2020_Theune, Erkenntnisgewinn und Relevanz einer Archäologie des 19. bis 21. Jahrhunderts (original) (raw)
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Archäologie der Moderne, 2020
An archaeology of the recent past, that is: of the last two centuries, is often positioned between the priorities and challenges of monument conservation, memorial places and museums as well as socio-political debates. Some of the challenges, such as legislation, tasks of the memorial sites, but also ethical principles are taken up and discussed in this paper. In addition, the political role of archaeology is addressed and thus the socio-political role and responsibility that archaeologists have.
2020
An archaeology of the recent past, that is: of the last two centuries, is often positioned between the priorities and challenges of monument conservation, memorial places and museums as well as socio-political debates. Some of the challenges, such as legislation, tasks of the memorial sites, but also ethical principles are taken up and discussed in this paper. In addition, the political role of archaeology is addressed and thus the socio-political role and responsibility that archaeologists have. Zusammenfassung Eine Archäologie der jüngeren Vergangenheit, d. h. der letzten beiden Jahrhunderte, steht vielfach im Spannungsfeld unterschiedlichster Interessen. Sie sieht sich Herausforderungen von Denkmalpflege, Gedenkstätten und Museen sowie gesellschaftspolitischen Diskursen gegenüber. Einige davon wie gesetzliche Grundlagen, Aufgaben der Gedenkstätten, aber auch ethische Grundsätze werden in diesem Beitrag aufgegriffen und diskutiert. Zudem wird auf den politischen Charakter der Archäologie hingewiesen und damit auf die gesellschaftspolitische Rolle und Verantwortung von Archäologinnen und Archäologen.
2023_Theune_Archäologie der Moderne - eine junge Wissenschaft mit großem Potential
Cl. Theune, Archäologie der Moderne – eine junge Wissenschaft mit großem Potential. In: Stefan Leenen, Lisa Mentzl, Doree Mölders (Hrsg.), Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten. Kettler-Verlag: Dortmund 2023, 29-36., 2023
Strukturen des 20. Jahrhunderts und insbesondere die nationalsozialistische Zeit sind auch weiterhin Schwerpunkte bei archäologischen Arbeiten; diese Phase von Terror und Unterdrückung ist nicht zuletzt durch Erinnerungen von Eltern, Großeltern und zahlreiche noch vorhandene Relikte mit derGegenwart weiterhin stark verknüpft. Bislang wurden häufig die Struktur der Lager selbst, die Baracken und Funktionsgebäude, gegebenenfalls die Tötungsanlagen oder große Gruben mit den in der Kriegs- und Nachkriegszeit entsorgten Objekten untersucht. Inzwischen richtet sich der Blick auch auf andere zu den Lagern gehörende Bereiche, beispielsweise Orte, an denen die Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten, – oder die gesamte zum Lager zugehörige Versorgung und Infrastruktur und die Rüstungsbetriebe. Zudem geben Analysen von bestimmten Objekten und Strukturen, bzw. die Mensch-Ding-Beziehungen Einblicke etwa in Überlebens- und Bewältigungsstrategien der Inhaftierten bzw. in die Praxis des Terrors durch die Machthaber.
Cl. Theune, Archäologie der Moderne - eine junge Wissenschaft mit großem Potential. Katalog "Modern Times. In: Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten, 2023
Eine Archäologie der Moderne, also in erster Linie die Beschäftigung mit der materiellen Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts, rückt seit rund drei Dekaden in den Fokus. Schon seit etlichen Jahrzehnten hat die Archäologie immer jüngere Zeiten im Blick und beschränkt sich nicht nur auf Epochen, zu denen nur beschränkt schriftliche Quellen vorliegen. Nach Untersuchungen zum gesamten Mittelalter widmete man sich zunächst der frühen Neuzeit mit bedeutenden Wenden der Reformation, der Gegenreformation, dem 30-jährigen Krieg. Aber auch Kriege der Moderne wurden und werden untersucht, etwa solche aus napoleonischer Zeit. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Industrialisierung seit dem 19. Jahrhundert, wo einerseits der technische Aspekt und die Technik bzw. Industriegeschichte im Vordergrund stehen, andererseits aber industrialisierte Regionen, wie etwa das Ruhrgebiet, als Kulturlandschaften wahrgenommen werden und die Kulturgeschichte der Industrialisierung und eine damit verbundene regionale Identität in den Blickpunkt rückt.
Archäologie im 21. Jahrhundert: Zeitreise mit Panne?
Visionen 2000: Einhundert persönliche Zukunftsentwürfe - ausgewählt von der Brockhaus Redaktion, 1999
In Zukunft werden die traditionellen Gebiete der Archäologie durch bisher wenig berücksichtigte ergänzt. Der Anteil der Geisteswissenschaftler bei archäologischen Untersuchungen sinkt, statt dessen beteiligen sich vermehrt Experten der Mathematik, Systemanalyse, Fernerkundung, Geographie, Geophysik, Ökologie, Biologie, Anthropologie und des Städtebaus. Fachhochschulen bieten Archäologie als Aufbaustudium an, um den Sachverstand möglichst großer Gruppen für die Erforschung der Vergangenheit zu nutzen. Auch die Methoden wandeln sich dramatisch. Geographische Informationssysteme ersetzen Gipsabgüsse und Marmorskulpturen in Kolonnaden. Statt wie bisher in der Hoffnung auf spektakuläre Funde möglichst große Löcher in den Boden zu graben, durchleuchten die in der Archäologie tätigen Experten ganze Landschaften flächendeckend mit Fernerkundungsverfahren von Satelliten, Flugzeugen und Hubschraubern aus. Kommt es zu Ausgrabungen, ist noch vor dem ersten Spatenstich vorhersehbar, welche Funde zu erwarten sind.
Neue Befunde der Bronzezeit und der Römischen Kaiserzeit aus Hörbing, SG Deutschlandsberg, Steiermark Wolfgang Artner 61 Von Hallstatt auf dem Weg nach Süden. Grabfunde vom Kulm bei Aigen im Ennstal, Obersteiermark, sowie Funde der Hallstatt-und Früh-La-Tène-Zeit zwischen Öden-und Hallstätter See Die Archäologie des 20. Jahrhunderts, also die Anwendung archäologischer Methoden an aus dem 20. Jahrhundert (nach Christi Geburt) stammenden Denkmalen, ist vielfach bereits zur gängigen denkmalpflegerischen Praxis geworden, scheint aber gleichwohl immer noch einen größeren Rechtfertigungsbedarf nach sich zu ziehen als manch andere archäologische Spezialbereiche, vielleicht sogar mehr im eigenen Fach als außerhalb desselben. Umso größer war die Freude des Bundesdenkmalamts, im Institut für Ur-und Frühgeschichte der Universität Wien 1 einen kompetenten Mitveranstalter für das am 23. August 2012 in der Kartause Mauerbach nahe Wien abgehaltene Fachgespräch zu finden, der nicht nur -aufgrund der einschlägigen fachlichen Beziehungen von Claudia Theune-Vogt -für die ›Rekrutierung‹ besonders der ausländischen Referenten und Referentinnen sorgte, sondern auch deren Reisekosten übernahm und ganz besonders die Interessen der Wissenschaft an der Thematik zur Geltung kommen ließ. Das Bundesdenkmalamt stellte den Tagungsort mit seiner Infrastruktur zur Verfügung und erbat Referate von Fachleuten aus mehreren Abteilungen des eigenen Hauses sowie von in der praktischen archäologischen Denkmalpflege tätigen inländischen Kolleginnen und Kollegen. Die Leitung der angeregten und disziplinierten Diskussion in-
Keine Angst vor dem Zeitgeist. Optionen der Klassischen Archäologie im 21. Jahrhundert
in: G. Schörner – J. Kopf (Hrsg.), 1869–2019. 150 Jahre Klassische Archäologie an der Universität Wien (Wien) , 2021
Das Fach Klassische Archäologie befasst sich mit der gesamten materiellen Hinterlassenschaft der griechisch-römischen Kulturen sowie der mit Griechenland und Rom verbundenen Nachbarkulturen 1. Dabei geht es um Zeugnisse der Hochkultur wie des Alltags. Das Fach versteht sich als eine historische Kulturwissenschaft. Traditionell umfasst die Klassische Archäologie einen Zeitraum vom späten 2. Jahrtausend v. Chr. bis in die Spätantike. Das Methodenspektrum ist breit: Angefangen von diversen Feldforschungsmethoden wie Ausgrabung und Survey nutzt das Fach auch kunstgeschichtliche Methoden wie Ikonographie sowie Form-und Stilanalyse. Die Zusammenarbeit mit anderen Fächern ist eng, wobei es in den letzten Jahrzehnten einen Wandel gegeben hat: Traditionell war die Klassische Archäologie vor allem mit den Klassischen Altertumswissenschaften Klassische Philologie und Alte Geschichte sowie der Kunstgeschichte verbundenheute orientiert sie sich an vielen Universitäten weiterhin stark an der Alten Geschichte, aber Klassische Philologie und Kunstgeschichte verlieren an Bedeutung und werden ersetzt von anderen archäologischen Fächern wie etwa der Ur-und Frühgeschichtlichen Archäologie. Das führt zu einem Abnehmen altsprachlicher und kunstgeschichtlicher Methodenkompetenz und zu einer Zunahme feldarchäologischer Schwerpunkte. Insbesondere in der Feldarchäologie arbeitet die Klassische Archäologie auch mit einer Vielzahl an naturwissenschaftlichen Fächern zusammen und erschließt sich so neue analytische Perspektiven. An den deutschsprachigen Universitäten hat die Feldforschungskomponente in den letzten Jahren massiv zugenommen; das liegt einerseits an erhöhtem Drittmitteldruck, andererseits an einem zu engen Verständnis von Praxisorientierung, wie es durch die modularisierten Studiengänge vorgegeben wird. Das Resultat ist, dass heute fast alle Universitätsinstitute auch archäologische Feldprojekte durchführen, während solche Projekte an Universitäten in den 80er und 90er Jahre noch die Ausnahmen waren. Um die Jahrtausendwende gab es eine verstärkte Diskussion um den Namen des Faches 2. Im 20. Jahrhundert ist der Begriff der Klassik, ihre postulierte Vollkommenheit und normative Vorbildfunktion zunehmend problematisiert worden. Auch wenn die Klassische Archäologie weiterhin bedeutende Kunstwerke der Antike zu den zentralen Inhalten des Faches zählt, werden diese heute weniger in ästhetischen und auf die eigene Zeit bezogenen Kategorien und Werturteilen betrachtet, als vielmehr im Rahmen einer umfassenden antiken Kulturgeschichte. Im Zuge einer "posthumanistischen Klassischen Archäologie" ist das Attribut "Klassisch" der Klassischen Archäologie stark relativiert und seiner Normativität entbunden worden. Ansätze der symbolischen Überwindung des Begriffs lassen sich beobachten. So zeigt sich vereinzelt die Tendenz, dass an Universitäten im deutschsprachigen Raum Institute, welche vorher die Denomination "Klassische Archäologie" trugen, nun für die Archäologie des Mittelmeerraums zuständig sind (Hamburg: "Archäologie und Kulturgeschichte des antiken Mittelmeerraums", Bern: "Archäologie des Mittelmeerraumes") 3. Allerdings dürften sich diese Bezeichnungen nicht großflächig durchsetzen, da sie eine geographische Reduktion dessen bedeuten, wo die Klassische Archäologie überall arbeitet. Ich selbst etwa, der auch in Armenien arbeite, kann das wohl kaum als Mittelmeerarchäologie Ich habe mich bemüht, den Vortragscharakter in Essayform beizubehalten. Daher ist die Anzahl der Literaturverweise auf ein Minimum reduziert. Ich danke den Kolleginnen und Kollegen aus Wien für die Einladung, meine Gedanken zur Klassischen Archäologie zu teilen. Besonderer Dank ergeht an Günther Schörner.