Ansätze einer Beziehungsgeschichte der Prozessphilosophie (Doppelrezension) (original) (raw)

Beziehungsmuster in Träumen und Geschichten über Beziehungen in einem psychoanalytischen Prozess

Forum der Psychoanalyse, 2001

Zusammenfassung: Anhand des transkribierten Materials einer Psychoanalyse einer Patientin mit einer Angsthysterie wird mit der Methode des Zentralen Beziehungskonflikt Themas gezeigt, daß die ZBKT-Methode einen signifikanten Unterschied zwischen Beziehungsepisoden in erzählten Träumen und narrativen Episoden aus der Umfeld der Stunde herauszuarbeiten vermag. Die Zentralen Beziehungskonflikt Themen dieser beiden Gruppen von Beziehungsepisoden unterscheiden sich. In den Träumen werden Wünsche offener ausgedrückt, und die häufigsten Reaktionen des Objekts und des Subjekts kennzeichnen Wunscherfüllung und befriedigende Beziehungserfahrungen. Die narrativen Episoden dagegen werden von distanzierten, versagenden Objekten bestimmt, und die Patientin fühlt sich in den meisten Episoden ängstlich, besorgt und nervös.

Gottes Liebe-Sein im Spiegel der Prozesstheologie

Wenngleich keineswegs vom biblischen Zeugnis her eindeutig, so wird doch heute meist in der Aussage des 1. Johannesbriefes, „Gott ist die Liebe.“ (1 Joh 4,8.16b), von vielen christlichen TheologInnen und VerkünderInnen die entscheidende Grundaussage über das innerste Wesen ihres Gottes, ja die Quintessenz biblischer Theologie gesehen. Ignoriert wird in diesem Zuge weiterhin häufig, dass der Liebesbegriff selbst in der Menschheitsgeschichte durchaus nicht eindeutig, sondern stets dem Wandel der Zeiten unterworfen war. In dem aktuellen Verständnis dieser biblischen Aussage wird unbeachtet dessen zumeist unser aktuelles Verständnis des Liebesbegriffs vorausgesetzt. Im Sinne der vorliegenden Arbeit liegt es allerdings nun nicht dieses Gottesverständnis zu hinterfragen. Vielmehr nimmt sie diese Situation der christlichen Gottesverkündigung als gegeben und als ihren von der Faktizität her legitimen Ausgangspunkt hin. Die Diskussion darüber, ob sich in diesem Satz tatsächlich die entscheidende Grundaussage über das christliche Gottesbild verbirgt, möge andernorts geführt werden. Ihre Frage ist nicht, ob diese Aussage von der christlichen Offenbarung her gedeckt ist, sondern: Wenn wir von Gott in einem heutigen Sinne als wesentliche Liebe sprechen, was folgt daraus für die Vorstellungen, welche wir weiterhin, von unserer christlichen Tradition her, mit ihm verbinden?

Eine Verteidigung der Prozessontologie, „Crossing Borders – Grenzen (über)denken – Thinking (across) Boundaries.“ Beitrag zum 9. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie 2011, Vienna, Austria

Gegen die Prozessontologie im Allgemeinen und Whiteheads Entwurf im Besonderen werden meist zwei zentrale Argumente ins Feld geführt, die hier dargestellt und entkräftet werden sollen. Im ersten der beiden Einwände, den ich den synonymen Einwand nenne, wird behauptet, dass im Rahmen der Prozessontologie keine Veränderung möglich sei, weil es in dieser Ontologie nichts Seiendes gäbe, das sich verändern könne. Da Veränderung immer eine Veränderung von Etwas (Seiendem) ist, kann es im Rahmen der Prozessontologie, diesem Einwand zu folge, keine Veränderung geben. Beim zweiten Einwand handelt es sich um die Behauptung, dass es im Rahmen des Prozessdenkens keine Möglichkeit mehr gibt, Identitäten festzustellen. Wird die Prozessontologie ernst genommen, wird also der Prozess als die grundlegende Verfasstheit der Wirklichkeit angenommen, hätte dies mithin zur Folge, dass es überhaupt keine Identitäten, und somit auch keine Entitäten mehr geben würde. 1 Das Ziel dieser Arbeit ist es aufzuzeigen, dass beide Einwände auf einem grundlegenden Missverständnis der Prozessontologie und ihrer Begrifflichkeiten beruhen. 1 Quines weitgehend akzeptierte Annahme: 'No entity without identity' definiert Entitäten über ihre Identität. I. Der synonyme Einwand Ein prominenter Einwand gegen die Prozessontologie besteht darin zu behaupten, dass Veränderung immer Veränderung von Etwas ist. Wenn nun der Prozessontologe die Existenz von etwas Substanziellem als Grundlage oder Träger der Veränderung leugnet, leugnet er somit auch die Möglichkeit von Veränderung. Aus diesen Überlegungen muss man schließen, dass Prozesse eigentlich keine Veränderungen sind. Dies widerspricht nun dem Selbstverständnis der Prozessphilosophie als Philosophie der Veränderung, oder des Werdens, und macht sie zu einer unhaltbaren Position. Diesen Einwand nenne ich den synonymen Einwand, da er die Begriffe 'Veränderung' und 'Prozess' strikt 2 synonym verwendet: a) Es gibt nichts Seiendes hinter dem Werden/dem Prozess (keinen Träger, von dem gesagt werden kann, dass er den Prozess trägt) 1. Veränderung ist immer Veränderung von Etwas (Seiendem) 2. 'Prozess' ist strikt synonym mit 'Veränderung' 3 ALSO: Wenn die durch 2. ermöglichte Ersetzung in a) vorgenommen wird (der Begriff 'Prozess' durch den Begriff 'Veränderung' ersetzt wird), dann sind a) und 1. widersprüchliche Aussagen. Werden diese Prämissen akzeptiert, ist die Position des Prozessontologen nicht haltbar. Dieser Argumentation kann ein Prozessontologe allerdings einiges entgegenhalten. Dieser synonyme Einwand setzt zum einen eine grundlegende substanzontologische 4 Prämisse 2 Strikt synonym sind Begriffe, wenn sie die gleiche Denotation haben und in allen Bedeutungskontexten ohne Bedeutungsveränderung ausgetauscht werden können. 3 a) ist die These des Prozessontologen; die römischen Ziffern bezeichnen Thesen die nur im Rahmen der Substanzontologie sinnvoll sind. 4 Den Begriff Substanzontologie möchte ich nicht nur auf die Ontologien in der aristotelischen Tradition voraus (1.), die ein Prozessdenker wohl nicht akzeptieren wird. Nur in einer substanzontologischen Interpretation der Wirklichkeit macht es Sinn, ein seiendes (substanzielles) Etwas voraus zu setzen, an dem Veränderung stattfinden kann. Nur unter gewissen Vorannahmen, welche für die substanzontologische Position selbstverständlich sind, macht es also Sinn, 1. zu postulieren. Doch selbst wenn Prämisse 1 von Prozessontologen akzeptiert werden würde, könnte dies den synonymen Einwand auch nicht retten. Ich werde gegen Prämisse 2 argumentieren und aufzeigen, dass der Begriff 'Prozess' nicht strikt synonym mit dem Begriff 'Veränderung' ist. Dies hat zur Folge, dass Prämisse 2 nicht haltbar ist. Der Annahme, dass der Begriff 'Veränderung' mit dem Begriff 'Prozess' strikt synonym ist, ist entgegen zu halten, dass die Unterschiede zwischen den beiden Begriffen wesentliche sind: Beide Begriffe beschreiben zwar den selben Vorgang, haben aber unterschiedliche Fokuspunkte und unterschiedliche Funktionen innerhalb der jeweiligen Ontologie. Der 'Prozess' geht vom Werden als paradigmatischen Vorgang aus, die 'Veränderung' vom Gewinn oder Verlust von Eigenschaften. Der Prozess hat innerhalb der Prozessontologie die zentrale Stellung inne und beschreibt die grundlegende Verfasstheit der Welt. In der Substanzontologie hingegen geht es um Substanzen und nicht diese selbst, sondern nur akzidentelle Eigenschaften sind veränderlich. Veränderung beschreibt hier also keine wesentliche Verfasstheit des Seienden; das eigentlich Seiende wird vom Vorgang der Veränderung nicht berührt. Wenn also der Prozessbegriff und seine Rolle in der Prozessontologie verstanden werden sollen, dürfen diese Unterschiede zum Begriff der 'Veränderung' nicht unbeachtet bleiben und daher kann nicht direkt auf diesen Begriff zurückgegriffen werden, um den Begriff 'Prozess' zu verstehen. beschränken. Ich verwende diesen Begriff um alle Ontologien zu beschreiben, die ein selbstidentisches, Veränderungen überdauerndes Zugrundeliegendes voraussetzen. mikroskopischen Ebene, jener Ebene auf der die Einwände zutreffen könnten, führen die Annahmen der Prozessontologie jedoch gar nicht zu den im Einwand behaupteten absurden Folgen und somit auch nicht zu einer reductio ad absurdum der Prozessontologie. In der Prozessontologie wird nämlich nicht behauptet, dass jeder einzelne Prozess ein Gegenstand ist. Es wird vielmehr nur behauptet, dass auch (makroskopische) Gegenstände aus mehreren (mikroskopischen) Prozessen bestehen, die miteinander verbunden sind. Die Prozessontologie behauptet daher nicht, dass jeder einzelne makroskopische Gegenstand nicht mit sich selbst identifiziert werden kann. 12 Der Prozessontologe behauptet nur, dass eine solche diachrone Identifizierung eines Gegenstandes mit sich selbst kein fundamentum in re auf der mikroskopischen Ebene hat. Warum es für das Verständnis des Prozessdenkens notwendig ist, eine Unterscheidung von mikroskopischer und makroskopischer Ebene der Untersuchung einzuführen, soll zunächst anhand der Konzeption des Seienden als Prozess bei Whitehead näher geklärt werden. Diese Unterscheidung ist nämlich nicht willkürlich, sondern zentraler Bestandteil seiner Prozessontologie. Im Rahmen dieser Prozessontologie deckt sich der Begriff 'wahrnehmen' mit dem Begriff 'entstehen' oder 'werden'. 13 Solange ein wirkliches Einzelwesen wahrnimmt, ist es in der Phase des Entstehens. Sobald es nicht mehr wahrnimmt, liegt es in der Vergangenheit, ist also kein aktiver Prozess mehr, sondern etwas Passives, das Grundlage für die Wahrnehmung späterer 12 Um Missverständnisse zu vermeiden, muss hier jedoch darauf hingewiesen werden, dass es sich bei dieser Identifizierbarkeit der makroskopischen Gegenstände nicht um eine strenge Identität des Ununterscheidbaren handelt, sondern um eine Identifizierbarkeit aufgrund einer Mischung von inhaltlicher Identität und materieller Kontinuität. Die Informationen oder Eigenschaften sind inhaltlich ident und werden durch immer neue wirkliche Einzelwesen verwirklicht; d.h. also Identifizierbarkeit der Gegenstände durch qualitative Identität bei numerischer Differenz. 13 Die Theorie der Wahrnehmung als Grundlage der Entstehung ist für das Prozessdenken Whiteheads zentral. In seinen verschiedenen Werken argumentiert er immer wieder für dieses Verständnis von Wahrnehmung. (Vgl. vor allem 'Process and Reality') Ich kann an dieser Stelle aus Platzgründen nicht dafür argumentieren und setze diese These einfach als Postulat voraus. wirklicher Einzelwesen wird. Die Begriffe 'Wahrnehmendes' , also Subjekt (bei Whitehead das in der Gegenwart Entstehende), und 'Wahrgenommenes', also Objekt (das vergangene Seiende), beschreiben daher in der Prozessontologie, ob der Wahrnehmungs-und somit der Entstehungsvorgang für ein bestimmtes wirkliches Einzelwesen aktiv (wahrnehmend) oder passiv (wahrgenommen) abläuft. Nur durch diese Beziehungen zwischen Wahrnehmenden und Wahrgenommenen entsteht Weltlichkeit. Die gegenwärtig entstehenden wirklichen Einzelwesen sind in ihrem Entstehen notwendigerweise auf die vergangenen wirklichen Einzelwesen bezogen. Diese vergangenen wirklichen Einzelwesen liefern einen Großteil der Informationen, die das neue wirkliche Einzelwesen für sein Entstehen braucht. Diese Informationen der vergangenen wirklichen Einzelwesen bestimmen somit die Gestalt oder die Eigenschaften des neu entstehenden wirklichen Einzelwesens. Das entstehende wirkliche Einzelwesen führt also die Eigenschaften und Beschaffenheiten seiner Vergangenheit fort und bringt sie mit seinem Entstehen erneut ins Sein. Es sind diese Netze oder Verbindungen von Wahrnehmungsrelationen zwischen vergangenen und entstehenden wirklichen Einzelwesen, die Whitehead Nexus (Plural: Nexūs) nennt. Ein Nexus besteht also aus mehreren wirklichen Einzelwesen, die durch die Relationen des Wahrnehmens und des Wahrgenommen-Werdens aufeinander bezogen sind. Diese Nexūs selbst sind ebenso "real, individuell und ausgeprägt" wie die wirklichen Einzelwesen. 14

Struktur Analoger Gottesrede Und Prozesstheologische Perspektive

2000

Das Verhaltnis Gottes zur Welt und das der Welt zu Gott beschaftigt die Theologie nicht erst in diesem Jahrhundert zunehmend unter dem Hinblick von Fragestellungen, die geeignet sind, klassisch gewordene, gewissermaBen ,,ruhige" Interpretationen der Verhaltnisbestimmung zu ,,beunruhigen", zu sprengen und neu zu filgen. Dies sind heute wie zu anderen Zeiten die letzten Fragen-oder die ersten-, die den Menschen bewegen, die Fragen nach Leben und Tod, die nach tiefer Schonheit und unfaBbarem Leid in dieser Welt; die Fragen nach Veranderlichkeit und Bestand von dem, was ist, von seinem Wert und seiner Integrita't. Die Frage nach dem Verhaltnis von Gott und Welt stand immer schon als ein letzter Horizont des theologischen wie des philosophischen Denkens, der religiosen und spirituellen Bewegungen, der ideologischen und politischen Auseinandersetzungen im Mittelpunkt geistesgeschichtlicher Entwicklungen und sie erweist sich in diesem Kontext recht besehen als wirkliche SchlUsselfrage menschlichen Selbst-und Weltverstandnis sowie des damit aufgerissenen universalen, letzten und so gesehen ,,unhintergehbaren" Horizonts moglicher philosophischer und theologischer Fragestellungen (und sei es noch in deren privativer Verneinung). Von ,,Gott und der Welt" zu handeln, ist daher ein unabschlieBbares Projekt menschlichen Denkens und Handelns. Es umfaBt sowohl alle Versuche philosophischer (und gegebenenfalls metaphysischer) Bestimmungen eines universalen Denkund Seinshorizontes als auch speziell theologische Bestimmungen eines offenbarungs-, gnaden-oder schopfungstheologischen Diskurses. Die projektierte Frage nach ,,Gott und der Welt" ist in diesem Sinne eine Grenzfrage auch zwischen Philosophic und Theologie und ihrem Verhaltnis, und dies sowohl in er

Lebensphilosophie: Kurze Geschichte eines disziplinären Kompromisses

Auf den folgenden Seiten werde ich eine Hypothese vorschlagen für das, was momentan unter dem Begriff der ‚Lebensphilosophie' verstanden wird. Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in einem neuen sozialen und epistemologischen Umfeld bestimmt durch Säkularisation, dem Erfolg der Evolutionstheorie, der progressiven Affirmation positiven Wissens über menschliche.

Synchron und diachron. Zum Zusammenhang zwischen Kontrapunkt und Prozessualität in romantischer Formensprache

Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie [Journal of the German-Speaking Society of Music Theory], 2015

Der Beitrag untersucht die für romantische Formensprache etablierte Theorie der ›organischen Form‹ (›organic metaphor‹). ›Organische Form‹ wird implizit wie explizit mit metaphorischen Konnotationen verwendet, die in der Anwendung auf die Werkanalyse Voreinstellungen mit sich bringen. Damit einher geht eine unscharfe Überblendung von Produktions-und Rezeptionsästhetik sowie eine seit den Anfängen klassisch-romantischer Formenlehre fast selbstverständliche Abkehr des Interesses von kontrapunktischen Techniken, die der Illusion spontaner Einfälle und natürlicher Prozesse zuwiderlaufen können. An Hand dreier Einzelanalysen aus Werken von Schumann, Brahms und Mendelssohn unter der begleitenden kritischen Lektüre von Johann Christian Lobes Lehrbuch der musikalischen Komposition werden Fälle von Prozessualität herausgearbeitet, deren Verlauf und Dramaturgie sich der herkömmlichen Metaphorik von ›organischer Form‹ entziehen, obwohl sie als musikalischer Funktionszusammenhang vollkommen intakt sind. This article discusses 'organic metaphor', a well-established theory of form with regard to the Romantic idiom. 'Organic form' is implicitly and explicitly used with metaphorical connotations that imply a preselection when applied to musical analysis. This goes hand in hand with a diffuse blending of the aesthetics of production and reception, as well as with an almost matter of course renunciation of contrapuntal techniques, typical of the Classic-Romantic Formenlehre, which could conflict with the illusion of spontaneous inspiration and natural processes. Analyses of three works by Schumann, Brahms and Mendelssohn together with a critical reading of Johann Christian Lobe's Lehrbuch der musikalischen Komposition are used to demonstrate cases of processuality, whose development and dramaturgy defy the conventional imagery of 'organic form' despite remaining completely intact as musically functional contexts.

Beziehungsweisen: Elemente einer relationalen Soziologie. Weilerswist: Velbrück (2019)

Beziehungsweisen: Elemente einer relationalen Soziologie , 2019

Soziale Beziehungen bilden einen der zentralen Untersuchungsgegenstände der Soziologie. Dennoch werden sie dort auf eine merkwürdig eingeschränkte Art und Weise behandelt. Ihre soziologische Erforschung leidet unter einem aktivistischen Vorurteil: Um soziale Beziehungen zu ermöglichen, müssen wir aktiv werden. Wir müssen handeln, kommunizieren, selektieren und konstruieren. Darüber hinaus herrscht ein weit verbreiteter anthropologischer Egoismus, da in der Soziologie in erster Linie Menschen soziale Beziehungen hervorbringen. Beziehungsweisen stellt eine relationale Soziologie vor, die soziale Beziehungen jenseits aktivistischer Vorurteile und anthropologischer Egoismen in den Blick nimmt. Die Existenzweisen und Weltverhältnisse von Subjekten, Systemen und Netzwerken gehen nicht aus deren Aktivität hervor, sondern aus sozialen Beziehungen – und diese können durchaus auch interpassiv sein. Neben der konzeptuellen Erschließung der Vielfalt interaktiver und interpassiver Beziehungen nimmt diese relationale Soziologie auch die Vielfalt der menschlichen und nicht-menschlichen Akteure und Passeure in den Blick. Neben theoretischen und methodologischen Überlegungen werden zwei empirische Fallstudien präsentiert, die den Perspektivenwechsel dieser relationalen Soziologie illustrieren. Die zwei sehr heterogenen Beispiele zeigen, dass man mit dieser relationalen Soziologie die Beziehungen zwischen Menschen und Tieren in sogenannten indigenen Gesellschaften genauso verstehen lernen kann wie die immersiven Versenkungen von Hochfrequenzhändlern in ihre algorithmischen Systeme