Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit- Nationalismus (original) (raw)

1. Nationalismus ist nicht gleich Antisemitismus. Der Antisemitismus ist immer speziell mit dem Geld, mit dem Kapital assoziiert. Der Nationalismus nicht so. Wenigstens nicht in so direkter Weise. Wohl aber spielt das Geld auch in den Nationalismus mithinein. Der Antisemitismus, also der Haß auf die Juden, auf das jüdische Volk ist in aller Regel mehr und auch etwas anderes als sonst der Haß gegen Fremde im Nationalismus. Nationalismus kann bedeuten, die Grenzen zu schließen und andere für das eigene Unglück verantwortlich zu machen. Das aber kann in vielerlei Dimensionen stattfinden. Materiell, kulturell. Alle Minderheiten stehen so in Gefahr, von einer omnipotenten Mehrheit okkupiert zu werden: die Kurden von den Türken, die Tschetschenen von den Russen, die Taiwanesen von den Chinesen. Es gibt viele andere Beispiele mehr. Hier geht es immer darum, "Separatisten" als Gefahr für die eigene Kultur und Identität zu betrachten. Deshalb werden sie dann bekämpft. Diese "Separatisten" sollen dann auf den Nenner der jeweiligen Haupt-Kultur gebracht werden. Dieses Okkupationsverhältnis kritisiere ich ebenfalls: keine kulturelle Identität hat das Recht, andere pauschal unter ihre Fittiche zu beugen: das Selbstbestimmungsrecht gilt für mich für alle Völker und Kulturen, auch für die Indigenes. Alle Völker und Nationen, auch alle Individuen haben bei mir prinzipiell das Recht auf Selbst-Bestimmung. Niemand hat also das Recht, andere unter seine Fittiche zu nehmen und ihm darin dann seine eigene Kultur und Würde zu nehmen. Wenn die Basken und die Katalanen eine nationale Autonomie haben wollen, steht sie ihnen prinzipiell auch zu. Aber die Frage ist dann wieder: wie funktioniert diese kulturelle Autonomie in einer globalen Welt? Aller Regionalismus kann sich in meinem Verstande immer nur als Moment des globalen, des Universalen begreifen. Kein Ich lebt alleine auf dieser Welt. Jedes Ich partizipiert an einem anderen Ich und darin liegt seine eigene Identität, aber auch seine eigene Universalität. Alle Menschen und Völker sollen sich im Geiste der Freiheit und des Rechts begegnen. Aller überzogene Regionalismus wird abstrakt in seiner Diktion, und darin falsch. Falsch ist immer das Abstrakte, das Totale, das Abgeschottete. Denn nichts und niemand ist je abgeschottet, und schon gar nicht total. Taiwan hat unverbrüchlich ein Recht auf nationale Autonomie, wie die Kurden auch. Aber darin darf auch nicht über die Strenge geschlagen werden, so daß darin dann selber ein Fundus von Haß und Gewalt liegt. Es ist immer schwer, die Einheit in der Differenz und die Differenz in der Einheit zu denken. Das aber ist mein Grundmuster der Identität. "Identität" gelingt nur, wenn sie sich als universale