Die ökonomische Funktion der Zeit in erziehungs-wissenschaftlichen Diskursen (original) (raw)
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Gegenwärtige Ökonomien der Zeit aus Sicht der Religionswissenschaft
In: Wolfgang Kautek, Reinhard Neck, Heinrich Schmidinger (Hg.), Zeit in den Wissenschaften (Wissenschaft – Bildung – Politik 19) Wien: Böhlau , 2016
Religionen sind nach wie vor für unsere heutigen Zeitvorstellungen hoch bedeutsam. Sei es, dass sie als religiöse Tradition und Kulturbestand ihre Wirkung entfalten, sei es, dass bestimmte heutige religiöse Organisationen markante Beiträge einbringen. Dabei ist einerseits in der ausdifferenzierten Spezialisierung postindustrieller Gesellschaften auf den gesellschaftlichen Teilbereich Religion mit seinen Kirchen, Religionsgemeinschaften und pluralen Gruppierungen zu achten. Sie pflegen einen gewissen Zeitumgang, bewerten Zeit und entfalten von hier her ihre Wirkkraft in die Gesamtgesellschaft hinein. Andererseits ist zu untersuchen, welche religiösen Traditionen aus dem Teilsystem Religion in andere Teilbereiche der Gesellschaft ausgewandert sind (oder auch "einwandern"). Solche ehemals religiösen Praktiken und Anschauungen verändern sich in dem neuen Kontext und lassen sich ihre Herkunft oftmals nicht mehr anmerken. Diese Prozesse "vagabundierender Praktiken" prägen ebenfalls Vorstellungen von Zeit. Ausschnitte der apokalyptischen biblischen Erzählung zum Beispiel über das Ende der Zeit tauchen im Kulturbereich auf und werden als ästhetische Bilder in Film oder Theater umgesetzt. Es sind allgemeine ästhetische Figuren geworden, die häufig keine religiösen Implikationen mehr in sich tragen. Oder die Versenkung in die Gegenwart, wie sie in christlicher Gebetspraxis vorkommt, 1 wird attraktiver als ostasiatisch-religiöse Achtsamkeit und von Angestellten und gestressten Führungskräften geübt. Soll also die Bedeutung von Zeit aus Sicht der Religionswissenschaft eruiert werden, so ist über den Teilbereich Religion hinauszuschauen auf weitere Orte der Gesellschaft. In dieser Perspektive scheinen dann Ökonomien der Zeit auf.
Wissenschaft tight: Diskursive Kämpfe zur ökonomischen Bildung an Schulen in Deutschland
Der Diskurs zur ökonomischen Bildung an Schulen erreichte 2011 mit der Publikation einer Netzwerkanalyse über die Befürworter des Schulfaches Wirtschaft seinen Höhepunkt (Möller & Hedtke 2011), in welcher das Oldenburger Institut für Ökonomische Bildung als Schlüsselakteur dargestellt wird. Diese Publikation erzeugte ein großes mediales Echo (u.a. Report Mainz 2011) und führte zur diskursiven Eskalation im Positionspapier „Wissenschaft light im Forschungskleid“ des Instituts für Ökonomische Bildung (Kaminski & Eggert 2011), in welchem Reinhold Hedtke persönlich diskreditiert wird. Diese Arbeit knüpft in einer wissenssoziologischen Diskursanalyse mit Feinanalyse von „Wissenschaft light“ an den abgebrochenen Diskurs an. In der Tradition Michel Foucaults stehen Fragen der Genealogie, der institutionellen Prägung, der Performativität des Diskurses und der Machtausübung der Akteure im Fokus. Hierfür werden auch die direkten und erweiterten Kontexte des Diskurses analysiert. Ziel dieser Untersuchung ist die Analyse und Kritik des Diskursverlaufes, um fundierte Neueinstiege zu ermöglichen.
Die Zeitvorstellung junger Kinder und das Zeitverständnis unserer Gesellschaft
https://www.erzieherin.de/die-zeitvorstellung-junger-kinder.html (Das Portal für die Frühpädagogik), 2013
Wie beeinflusst der allgegenwärtige Zeitdruck das Leben und die Zeitvorstellungen junger Kinder? Die beginnende soziale " Bewegung für Langsamkeit " kann auf den Umgang mit Zeit ausgedehnt werden. Wir übernehmen den Beitrag mit freundlicher Genehmigung der Redaktion von Betrifft Kinder aus dem Beiheft Kinder in Europa, Heft 11/2013.
Weil Zeit nicht immer Geld ist (Sheconomy, 2020)
"Christian Berger ist Referent der Arbeiterkammer und einer der Sprecher*innen des Frauenvolksbegehrens. Wir haben mit ihm über die vielen Systemerhalterinnen gesprochen und die Frage gestellt, ob Themen wie Diversität und Equality bei vielen Unternehmen demnächst wieder verstärkt in den Hintergrund rücken könnten." von Sarah Wetzlmayr Vollständiges Interview: https://sheconomy.at/artikel/weil-zeit-nicht-immer-geld-ist
SSRN Electronic Journal
Kinder und Kindheit in Deutschland und Frankreich Differenzen in den Sichtweisen, Traditionen und Bedingungen des Aufwachsens Ich skizziere in meinem Beitrag zwei aktuelle pädagogische Diskussionen über Kinder und Kindheit, die in Deutschland derzeit geführt werden. Der Vergleich mit der französischen Perspektive macht deutlich, dass es sich hier um spezifisch deutsche Debatten handelt und dass sieso meine Theseauch mit der besonderen Wirkrnächtigkeit eines romantisch geprägten Bildes von Kindern und Kindheit in Deutschland zu tun haben. Diese romantische Vorstellung vom Kind hat in Frankreich keine vergleichbare Tradition; das fimzösische Kindheitskonzept ist nicht von einem grundsätzlichen Antagonismus zwischen Individuum und Gesellschaft geprägt und wurzelt eher in einer republikanischen Tradition. Die erste Diskussion in Deutschland wird unter anderem im Zusammenhang mit der PISA-Studie und mit Auseinandersetzungen über die Sprachkompetenzen von Vorschulkindem geführt. Es geht dabei um das Problem des kindlichen Schonraums, um die sogenannte Scho~aumideologie, die auch in zwei derzeit populären Erziehungsbüchern angegriffen wird (Elschenbroich 2001; GersterMümberger 2001). Diese Debatte um die Schonraumideologie, verbunden mit einer Kritik am ,,Kult ums Kind" (Gersterl Nürnberger 2001, S. 62), manche sprechen auch von der ,,Vergöttlichung" des Kindes (Lenzen 2002, S. 39 f.), wird auch öffentlich, das heißt in den Medien, ausgetragen. So ist etwa in dem aktuellen SPIEGEL-special zum deutschen Bildungssystem der Artikel zur Grundschulpädagogik mit der Schlagzeile betitelt: "Schluss mit der Kuschelpädagogik", während der dortige Artikel zum Kindergarten das Verständnis des Kindergartens als ,,SchonraumLL kritisiert (Brinkbäumer u. a. 2002; MohrIStegelmann 2002). Die zweite Diskussion, die ich in den Blick nehme, steht in einem Zusammenhang mit der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung, aber auch sie findet ihre Fortführung in den Medien. Es geht dabei um die The ' 1 Zu diesen Fragen vgl. meine Bücher: La relation pe'dagogique dans les groupes interculturels (in Zusammenarbeit mit Lucette Colin und G. Weigand), Paris, OFkl, Sammlung "Textes de travail", 1994; dt. aers.: Bad Honnef. DFJW, 1995. La relation pe'dagogique (in Zusammenarbeit mit G. Weigand), Paris, Armand Colin 1994. Des sciences de I'iducation, Paris, Anthropos, 1997, arabische fhers. 1999. 2 Remi Hess, Le sens de I'histoire, moments d'une biographie (mit Christine Delory