„...den Ausbau und zugleich die Zusammenfassung der Nietzsche-Bewegung von Weimar aus und in Weimar.“ Die Nietzsche-Gedächtnishalle von Paul Schultze-Naumburg (2018) (original) (raw)
Hinter einem verwildertem Vorhof an der Humboldtstraße auf dem Weimarer „Silberblick“, einer Anhöhe im Süden der Stadt, verbirgt sich die einzige gebaute, wenn auch nie als solche genutzte architektonische Memorialstätte für Friedrich Nietzsche (1844–1900). Das zwischen 1937 und 1939 im Auftrag des in direkter Nachbarschaft liegenden Nietzsche-Archivs errichtete Gebäude war Paul Schultze-Naumburgs letzter großer Einzelbau. Die ausgeführte Nietzsche-Gedächtnishalle war als Kultbau mit angeschlossenen Räumen für Büros und die Bibliothek konzipiert. Finanziert wurde sie hauptsächlich durch das Nietzsche-Archiv, aber auch durch die Reichskanzlei, die Thüringische Landesregierung, die Stadt Weimar und die aus den Berlin-Suhler Waffenwerken hervorgegangene Wilhelm-Gustloff Stiftung. Die Einweihung der bereits 1939 fast vollständig im Inneren ausgebauten Gedenkhalle scheiterte an fehlenden Mitteln, an Unstimmigkeiten zwischen den Beteiligten, aber auch daran, dass das Projekt, im Vergleich zu anderen Bauvorhaben des „Dritten Reichs“, für die NS-Führung von letztlich nachrangiger Bedeutung war. Insgesamt fasst der Komplex gegenwärtig knapp 5.000qm Bruttogeschossfläche. Bereits 1946/47 war er zu Zeiten der SMAD in ein Rundfunkhaus umgewandelt worden. Auch heute noch sind große Teile der erbauungszeitlichen Ausstattung erhalten, auch wenn das Gebäude nach dem Krieg einen Aufnahmesaal sowie Tonstudios erhielt und um eine Etage aufgestockt worden war. Seit dem Auszug des letzten Nutzers, dem Mitteldeutschen Rundfunk, im Jahr 2000 steht die Halle leer.