Sport zwischen Inklusion und Exklusion (original) (raw)
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Will be published in: Gabriele Münnix (Hg.), Wertetraditionen und Wertekonflikte. Ethik in Zeiten der Globalisierung, Studien zur interkulturellen Philosophie Bd XX, Bautz Nordhausen 2013. 4 Der Hauptgrund hierfür war das restriktive Staatsangehörigkeitsrecht, das auf dem Abstammungsprinzip (ius sanguinis) beruhte und seit 1913 in Kraft war. Erst seit dem 1.1.2000 gilt das teilweise reformierte Staatsangehörigkeitsrecht. Ein wichtiger Bestandteil dieser Reform war, dass Kinder ausländischer Eltern, die in Deutschland geboren sind, zusätzlich zu der Staatsangehörigkeit ihrer Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit Es ist also festzuhalten: Seit der liberal-kommunitaristischen Debatte gibt es verstärkt Auslegungen von liberalen Prinzipien, mit denen es zunehmend schwer wird, ein 9 J. Carens, Culture, Citizenship and Community. A Contextual Exploration of Justice as Evenhandedness, New York 2000.
Von der Exklusion zur Inklusion
2020
Inhalt Zum Geleit Anlass für die Herausgabe dieses Sammelbandes ist das 50-jährige Jubiläum der "Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium" (DGWF). Die DGWF ist die zentrale Fachgesellschaft für das lebensbegleitende Lernen an Hochschulen. Sie umfasst gegenwärtig mehr als 300 organisationale und persönliche Mitglieder. Runde Jubiläen, zumal wenn sie ein halbes Jahrhundert markieren, laden geradezu zwangsläufig zu Rückschau und Selbstvergewisserung ein, bieten Gelegenheit, das Erreichte im Lichte der aktuellen Situation zu beschreiben. Dabei ist evident, dass erzählte Geschichte immer auch konstruierte Geschichte aus Sicht derjenigen ist, die sie erzählen, es sei denn, man wollte sich rein auf das Aufzählen von Fakten beschränken. Der vorliegende Sammelband erliegt weder der einen noch der anderen Versuchung, zumal mit der Publikation "Weiterbildung an Hochschulen", herausgegeben von Beate Hörr und Wolfgang Jütte, der Chronistenpflicht bereits hinreichend Genüge getan wurde. Mit der Inklusionsthematik wird eine Akzentsetzung vorgenommen, die bisher in der Debatte um die Weiterbildung an Hochschulen keine Beachtung fand. Insofern beschreitet der Band neue Wege. Er will zur Diskussion, ggf. auch zum Widerspruch in der Absicht einladen, die Weiterbildung an Hochschulen weiter oder anders zu denken. Der Dank der Herausgeber*innen gilt allen Autor*innen für ihre Beiträge und dem Verlag für die Möglichkeit einer Open-Access-Publikation. Der Band erscheint in der Reihe "Hochschulweiterbildung in Theorie und Praxis".
R&E-SOURCE
Dieser Beitrag fokussiert vor dem Hintergrund des Übereinkommens hinsichtlich eines inklusiven Bildungssystems und der noch weiter gefassten Prämisse, Bildung für alle zu ermöglichen, das pädagogische Handeln von Elementarpädagog*innen im Bereich der Inklusion. Da Spiel im Bildungsrahmenplan als die zentrale Form des Lernens in der frühen Kindheit angesehen wird, ergibt sich die erkenntnisleitende Frage, inwieweit Spiel auch als Strategie für Inklusion in elementaren Bildungseinrichtungen erachtet wird. Im Rahmen eines qualitativen Forschungsdesigns wurde eine Textvignette erstellt. Sie beschreibt ein dreijähriges Kind, das nicht spricht, im Kontext eines elementarpädagogischen Settings. Elementarpädagog*innen (N = 91) verschriftlichten Fragen und antizipierte Handlungen zu diesem Fall. In einem iterativen Diskurs- und Konkretisierungsprozess, der sowohl induktive wie auch deduktive Herangehensweisen an das Textmaterial inkludierte, wurde ein Kodierschema entwickelt, auf desse...
Staatsbürgerschaft im Spannungsfeld von Inklusion und Exklusion
Studien zur Migrations- und Integrationspolitik, 2019
Migration ist eines der zentralen Globalisierungsphänomene des 21. Jahrhunderts. Entsprechend groß ist das Interesse an Fragen der politischen Regulierung und Gestaltung der weltweiten Migration, den Rechten von Migrantinnen und Migranten und der Integration von der lokalen bis zur globalen Ebene. Die Buchreihe ist interdisziplinär ausgerichtet und umfasst Monographien und Sammelwerke, die sich theoretisch und empirisch mit den Inhalten, Strukturen und Prozessen lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Migrations-und Integrationspolitik befassen. Sie richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende der Geistes-, Sozial-, Wirtschafts-und Rechtswissenschaften sowie an Praktikerinnen und Praktiker aus Medien, Politik und Bildung. Die Herausgeberinnen und Herausgeber werden in ihrer Arbeit durch einen wissenschaftlichen Beirat unterstützt, den die ehemaligen Sprecherinnen und Sprecher des Arbeitskreises bilden:
Inklusion und Exklusion in der Sozialen Arbeit
Inklusion und Exklusion in der Sozialen Arbeit, 2004
Die Moral des Systems Sozialer Arbeit-systematisch Dass das, was man die moderne Gesellschaft nennt, keine moralisch oder gar ethisch beruhigte Zone ist, lehrt jeder Blick in die Massenmedien. 1m Gegenteil: Man kann den Eindruck gewinnen, dass keine der Sozialformationen der Vergangenheit in dieser Hinsicht so aufgeheizt war wie diejenige, in deren Umwelt wir (erstaunt tiber so viele Emporungsmoglichkeiten) herumstehen. Selbst diejenigen, die vor den Folgen der inflationaren Moral-und Ethikvermehrung warnen, tun das aus Grunden, die sich ihrerseits als moralisierte Grunde beobachten lassen: Man warnt aus moralischen Grunden vor der Moral, oder man mutet der Ethik zu, sie mtisse aus ethischen Erwagungen heraus die Leute bitten, auf der Hut vor dem zu sein, was sie eigentlich reflektiert: vor Moral (so auch Luhmann 1989). Wer allerdings in hoch moralisierten Kontexten arbeitet, gar in einem Studiengang fUr Soziale Arbeit sein wissenschaftliches Auskommen zu finden trachtet, wird die Warnung gut verstehen konnen. Dort entfalten die Moralen (und die Ethiken, die sie ordnen oder legitimieren) ein geradezu unglaubliches Streit-und Blockadepotenzial 1 , zunehmend mit Struktureffekten, zum Beispiel bei der Rekrutierung von moralisch (also auch geschlechtlich) passenden Personen, dem Ausschluss von Leuten, die andere Moralen pflegen, oder gar solcher Leute, die sich indifferent gegentiber der Zumutung aller Moralen verhalten, also noch tiber das verftigen, was man klassisch ,geistige Freiheit' genannt hat. Es gibt in Deutschland Fachbereiche, die es nicht einmal zulassen, dass anders denkende WissenschaftlerInnen in ihrem Einflussbereich Vortrage halten. 2 Wenn man noch nicht das Stadium der Weisheit erreicht und sich bis zur Nasenwurzel satt geargert hat tiber die Zumutung generalisierter Moralen, kann man sich der soziologischen Systemtheorie anschlieBen und sich ftir unzustandig erklaren im Blick auf die mogliche oder unmogliche Absolutgtiltigkeit irgendeiner Ethik, irgendeiner Moral und stattdessen Analysen betrei-Und die Entfaltung dieses Potenzials hat dann typisch ,schmuddelige' Ziige. Davon gehenjedenfalls Bardmann und Hansen (1996, S. 22 et passim) aus. 2 Man darf hier an den faschistoiden Umgang mit Peter Singers Thesen denken (vgl. Singer 1994). 3 V gl. zu diesem Konzept, das die Gesellschaft wie ihre primaren Funktionssysteme als fungierende Abstraktionen auffasst P. Fuchs (2001a) sowie Fuchs (200lb). 4 Es sieht nur so aus, als ob das Recht moralisch codiert sei, aber es ware auBerst fatal, wenn das Rechtssystem sich an Moralen orientieren wollte. An welcher von den vielen denn? 5 Vorsichtshalber: Wir reden jetzt nicht tiber Leute in der Umwelt dieser Systeme, sondem tiber soziale Systeme, die bewusstseinsfrei operieren. Peter Fuchs bar diese (im Prinzip technisch-professionelle) Funktion mit der Vorstellung des , Helfens', durch die altere semantische Bestande in Vorformen dieses Systems (so etwa misericordia und caritas) weiter mitgeftihrt werden, so als sei es notwendig, die Restitution der Chance zur Inklusion als eine Art hOherwertige Tatigkeit zu begreifen, die der idiosynkratisch begriffenen Gesellschaft die durch sie bedrohten hochwertigen Subjekte zu entreiBen sucht-in kaum verhaltenem, sich selbst zelebrierendem (und deshalb in Theodor Bardmanns Diktion: schmuddeligen) Heroismus. Auch hier findet sich, dass der Code des Systems (HelfenINicht-Helfen; FalllNicht-Fall?) undeutlich ist, genauso wie das symbolisch generalisie Kommunikationsmedium (Klientel?). Ein Weg, sich diese Ausnahmestellung beider Systeme zu erklaren, fiihrt tiber die Annahme, man habe es ja mit people-processing units zu tun. Es gehe in ihnen nicht nur urn Kommunikationsstrome auf Indifferenzmedien wie Geld oder Recht oder Macht, sondem urn Leute, urn Schicksale, hier urn gelingende LebensIaufe, dort urn sichtbares oder unsichtbares Elend. Der Alltag der Sozialen Arbeit sei beispielsweise einer, der mit dem Schema der Ach-tunglMissachtung von Personen durchgangig befasst und deswegen gar nicht zu bewaltigen sei, wenn von diesem Schema abstrahiert wtirde. Allein der bloBe Umstand, dass Erzieher und Sozialarbeiterinnen es unmittelbar mit Menschen zu tun hatten, notige in die Moralisierung ihrer Domanen, in eine Art Hochengagement, das mit Theoremen moralischer Uberhitzung kaum zutreffend beschrieben werde. Allerdings kann die Theorie mit dieser Erklarung wenig anfangen. Ihr ist zum Beispiel empirisch bekannt, dass Organisationen, wiewohl sie vermeinen, Zwecke zu verfolgen in hoher bounded rationality, offensichtlich extrem personenempfindliche Systeme sind, woraus aber nicht folgt, dass sie deswegen auch schon moralisch reizbar seien. Und theoretisch ist ausgemacht, dass die Leute (die Menschen) in keinem Sozialsystem sozusagen physisch prasent sind, sondem als Umweltgegebenheiten auftreten, die im System als soziale Adresse, als Rolle, als Person, kurz: als kommunikative Struktur fungieren, also (klassischen Beurteilungen gegentiber) in vollendeter Alienation. Das hat ja tiberhaupt die These moglich gemacht, dass das System Sozialer Arbeit Adressenarbeit betreibt und nicht im mindesten Arbeit an Menschen. 9 Ein weiterer und wichtiger Gesichtspunkt ist der, dass es offenbar ein unglticklicher Zug ware, wenn ein System, das auf die Restitution der Chance zur Inklusion ausgerichtet ist, seine Arbeit am Moralschema orientieren wtirde, das ein Ausschlussschema ist, insofem es immer mit der Achtung von Personen die Missachtung anderer Personen verkniipft. Wenn es darum geht, Exklusionen praventiv zu verhindem undloder Personen, die durch relevante Ausschltisse betroffen sind, mit der Chance von Wiedereinschltissen auszustatten, ist das Moralschema schlicht kontraindiziert. Es spannt immer einen Rahmen ftir Ausschltisse auf, und so lieBe sich erwarten, dass gerade die So-9 In sehlirfster Zuspitzung: Hier genau ist der blinde Fleck des Systems dureh die Aussieht auf Leute verstellt.
Berliner Journal Fur Soziologie, 2001
Dieser Beitrag versucht, sich auf der Grundlage einer Medienanalyse, qualitativer Interviews und Gruppendiskussionen dem gesellschaftlichen Umgang mit dem Integrationsbegriff anzunähern. Den Ausgangspunkt der empirischen Untersuchung bildet die Beobachtung, dass sich in der öffentlichen Auseinandersetzung um die legitime inhaltliche Besetzung dieses Begriffs die konfligierenden Ansprüche der Mehrheitsgesellschaft und die Selbstwahrnehmung der von Integrationsgeboten betroffenen Immigrantengruppen spiegeln. Auf dieser Grundlage geht es nicht darum, nach den Motivationen und Strukturen von Integration zu fragen, sondern „Integrationsrahmungen“ zu untersuchen, d.h. empirisch nachzuvollziehen, wie in deutschen Medien und von den Immigranten selbst der Begriff mit Bedeutung versehen, symbolisch aufgeladen und zur Grundlage politischer Forderungen herangezogen wird. Die Ergebnisse der diskurstheoretisch orientierten Untersuchung zeigen, dass sich „Integration“ empirisch nicht nur als neutral-deskriptive Kategorie erweist, sondern soziale Lagen von Gruppen „be-zeichnet“ und auf sie symbolische Macht ausübt, die Gegenstrategien auslöst. Die komparativen qualitativen Fallanalysen verschiedener Migrantengruppen in Deutschland verdeutlichen, dass „Integrationsrahmungen“ nicht nur Konflikte in Einwanderungsgesellschaften sichtbar machen, sondern sie paradoxerweise auch reproduzieren. On the basis of a media analysis, qualitative interviews, and focus group discussions this article seeks to analyse how the concept of “integration” is used in social practice. Its empirical research departs from the observation that the public debate on how to legitimately define this term reflects conflicting claims of the majority society on the one hand and the self-perception of immigrant groups on the other hand. On this basis the article does not focus on the motivations and structures of integration but on how certain frames and narratives attribute significance to this concept, give it a contested symbolic meaning in the public sphere and use it for political purposes. The results of our discourse analysis confirm our hypothesis that empirically “integration” is not only a neutral-descriptive category but also a concept that “categorises” groups and imposes a form of symbolic power on them, which in turn provokes reactive strategies from their part. Our comparative study of several immigrant groups in Germany demonstrates that framing strategies of “integration” paradoxically (or non-intentionally) tend to reproduce those conflicts in immigrant societies that they often claim to describe and solve. Cet article essaie de cerner les rapports qu’entretient la société avec le concept d’intégration sur la base d’une analyse médiale, d’interviews qualitatives et de discussions de groupe. Le point de départ de l’examen empirique mène à l’observation que les exigences antagonistes de la société majoritaire et l’ autoperception des groupes d’immigrants touchés par les lois d’intégration se reflètent dans les débats publics concernant le contenu légitime de ce concept. Sur cette base, il ne s’agit pas d’interroger les motivations et structures de l’intégration, mais au contraire d’examiner les «cadres de l’intégration», c’est à dire établir empiriquement comment, dans les médias allemands et par les immigrants eux-même, le concept est défini, chargé symboliquement et devient la base de revendications politiques. Les résultats des études orientées sur la théorie du discours montrent que «l’intégration», empiriquement, ne se révèle pas seulement comme catégorie neutrodescriptive, mais aussi «désigne» des situations sociales de groupes et exerce sur eux un pouvoir symbolique qui suscite des stratégies contraires. Les analyses de cas comparatives et qualitatives de différents groupes de migrants en Allemagne montre clairement que les «cadres de l’intégration» ne rendent pas seulement visible des conflits dans les sociétés d’immigration, mais, paradoxalement, les reproduit.
Academia – ein Verlag in der Nomos Verlagsgesellschaft eBooks, 2022
Mit zunehmender Thematisierung von Diversität in Gesellschaft und Schu le stellt sich die Frage, inwiefern dadurch insbesondere im Sportunterricht auch Schüler:innen different wahrgenommen und gedeutet werden. Mit dem externen Referenzfeld des (Leistungs-)Sports zeigt sich das Unter richtsfach Sport als eines, das Leistungsnormen vorgibt und streng nach Leistung selektiert, unter Umständen noch mehr als andere Schulfächer. Daraus ergibt sich ein Widerspruch zum schulischen Anspruch auf Inklu sion. Aus Perspektive der Qualitätsoffensive Lehrerbildung und dem hanno verschen Ziel der Förderung Reflexiver Handlungsfähigkeit von Lehrkräf ten 1 (Dannemann et al., 2019; Neugebauer et al., 2023) lohnen sich in diesem Zusammenhang der Fokus auf die Lehrkräfte und die Frage, inwie fern im Sportunterricht In-und Exklusionsprozesse stattfinden. Der vorliegende Beitrag stellt ein praxeologisches Forschungsprojekt vor, das an der Schnittstelle von Sportsoziologie und Sportpädagogik soziale Praktiken der Differenzkonstruktion untersucht. Das Forschungsprojekt fragt konkret, wie Wahrnehmungs-, Denk-und Handlungsmuster von Sportlehrkräften Differenzordnungen im Sportunterricht (re-)konstruieren. Der Sportunterricht wird hier also aus sportsoziologischer Perspektive un tersucht, um daraus anschließend Implikationen für die Lehrkräftebildung