Vom Wechselbad der Gefühle zum Strom der Stimmungen. Affektive Aspekte des Programms (original) (raw)

Powered by emotion", "...macht einfach Spaß", "we love to entertain you" -die Slogans kommerzieller Fernsehsender 1 zeigen, wie sehr die Gestaltung audiovisueller Programme auf Gefühle abzielt. Den Zusammenhang zwischen Medien und Emotionen zu verstehen, stellt jedoch schon bei einzelnen Medienangeboten eine Herausforderung dar. Gefühle entziehen sich der Verbalisierung, gelten als subjektiv, unzugänglich, empirisch schwer zu erfassen. Die Strategien, durch die Medien Einfluss auf sie nehmen, zeichnen sich durch äußerste Vielfalt aus, und diese Vielfalt potenziert sich, wenn man sich dem Programm als "durchstrukturierter Angebotsfolge" zuwendet, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. 2 Dennoch werden emotionale Eigenschaften von Programmen häufig thematisiert; nur selten direkt und unter emotionstheoretischer Perspektive. Möglicherweise kann diese aber dabei helfen, affektive Aspekte des Programms präziser zu erfassen. Im Folgenden skizziere ich zuerst einige Grundlagen dafür und dann eine spekulative Emotionsgeschichte audiovisueller Programme. Grundlagen Programme können als komplexe Reizangebote betrachtet werden, die emotionale Reaktionen hervorrufen. 3 Darin haben sie mit einzelnen Filmen und Fernsehsendungen viel gemeinsam. Wie diese sind sie in einen Ablauf eingebunden, der in mehrerer Hinsicht mit Emotionen in Verbindung steht: Bei der Herstellung folgen Produzenten emotionalen Wirkungszielen, die in Programmkonzepten zum Ausdruck kommen. Auf der Distributionsebene werden den Zuschauern emotionale Versprechen gemacht, z.B. in Programmankündigungen. Das Programm als konkretes Angebot unterliegt einer Dramaturgie der Gefühle, die sich in der Programmstruktur manifestiert. Seine Rezeption ruft affektive Wirkungen hervor, die kurzfristig sein, affektive Dispositionen aber auch dauerhaft beeinflussen können. Dem entsprechend wählen Zuschauer das Programm auch mit affektiven Erwartungen und Bedürfnissen aus. In der Fernsehnutzungsforschung wurden vor allem folgende Bedürfniskomplexe ermittelt, die sich auf andere audiovisuelle Medien übertragen lassen: 1. Informationsbedürfnis (Orientierung in der Umwelt, Ratsuche, Neugier, Lernen, Sicherheit durch Wissen)