allem den individuellen Forschungsinteressen der Seminarteilnehmer verdankt. Einzelnen Aspekten der mitunter sich allem Vorstellbaren entziehenden musikalischen Praxis in beiden Systemen ist der dritte Themenblock, Faschismus und Nationalsozialismus, gewidmet. Boris von Haken weist im Umfeld seiner international rezipierten Forschungen zum ‚Dritten Reich‘ – nicht zuletzt zu dem die Musikwissenschaft besonders betreffenden ‚Fall Eggebrecht‘ – auf die Existenz eines im Wesentlichen kirchenmusikalisch geprägten Verbandes mit dem Namen Organum und dessen ideologische Verstrickung hin. Fiamma Nicolodi widmet sich der Kulturarbeit des Mussolini-Regimes und namentlich dem Teatro delle Arti, einem vom Regime geförderten kleinen Theater in Rom, in dem sogar die Uraufführung eines avantgardistischen Werks wie Luigi Dallapiccolas Canti di prigionia möglich war. Camilla Poesio, Benedetta Zucconi und Silvia Del Zoppo geben Einblicke in ihre gegenwärtigen Arbeiten zum Jazz bzw. zu Radio und Grammophon im italienischen Faschismus sowie zur monströsen Idee einer „entarteten Kunst“ und der damit verknüpften Musik in den Konzentrationslagern des ‚Dritten Reichs‘. Pamela M. Potter spannt schließlich den chronologischen Bogen weiter in die Entnazifizierung und berichtet von eigenen Erfahrungen bei ihren Forschungen hierzu im geteilten Deutschland. Viertens und abschließend thematisieren unter der Überschrift Ästhetisch-philosophische Aspekte Rainer Kleinertz die Idee einer ‚absoluten Musik‘, die im Parteienstreit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkam und zu einem zentralen Aspekt der Musikideologie des Nationalsozialismus avancierte; Monica Cioli die Idee des Gesamtkunstwerks im Futurismus und dessen Verbindung zum Faschismus; Ludovica Malknecht Aspekte der Wagner-Rezeption in Deutschland und Italien am Beispiel von Thomas Manns Novelle Tristan; und schließlich Francesco Ragni Gedanken von Günther Anders zum Gesamtkunstwerk und zur Musik in der nationalsozialistischen Propaganda. Il volume si articola in quattro grandi sezioni tematiche, ordinate cronologicamente. Alla Storiografia musicale, aspetto centrale per la concezione del presente volume, è dedicata la prima sezione, aperta da Luca Aversano, il quale esamina i concetti di ‹classicismo› e ‹musica strumentale› tra la fine del XVIII e l’inizio del XX secolo. La consapevolezza tedesca del periodo guglielmino, a partire dalla vittoria militare contro la Francia del 1871, di voler muovere alla conquista anche del mondo musicale, emerge in maniera inquietante negli scritti di Hugo Riemann sulla musica del XVIII e del XIX secolo, come esaminati da Mikhail Kuchersky. I contributi di Mauro Fosco Bertola, Elena Oliva e Stephanie Klauk portano in primo piano tre importanti aspetti dell’opera di Fausto Torrefranca, mentre Michael Zywietz, basandosi sulla guida all’oratorio di Hans Schnoor del 1939 e su altri scritti dello stesso autore, evidenzia la continuità del pensiero nazionalsocialista fino alla repubblica di Bonn. La seconda sezione, Musicisti e compositori, mette in relazione le problematiche generali con singoli autori come Giuseppe Tartini (Matteo Cossu), Jean Sibelius (Robbi Teichfischer), la compositrice napoletana Emilia Gubitosi (Antonella Napoli) e Gian Francesco Malipiero (Alessandro Turba), la cui scelta si deve essenzialmente ai singoli interessi dei partecipanti al seminario. Il terzo blocco tematico include studi dedicati ad aspetti specifici della vita musicale tra Fascismo e nazionalsocialismo. Boris von Haken, nell’ambito delle sue ricerche sul ‹Terzo Reich› diffuse a livello internazionale (dedicate tra l’altro al ‹caso Eggebrecht›, particolarmente significativo per la musicologia), concentra l’attenzione su di una società dal nome Organum, attiva essenzialmente nel campo della musica sacra, e sui suoi intrecci ideologici. Fiamma Nicolodi affronta il caso del Teatro delle Arti nel contesto del programma culturale del regime mussoliniano, un piccolo teatro in cui fu possibile eseguire perfino la prima assoluta di un’opera d’avanguardia come i Canti di prigionia di Luigi Dallapiccola. Camilla Poesio, Benedetta Zucconi e Silvia Del Zoppo offrono saggi delle loro attuali ricerche sul jazz, sulla radio e sul grammofono nell’Italia fascista, sull’idea mostruosa di «arte degenerata» e sulle sue relazioni con la musica eseguita nei campi di concentramento del ‹Terzo Reich›. Pamela M. Potter estende infine l’arco cronologico fino alla denazificazione, dando conto delle proprie esperienze di ricerca nella Germania divisa. Nella quarta e ultima sezione sono tematizzati aspetti di carattere estetico-filosofico: Rainer Kleinertz tratta l’idea di una ‹musica assoluta›, che sorge nella seconda metà del XIX secolo e diviene centrale nell’ideologia musicale del nazionalsocialismo; Monica Cioli discute l’idea di opera d’arte totale nel futurismo e le sue relazioni con il fascismo; Ludovica Malknecht esamina aspetti della ricezione di Wagner in Italia e in Germania sulla scorta della novella Tristan di Thomas Mann; Francesco Ragni analizza il pensiero di Günther Anders sull’opera d’arte totale e sulla musica nella propaganda nazista.
2020
Various studies have shown that musical practices are differentiated by social class and that similar mechanisms are at work in music education. But what is the nature of these mechanisms? In a qualitative study of photographs from community music schools in a state in Northern Germany, it could be shown that besides class, race proved to be a barrier to music education for all – a category so far neglected by most German music education scholars. The paper discusses some of the implications for theory and terminology that arise against the specific German background. (DIPF/Orig.)
2012
Das Leipziger Konservatorium ist die älteste musikalische Lehranstalt auf dem Gebiet des heutigen Deutschland. Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy, der Renommierteste unter den Initiatoren, erhob den Anspruch einer akademischen Ausbildung von Musikern. Leipzig wurde modellhaft für Konservatoriums-Gründungen in Europa und Übersee. Doch wie veränderten sich das Selbstverständnis, die Strukturen und der Lehr- und Studienalltag des „Kon“ nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten? Die vorliegende Studie widmet sich erstmals systematisch und umfassend der historischen Entwicklung der 1843 begründeten Einrichtung im „Dritten Reich“ und leistet damit zugleich einen Beitrag zur Erforschung der Geschichte von Kunst- und Musikhochschulen in einer Diktatur. Die Untersuchung zeigt, dass die Leipziger Lehranstalt kein von der NS-Ideologie unberührter Ort der Zurückgezogenheit der musikalischen Ausbildung war, sondern auch ihre Angehörigen der Ausrichtung des nationalsozialis...
Jazz als "entartete Kunst" während der Herrschaft des Nationalsozialismus
Abstrakt In der vorliegenden Arbeit wird die Position der Jazz Musik während der Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland dargestellt. Es wird versucht aufgrund der Eigenschaften des Jazz, seiner Herkunft und Position in Europa in der Zeit zwischen zwei Weltkriegen einen Einblick in die nationalsozialistische Ideologie zu bekommen und ihr Verhältnis zur Kunst näher zu betrachten. Durch Kontrastierung der Massenideologie und die Ideologie des Individuums, wird gezeigt welche Stärke und Potential die originelle Kunst in sich trägt und was dazu gebracht hat,dass diese Musikform aller Art Unterdrückungen und Verbote zusammen mit ihren Interpreten überwindete. Schlüsselwörter: Jazz, Propaganda, Ghetto-Swing, entartete Kunst, Weimare Republik, Avantgarde, Swingjugend