Markl, Dominik, Die Kirche als Migrantin. Zu den biblischen Ursprüngen des sich wandelnden Gottesvolkes, in: Stefan Kopp (Hg.), Kirche im Wandel. Ekklesiale Identität und Reform (QD 306), Freiburg i.Br. 2020, 83–99. (original) (raw)

Wie kann die Bibel im aktuellen Migrationsdiskurs den Weg weisen?, in: P. Bühler, V. Mühlethaler & J. Schädelin (Hg.), Migration in der Bibel und heute. Die Migrationscharta – biblisch erkundet, Zürich: Theologischer Verlag 2024, 25-44.

Migration in der Bibel und heute, 2024

In meinem Beitrag verorte ich die Migrationscharta, ein Manifest, das auf dem Grundrecht der freien Niederlassung insistiert, in der aktuellen Migrationsdebatte. Die Charta vertritt einen dezidiert gesinnungsethischen Standpunkt, für den die Egalität der Menschen und die Menschenrechte fundamental sind. Demgegenüber warnen Vertreter einer Verantwortungsethik vor dem slippery slope, dem glitschigen Abhang, auf dem unsere ganze Zivilisation in den Abgrund stürzen könnte, wenn wir der Migration Tür und Tor öffnen. Ich zeige, dass in der Bibel Argumente für beide Positionen zu finden sind. «Die Lektüre der Bibel offeriert – einmal mehr– nur insofern eine Lösung, als sie uns die Dialektik der globalen Prozesse, in deren Mitte wir uns wiederfinden, schärfer profilieren hilft, aber auch, indem sie uns ermutigt, unserer Verantwortung bewusst, den Fremden mit offener Gesinnung zu begegnen, nicht wissend, wie die erlösende Kraft der Gottheit sich uns in ihnen offenbaren wird.»

‘"Christliche 'Vorzeigekonvertiten' in der Frühen Neuzeit", in: Regina Laudage-Kleeberg and Hannes Sulzenbacher (eds.), Treten Sie ein! Treten Sie aus! Warum Menschen ihre Religion wechseln. Berlin, Parthas, 2012, 164-171.

Konversionen von Juden zu einer der christlichen Kirchen waren in der frühen Neuzeit meist von Skepsis und Misstrauen begleitet. Oft bezweifelten Christen die Aufrichtigkeit der Motive und vermuteten handfeste finanzielle Gründe, die einen Juden bewegen konnten, um die Zulassung zum Religionsunterricht und schließlich die Taufe anzusuchen. "Wenn ein Jude bey uns die Tauffe Christi begeret / So glauben wir jhm nicht so bald / Er muß uns etliche sprüche au dem Moise vnnd auß den Propheten vom Herrn Christo auffsagen / vnd besondern / was er auß der Predigt des heiligen Evangelii Christi gelernet habe / Darauß wir mügen mercken/ ob es sein ernst sey." 1 Diese Haltung wurde von Täuflingen oft als belastend empfunden, erschwerte sie ihnen doch die erfolgreiche Integration in die Mehrheitsgesellschaft. Zugleich war jede Judentaufe ein Triumph für die Kirchen, die damit die Wahrheit und Überlegenheit des christlichen Glaubens bestätigt sahen. Der dänische Theologe Christian H. Kalkar, der als Sohn eines Rabbiners selbst vom Judentum zum Protestantismus übergetreten war, stellte im 19. Jahrhundert anerkennend fest, dass es "auch der katholischen Kirche gelang, bedeutende Juden zum Christentum zu bringen". 2 Er wies damit auf einen wichtigen Aspekt der Missions-und Konversionsgeschichte hin, nämlich die Vorzeigewirkung jüdischer Konversionen. Obwohl einzelne Theologen die Taufe durchaus zu interkonfessioneller Polemik nutzten, um etwa auf den "Aberglauben" der "Papisten" hinzuweisen, der potenzielle jüdische Taufwillige abstoßen würde, so wurden Juden, die konvertiert waren, über konfessionelle Grenzen hinweg als Erfolg des Christentums gesehen. Im Folgenden sollen exemplarisch einige frühneuzeitliche "Vorzeigekonvertiten" und die wichtigsten Strategien, die gewählt wurden, um die Vorbildwirkung ihres Übertritts missionarisch zu vermarkten, vorgestellt werden. Unter den Konvertierenden finden sich Menschen aller Stände. Es waren keineswegs nur Bedürftige, die den lebensverändernden Schritt in die christliche Mehrheitsgesellschaft wagten, aber für viele bedeutete die Konversion keinen gesellschaftlichen Aufstieg, besonders wenn sie finanziell besser gestellt waren, da sie mit dem Übertritt normalerweise ihr Vermögen, die Mitgift und den Erbanspruch verloren. Obwohl Frauen und Männer zum Christentum konvertierten, sind "Vorzeigekonvertiten" in dieser Zeit immer Männer, die über eine gewisse jüdische Bildung verfügten und diese nach der Konversion entsprechend einsetzen konnten. Der Übertritt war keine Privatangelegenheit, sondern ein öffentliches Ereignis, bei dem der Konvertit bestimmten Erwartungen zu entsprechen hatte.

Markl, Dominik, “Das babylonische Exil als Geburtstrauma des Monotheismus”, in: D. Erbele-Küster, N. Móricz und M. Oeming (Hg.), “Gewaltig wie das Meer ist dein Zusammenbruch“ (Klgl 2,13). Theologische, psychologische und literarische Zugänge der Traumaforschung (HUT 89), Tübingen 2022, 65–97.

War es auch eine ‚stille Revolution', 2 so vielleicht doch die folgenreichste in der Geschichte der Religionen, als judäische Schreiber erstmals die Existenz anderer Götter neben JHWH leugneten. Die früheste Evidenz dieses ausdrücklichen Anspruchs findet sich in Dtn 4 und Deuterojesaja. 3 Beide Texte entstanden um oder nach 539 v.Chr., als der Niedergang Babyloniens besiegelt, 1 Ich danke Manfred Oeming, Dorothea Erbele-Küster und Nikolett Móricz für ihre Einladung zu diesem Beitrag und für die Organisation der Tagung "Alttestamentliche Exegese im Lichte der Traumaforschung" in Heidelberg. Zudem danke ich für die Diskussionsbeiträge, insbesondere Rainer Albertz für einen hilfreichen Hinweis zu Deuterojesaja. Katell Berthelot, David Carr, Mahri Leonard-Fleckman, Juliane Prade-Weiss und Mark Smith bin ich für Anmerkungen zu einer ersten Version dieses Artikels zu Dank verpflichtet. Für jegliche Unzulänglichkeit bin ich allein verantwortlich. Eine englische, etwas ausführlichere Version dieses Artikels erschien unter dem Titel "The Babylonian Exile as the Birth

Migrantengemeinden der katholischen Kirche in Deutschland, in: RGOW 9/2014: Kirche(n) in Bewegung

Am Beispiel der kroatischen Missionen untersucht die Autorin die Funktion von katholischen Migrantengemeinden im Integrationsprozess. Diese spielen eine ambivalente Rolle: Einerseits fördern sie die funktionale Integration, andererseits blockieren sie die emotionale Integration und sind kein Motor zur sozialen Integration. Integration muss dabei allerdings als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und nicht als migrantisches Sonderproblem verstanden werden. – Stefan Kube

Heckl, Raik: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder“. Das Kind als Zeichen für den Neuanfang – Die Intertextualität zwischen Mt 18,1–5 und dem Alten Testament, in: Dieckmann, D.; Erberle-Küster, D. (ed.): Beiträge zur Geburt im AT, BThSt 75, 2006, 121–143.

Als ein konstitutives Kriterium für die Textualität eines Textes wird in der Textlinguistik die Intertextualität genannt.1 Der Begriff be zeichnet den Rahmen, den ein Text mit anderen Texten gemein sam hat.2 Zu unterscheiden ist dabei zwischen Konventionen, in nerhalb derer die Autoren sich eher unbewusst bewegen, und be wussten Rückgriffen auf andere Texte. Die unbewussten Bezüge liegen neben sprachlichen und stilistischen Aspekten vor allem im formkritischen Bereich.3 Die bewussten Bezüge lassen sich haupt sächlich in der Traditionsgeschichte greifen, wobei es um die in der Literatur allgemein geprägten Themen geht, die ein Autor in seinem Werk zu Wort kommen lässt, aber auch um eine direkte Rezeption konkreter Texte. Die Bedeutsamkeit der Intertextualität ist in besonderer Weise bei der Exegese des Neuen Testamentes evi dent. Denn das Neue Testament steht nicht nur in der Sprache und durch Zitationen in einer Beziehung zum Alten Testament, es hat vielmehr das Alte Testament als seinen primären Verstehenshori