Instruire ne la catholica fede Äthiopier in der Kunst des 15. Jahrhunderts in Rom und Florenz, die äthiopische Pilgerkirche an Alt St. Peter und Äthiopiens Verhältnis zum Vatikan (original) (raw)

1481 kam eine Delegation von Äthiopiern an den Vatikan, die die Quellen recht gut dokumentieren. Sie erlauben uns nicht nur eine faszinierende Einsicht in den römischen Tagesablauf der Besucher, sondern sie erhellen auch die historischen Umstände der Gründung des äthiopischen Pilgerhauses und seiner Kirche S. Stefano Maggiore am Vatikan. Es blieb für immer das einzige seiner Art in Europadie Gründe für seine Entstehung werden im Folgenden erläutert. (Abb. 1) Aufgrund ihrer Bedeutung stehen Pilgerhaus, Kirche und die dortige Trinitätsdarstellung mit einem äthiopischen Dominikaner im Mittelpunkt dieses Aufsatzes. Diese überlieferte, aber verlorene und in der kunsthistorischen Forschung bisher noch unbeachtete "Trinität" führt uns zu bislang wenig diskutierten Fragen zur Darstellung von Äthiopiern in der Kunst von Rom und Florenz undmodern ausgedrücktzum äthiopisch-römischen "Religions-Dialog". Fragen zur Toleranz, zum Missionierungsund Unionseifer Roms und schließlich zum Kunst-und Kulturtransfer zwischen Äthiopien und Europa im 15. Jahrhundert schließen sich an. Wir werden sehen, wie und wo Rom bildhaft die de facto nie stattgefundene Kirchenunion propagierte und einseitig zur Schau stellte, während Äthiopien nie ernsthaft eine Union mit Rom ins Auge gefasst hat. Da die Äthiopische eine aus der Perspektive Roms "häretische" Kirche war und die Rom-Pilger folglich ausschließlich den römischen Ritus zu praktizieren hatten, war Rom quasi "gezwungen", Äthiopien als uniert darzustellen. Die Pilgerhäuser Äthiopiens und Armeniens am Vatikan propagieren daher gewissermaßen die nie verwirklichte Union. Folge dieser Kontakte zwischen Äthiopien und Europa war seit etwa der Jahrhundertmitte eine wahre Auffächerung der Kanäle, durch die Informationen und Wissen über Äthiopien, Afrika und noch unerforschte Handelswege nach Europa einströmten. Die Missionare spielten dabei eine wichtige Rolle, die Hand in Hand ging mit Politik und Handel. Das reflektieren die nun beginnenden Darstellungen von Äthiopiern in der italienischen Kunst. Ein abschließender Vergleich mit dem Verhältnis von Vatikan und Armenischer Kirche als einer weiteren orientalischen Kirche ist aufschlussreich, da hier die Konflikte mit Rom besonders offen zutage traten. Dieser Aufsatz stellt zum ersten Mal einige ausgewählte Beispiele von Darstellungen von Äthiopiern in der italienischen Renaissance-Kunst in ihren historischen Zusammenhang und zieht so erstmals Verbindungen zwischen Mission, propagierter und ins Bild gesetzter Kirchenunion sowie der Rolle Äthiopiens am Vatikan. 1 Kontakte zwischen Italien und Äthiopien 1 Mein Buch "Art at the ‚Borders' of Fifteenth-Century Christianity: Representations of ‚Roman' Catholicism in Armenia, Ethiopia and Central Europe" wird die hier angesprochenen Thesen ausführlicher diskutieren.