Politisierung durch Zwang? (original) (raw)

Freiheit und Zwang im Rechtsstaat

Jakob Tanner, Freiheit und Zwang im Rechtsstaat, in: Sich der Vergangenheit stellen. Zum Gedenkanlass für Betroffene fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen Hg. Kanton St. Gallen, Departement des Innern, 2020, S. 32-45.

Freiheit bei dem Zwange

Im Folgenden werde ich einige Überlegungen zu Aussagen und Standpunkten Kants vorstellen, die mir kurios oder merkwürdig im besten Sinne erscheinen. Meinem Vortrag liegt damit keine Beweisführung zugrunde, vielmehr möchte ich Anregung zur Diskussion geben sowie Interpretationen bieten, über die es sich durchaus streiten lässt. Meine Hauptthese ist, dass das von Kant entworfene Weiblichkeitsideal durch ein ebenso beschränktes männliches Stereotyp ergänzt ist. Ich konzentriere mich auf bekanntere Passagen zum Geschlechtscharakter aus populäreren Schriften, dem Eheparagraphen aus der Metaphysik der Sitten sowie Äußerungen zur Erziehung und insbesondere zu dem, was wir heute Sexualerziehung nennen würden. So viel kann ich vorwegnehmen: Nichts von Sollen, nichts von Müssen, nichts von Schuldigkeit - diese Freiheit von Pflichten scheint tatsächlich nur den idealtypisch erzogenen und sich entsprechend verhaltenden Frauen vorbehalten.

Zwangssterilisation im Nationalsozialismus

VS Verlag für Sozialwissenschaften eBooks, 1985

Natur abgelauscht; sie folgt nicht etwa aus der natürlichen Auslese. [Denn dann] könnte man meinen, es sei ganz in Ordnung, daß … schwach begabte Volksgenossen … mehr Kinder hätten als die höher begabten. Wenn wir Rassenhygieniker einen solchen Vorgang als höchst unerwünscht ansehen und als Gegenauslese bezeichnen, so setzen wir dabei eine Wertung voraus, die aus den Naturvorgängen als solchen nicht folgt. Wir beurteilen vielmehr die Naturvorgänge nach unseren Wertungen.«

Selbstbestimmung durch politische Vergemeinschaftung1

gesis.org

Jedes Gemeinwesen muss auf die Frage, wie es der Fürsorgeverpflichtung für seine Bürger nach-kommen, wie es ihre Integrität schützen und damit ihre Handlungsfähigkeit stärken kann, eine trag-fähige Antwort finden. Denn die Loyalität der Angehörigen eines ...

Der Zwang zur Tragödie. Zur Selbstdurchbrechung des Politischen bei Carl Schmitt

Deutsche Zeitschrift für Philosophie – Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung 67), 952-973, 2019

https://doi.org/10.1515/dzph-2019-0070 Abstract in English (the article is written in German): The concept of the political in Carl Schmitt’s works is not only defined by the distinction between friend and enemy, but also by the criterion of breaching the rules in a normatively unbound act of decision. According to Schmitt, this decision is, however, not arbitrary, but provoked by the necessity of a historical situation. This aspect of necessity calls the freedom of the decision into question and leads to tensions within Schmitt’s theory of the political. More explicitly than in Schmitt’s political and legal writings, this conflict between freedom and necessity is exposed in his theory of tragedy. In a reading of his book "Hamlet or Hecuba", published in 1956, I will show, in a first step, how the act of breaching the rules is not external to normativity, but occurs from within normativity itself. It is the act of self-breaching – of breaking the rules of its own genre – by which, according to Schmitt, modern tragedy is defined. This breach, however, is compelled by the necessity of a real, i. e. extraliterary, event. In a second step, I will expound on how this idea of self-breaching, which also characterises Schmitt’s understanding of the political, leads to a loss of decision which not only questions his idea of sovereignty, but also topples his concept of the political.