ISLAM UND CHRISTENTUM (original) (raw)

ISLAM UND CHRISTENTUM 2

ZUR EINRICHTUNG DES BUCHES Die religiösen Ausdrücke in diesem Buch sind in der deutschen Sprache angegeben. Um den Lesern zu ermöglichen, islamische Bezeichnungen zu lernen, ist ein Glossar als Anhang dargestellt. Es würde geschätzt, bei religiösen Ausdrücken im Glossar nachzuschlagen. Die islamischen Bezeichnungen, wofür es keine deutsche Ausdrücke gibt, sind als Original verwendet, und im Text oder im Glossar erklärt worden. Es ist zu empfehlen, bei islamischen Bezeichnungen den Buchstabe S mit dem Zeichen (-) als stimmloses "s" (z.B. Souvenir; Salât), die Vokalen mit dem Zeichen (^) lang (z.B.: Mewlânâ), die Doppelkonsonanten einzeln (z.B.: Muhammed: Muham-med) den Buchstabe "h" in der Wortmitte und am Ende wie zum Anfang (z.B.: ALLAH) auszusprechen. Den Buchstabe "ı" gibt es nicht im deutschen Alphabet. Er sollte wie der zweite Vokal im englischen Wort "mirror" ausgesprochen werden; z.B. İmam-ı Asam Ebu Hanife. Neben dem Glossar wird auf die islamischen Wissenschaften, die Gelehrtheitsstufen, Gattungen der islamischen Gelehrten und die Grußgebete bzw. die rituellen Wünsche und Verehrungsäußerungen hingewiesen. Alle Muslime verrichten ihre Gebete nur in der koranischen Sprache, dürfen aber gleich nach dem Gebetsverrichten ihre Bittgebete in ihren Muttersprachen ausdrücken. Es würde geschätzt, dieses Buch in Original, oder in irgend einer Fremdsprache übersetzt, zu reproduzieren. Wir wären immer dankbar, wenn man solch eine gute Tat vollbringen würde. Mögen diese Wohltäter im Dies-und Jenseits glücklich werden! Es wird gebeten, beim Druck möglichst auf beste Papierqualität zu achten und eventuelle Druckfehler besonders bei islamischen Ausdrücken zu vermeiden. ANMERKUNG: Die Missionare bemühen sich um das Christentum zu verbreiten, die Juden verbreiten die falschen Worte der Rabbiner, der Hakikat Verlag, in Istanbul, bemüht sich um den Islam zu verbreiten und der Eifer der Freimaurer ist es, die Religionen zu vernichten. Diejenigen, die Vernunft und Wissen besitzen und gerecht sind, werden erkennen welche von diesen der Wahrheit entspricht und sich für ihre Verbreitung einsetzen. Somit werden sie zum Anlass des Glückes aller Menschen. Dies ist der wertvollste und nützlichste Dienst für die Menschheit.

GLAUBE UND ISLAM

damit wir die unendlichen Gaben des Paradieses, die unaufhörlichen Freuden darin und Sein Wohlwollen und Seine Liebe erlangen können. Somit sind die Segen und Gaben Allahs, des Erhabenen, so klar wie die Sonne am Himmel. Alles Gute, das uns durch andere widerfährt, kommt im Grunde auch von Ihm. Denn in Wirklichkeit ist es Er, der diese anderen zu Mitteln macht, ihnen den Wunsch, Gutes zu tun, eingibt und ihnen die Kraft und das Vermögen verleiht, Gutes zu tun. Somit ist es immer Er, der alle Gaben und Segen von überall her jedem zukommen lässt. Von anderen als von Allah, dem Erhabenen, Gutes zu erhoffen ist so, als würde man einen Verwahrer um eine Ware bitten, um diese aufzubewahren, oder als würde man einen Bedürftigen um Almosen (Sadaqa) bitten. Dass unsere Worte zutreffend und richtig sind, begreifen die Ungebildeten genauso wie die Gelehrten und die Engstirnigen ebenso wie die Intelligenten und Weitsichtigen. Denn was hier dargelegt wird, sind Kenntnisse, die offenkundig sind und nicht des Nachdenkens bedürfen. Dass der Mensch Allah, dem Erhabenen, gegenüber, der ihm alle diese Segen und Gaben zukommen lässt, soweit er vermag dankbar ist, ist eine Pflicht seines Menschseins. Es ist eine Pflicht, die der Menschenverstand diktiert. Doch diesen Dank (Schukr), den wir Allah schulden, durchführen zu können, stellt keine einfache Aufgabe dar. Denn der Mensch ist ein Wesen, das nachträglich aus dem Nichts erschaffen wurde und schwach, bedürftig, mangelhaft und fehlbar ist. Allah, der Erhabene, hingegen war und ist immer existent. Er ist frei von Makeln und Fehlern. Jede Vollkommenheit ist Ihm eigen. Der Mensch gleicht Allah, dem Erhabenen, in keiner Hinsicht, nicht einmal annähernd. Können denn solcherart unterlegene Diener einem solch erhabenen Herrn je Seiner Würde gebührend danken? Es gibt nämlich Vieles, von dem der Mensch denkt, dass es schön und wertvoll sei. Doch Allah, der Erhabene, erachtet diese Sachen als schlecht und hat keinen Gefallen an ihnen. Das, was wir als Respekt und Dank erachten, können Sachen sein, die Ihm ungefällig und in Wirklichkeit schlecht sind. Aus diesem Grund können Menschen mit ihrem beschränkten Denken und ihrer kurzsichtigen Wahrnehmung nicht herausfinden, worin echter Dank zu Allah, dem Erhabenen, liegt. Wenn die Sachen, die Dank und Ehrerbietung bezeugen sollen, nicht von Allah, dem Erhabenen, verkündet sind, kann das, was zu ehren und zu loben scheint, in Wirklichkeit eine Beleidigung sein. Allah, der Erhabene, hat diese Dankesschuld, die man mit dem Herzen, mit Worten und mit dem Körper verrichtend und daran sei mit ihm, stammen. Es gibt viele Bücher, in denen die ehrwürdigen Hadithe aufgezeichnet sind. Berühmt unter diesen Büchern sind die Sammlungen Sahīh al-Bukhārī und Sahīh Muslim. Von den Geboten Allahs, des Erhabenen, werden die Sachen, an die man glauben muss, "Iman" genannt und die, die als Taten verrichtet werden müssen, werden als "Fard" (Pl. Farāʾid) bezeichnet. Die Verbote werden "Harām" (Pl. Mahārim) genannt. Die Gesamtheit der Farāʾid und Mahārim wird als "al-Ahkām alislāmiyya" betitelt. Wer auch nur einen Aspekt des islamischen Wissens leugnet, wird "Kāfir" (Ungläubiger) genannt. Das Zweite, was für den Menschen notwendig ist, ist, dass er sein Herz (Qalb) bereinigt. Wenn man vom Herzen spricht, sind damit zwei Sachen gemeint: Das Stück Fleisch, das sich in unserer Brust befindet, wird von jedermann "Herz" genannt. Dieses Stück Fleisch besitzen auch die Tiere. Das zweite Herz ist das nicht sichtbare Herz, das sich in diesem Stück Fleisch befindet. Das Herz, von dem in den Religionsbüchern die Rede ist, ist dieses Herz. Dieses Herz bildet den Ort, an dem das islamische Wissen verwahrt wird. Ebenso ist es dieses Herz, das entweder glaubt oder nicht glaubt. Das Herz, das glaubt, ist rein. Das Herz, das nicht glaubt, ist schmutzig oder gar tot. Es ist unsere erste Pflicht, daran zu arbeiten, dass das Herz rein wird. Gottesdienstliche Handlungen zu verrichten, insbesondere die Verrichtung des Gebets und das wörtliche Aussprechen der Bitte um Vergebung (Istighfār), reinigen das Herz. Das Verrichten von Verbotenem (Harām) verdirbt das Herz. Unser Prophet sagte: "Bittet oft um Vergebung! Wer das Bittgebet um Vergebung (Istighfār) stetig spricht, den beschützt Allah, der Erhabene, vor Krankheiten und jeglichem Kummer. Er versorgt ihn, von wo er es nicht erwartet." Die Bitte um Vergebung ist das Sprechen von "Astaghfirullāh" (Ich bitte Allah um Vergebung). Damit die Bittgebete akzeptiert werden, muss der Bittende ein Muslim sein, seine Sünden bereuen, die Bedeutung dessen, was er spricht, kennen und fest daran glaubend seine Bitte sprechen. Die Bittgebete von Menschen, deren Herzen verdunkelt sind, finden keine Akzeptanz. Wer dreimal das Bittgebet spricht und in seinen täglichen fünf Gebeten beständig ist, dessen Herz wird reiner und beginnt dann auch diese Bittgebete um Vergebung zu sprechen. Das Bittgebet, das nur mit Worten erfolgt, ohne dass das Herz es auch spricht, bringt keinen Nutzen. Das religiöse Wissen im Islam ist dasjenige, welches in den Büchern der Gelehrten der Ahlus-Sunna niedergeschrieben ist. Wer in Bezug auf das Wissen über den Glauben und den Islam, das die Gelehrten der Ahlus-Sunna überliefert haben, auch nur einen der "Zabāniyyūn" genannt. Sie führen in der Hölle ihre Aufgaben aus. Das Höllenfeuer schadet ihnen nicht, ähnlich wie das Wasser dem Fisch nicht schadet. Die Großen unter den Engeln der Hölle sind neunzehn an der Zahl. Der größte unter ihnen heißt "Mālik". Die vier Engel, die alle Taten des Menschen aufschreiben, sowohl gut als auch schlecht, von denen zwei am Tag und zwei in der Nacht anwesend sind, werden "edle Schreibengel" (Kirām Kātibūn) oder "Schutzengel" (Hafaza) genannt. Es wurde auch überliefert, dass die Schutzengel andere als die Schreibengel sind. Der Schreibengel auf der rechten Seite ist der Vorgesetzte des Schreibengels auf der linken Seite und er schreibt die guten Taten und die gottesdienstlichen Handlungen auf. Der Schreibengel auf der linken Seite notiert die schlechten Taten. Es gibt Engel, die den Ungläubigen und den ungehorsamen Muslimen Qualen zufügen werden, und Engel, die die Menschen im Grab befragen werden. Diese befragenden Engel heißen "Munkar" und "Nakīr". Die beiden, die die Gläubigen befragen, werden auch "Mubaschschir" und "Baschīr" genannt. Die Engel haben untereinander verschiedene Rangstufen. Die überlegensten unter ihnen sind vier an der Zahl. Der erste von ihnen ist Dschibrīl (Dschabrāʾīl), Friede sei mit ihm. Seine Aufgabe besteht darin, den Propheten die Offenbarung (Wahy) zu übermitteln, ihnen die Gebote und Verbote Allahs, des Erhabenen, zu vermitteln. Der zweite ist der Engel Isrāfīl, Friede sei mit ihm, der in das "Sūr" genannte "Horn" blasen wird. Er wird zweimal in dieses Horn blasen. Beim ersten Mal wird alles Lebendige außer Allah, dem Erhabenen, sterben. Beim zweiten Mal werden alle wiedererweckt. Der dritte ist Mīkāʾīl, Friede sei mit ihm. Sachen, die sich in der Welt ereignen, wie Not und Überfluss, Vergünstigung und Teuerung [Wirtschaftsordnung], Bewegungen der Körper (die Naturabläufe insgesamt) [und für Ruhe und Frieden zu sorgen] sind die Aufgaben dieses Engels. Der vierte ist Azrāʾīl, Friede sei mit ihm. Dieser Todesengel ergreift die Seelen der Menschen. [Im Persischen wird die Seele "Dschān" genannt.] Nach diesen vier Engeln sind die höchstrangigen Engel in vier Gruppen zu unterteilen: die "Hamalat al-Arsch" genannten Engel sind vier an der Zahl und werden am Jüngsten Tag acht Engel sein; die "Muqarrabūn" sind Engel, die in der göttlichen Gegenwart weilen; die Großen unter den bestrafenden Engeln werden "Karūbiyyūn" genannt und die "Engel der Barmherzigkeit" als "Rūhāniyyūn" bezeichnet. Diese bis hierher aufgezählten Engel sind die "Khawāss", d. h. die Elite der Engel, d. h. ihre Ranghöchsten. Sie sind allen Men-Sein hohes Antlitz war weiß, mit etwas Rosa vereinigt, Aus purem Weiß war sein gesegnetes Gesicht, Wie eine Rose, mit deren Farbe vermischt, Seine Schweißtropfen, wie Perlen auf seinem Gesicht waren sie, leuchtend, Strahlten auf jenem schönen Juwel, so erleuchtend, Wenn er schwitzte, der Ozean der Freude und Glückseligkeit, Strahlte er Wellen von Licht mit größter Helligkeit, Das Erscheinen seiner Augen schien stets geziert zu sein, Seine schönen Augen zogen die Menschen an obendrein, Das Weiße seiner Augen war ziemlich weiß und rein, Er wurde gelobt von Allah durch Verse des Koran, Das Schwarze seiner Augen war nicht klein, also die Iris, Für seinen Blick machte es keinen Unterschied ob es nah oder fern ist, Breit und herrlich waren seine Augen, von unvergleichlicher Schönheit, Strahlend leuchtete sein gesegnetes Antlitz, voller Erhabenheit, Unseres edlen Herrn Mustafā seine Sehkraft vermag, Gleichermaßen zu sehen, in der Nacht, sowie am Tag, Wünschte er zu blicken in eine Richtung, Wendete er seinen ganzen Körper in jene Richtung, Sein Körper folgte seinem gesegneten Haupt, ein jedes Mal, Nie hatte er davon abgelassen, nicht ein einziges Mal, Zwar war der Edelste aller Propheten aus festem Körper gewiss, Jedoch wie die pure Seele, welche in Körperform erschienen ist, Er hatte Schönheit aber auch süß war sein edles Gesicht, Er ist der Meistgeliebte von Allah, einen anderen in seinem Rang gibt es nicht,

Das Gemeinsame in Islam und Christentum

erschienen in: theologie aktuell 34.3 (2018-19), 10-15.

Publizierter Auszug aus einer Predigt am 14. Oktober 2018 im Rahmen des »Kritischen Oktober« der Gemeinde der Erlöserkirche in Wien 23. Auf der Basis aktueller Forschungen zum Koran und zum frühen Islam - insbesondere im Werk von Angelika Neuwirth und ihrer Rezeption in der gegenwärtigen muslimischen Koranwissenschaft - werden die Grundstrukturen der koranischen Offenbarung als "gemeinsame Botschaft" in Islam und Christentum vorgestellt. Nicht eine "Abkünftigkeit" oder eine "gemeinsame Substanz" wird dabei behauptet, sondern ein gemeinsamer "Inhalt" der Botschaft, auf dem ein künftiges selbstkritisches Gespräch der damit verbundenen Traditionen aufbauen könnte.

Das Wesen des Christentums und das Wesen der Religion

2019

• 1 AJiof 11. Htmt11tls, Du Wesen des Christentums, hg. u. kommentiert von Trutz Rendtorff, Gütersloh 1999, 56. 2Ebd. 3 Beide Gründe wogen in Hamacks Augen in der Tat zwar IChwet, wie seine Diskussion der um 1900 von vem:hiedenen Seiten erhobenen Fordertmg zeigt, die theologisc:hen Fakultäten in religionschichtli che wmuwandelo. Sie begründeten ihm jedoch nicht das systematische Ineinander der Wesen,bestim muag de, Chriltentums und der Wesembestimmung der Religion. Die Gründe dafür lagen ihm vielmehr in der hiatorischen Genese der Fragestellung. Hamack hat gesehen, daß der allgemeine Begriff der Religion auf dem Boden des geschichtlichen Chri,tentums in ,einer neuzeitlichen Gestalt' entltanden, er von der christlichen Theologie zur Bezeichnung de,sen entwickelt worden ist, was am Christentum in einem all gemeinmen1eblichen Sinn wesentlich ist. Vgl. AJiof 1/0n Hama&ls, Die Aufgabe der theologischen Fakultäten und die allgemeie Religion1ge1Cbichte nebst einem Nachwort, in: Adolf von Hamack als Zeitgenosse. Reden und Schriften aus den Jahren des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, Teil 1, hg. von K. No wak, Berlin/New York 1996, 797-824, insb. 804f.

ISLAM, DER WEG DER SUNNITEN

Neben dem Glossar wird auf die islamischen Wissenschaften, die Gelehrtheitsstufen, Gattungen der islamischen Gelehrten und die Grußgebete bzw. die rituellen Wünsche und Verehrungsäußerungen hingewiesen. Alle Muslime verrichten ihre Gebete nur in der koranischen Sprache, dürfen aber gleich nach dem Gebetsverrichten ihre Bittgebete in ihren Muttersprachen ausdrücken. Es würde geschätzt, dieses Buch in Original, oder in irgendeiner Fremdsprache übersetzt, zu reproduzieren. Wir wären immer dankbar, wenn man solch eine gute Tat vollbringen würde. Mögen diese Wohltäter im Dies-und Jenseits glücklich werden! Es wird gebeten, beim Druck möglichst auf beste Papierqualität zu achten und eventuelle Druckfehler besonders bei islamischen Ausdrücken zu vermeiden.

ISLAM, DER VERFLOSSENE FRIEDE

Ein Blick zurück In: TUMULT. Zeitschrift für Konsensstörung Frühjahr 2016, S. 33-38., 2016

Der Islam sei, recht verstanden, seinem Wesen nach eine friedfertige Religion. Diese These wird zumindest in Deutschland und Österreich um des inneren Friedens willen staatlich und akademisch verbreitet. Allerdings zeigt die historische Entwicklung, wie eine anfangs versöhnliche arabisch-christliche Lehre von ihrer eigenen ideologischen Herkunft abgeschnitten wurde und sich zur fanatischen Staatsdoktrin eines feindlichen Lagers verwandelte.

Beten wir zum selben Gott Dialog Christentum Islam

Only in Arabic: The Touch of Cultures. The Role of Realist Phenomenology in the Dialogue between Religions and Civilizations, in arabic (Rabat: 2004). Berührung der Kulturen. Die Rolle der realistischen Phänomenologie im Dialog zwischen Religionen und Zivilisationen, auf arabisch (Rabat: 2004) ch 3

Den folgenden Ausführungen möchte ich einen sowohl für den gläubigen Muslim als auch für den gläubigen Christen unerläßliche Bemerkung vorausschicken: Es ist nicht im mindesten die Absicht dieses Vortrags, die gewaltigen Unterschiede zwischen den beiden Religionen des Islam und des Christentums zu leugnen oder zu verwässern: weder die Unterschiede in der Deutung der Fundamente der Menschenwürde und Menschenrechte und bestimmter ethischer Fragen, noch die rein religiösen dogmatischen Unterschiede sollen bestritten werden. Nein, diese Unterschiede sind groß. Und besonders die Unterschiede in der Gottes-und Heilslehre sind und bleiben so tiefgreifend und sind in den Augen des gläubigen Muslim wie auch in jenen des christlichen Märtyrers so bedeutsam, daß er für sie zu sterben bereit ist. Es geht daher nicht um Abschwächung und Verwässerung dieser Unterschiede in einem interreligiösen Geschwätz, sondern darum, gerade zwischen jenen Gläubigen beider Religionen, die diese religiösen Unterschiede überaus ernst nehmen, eine wahre Basis einer echten religiösen Verbundenheit zu finden. Daß es auf der allgemein philosophischen Ebene der Menschenwürde und Menschenrechte und noch viel mehr 2 auf jener des philosophischen Gottesbegriffs eine wichtige Verbindung zwischen Christen und Muslimen gibt, liegt klar zutage. Gibt es einen "selben Gott" als Band der Einheit zwischen Islam und Christentum? Der wahre philosophische Gottesbegriff als Einheit stiftendes Element im Dialog zwischen christlichen und islamischen Philosophen Wir haben schon in den beiden vorhergehenden Vorträgen über die Rolle der realistischen Phänomenologie für den Dialog zwischen Islam und Christentum gesehen: Das Bekenntnis zum Schöpfergott, das Christen mit dem Islam teilen, setzt notwendig eine Grundfähigkeit zu einer das Subjekt erkennend überschreitenden Erkenntnis voraus, die allein es erklären kann, daß wir mit Gott nicht nur als mit einem immanenten und kulturell geprägten Gegenstand menschlichen Bewußtseins in Berührung treten. Eine Philosophie, die nur von einem "Gott als Gegenstand menschlichen Bewußtseins" redet, leugnet die gemeinsame Basis aller monotheistischen Religionen, daß es nämlich einen allem menschlichen Denken gegenüber transzendenten Gott gibt, der in sich Sein und Bestand, Leben und Allwissen hat, und an dem dennoch der Mensch erkennend teilhat und dessen wahres Dasein er bekennt. Es ist ein entscheidendes und tiefes, und heute auch unter vom modernen Subjektivismus angekränkelten Christen keineswegs selbstverständliches, Band der Einheit zwischen Islam und Christentum, Gott als ein in Wahrheit seiendes und von allem menschlichen Denken unabhängiges Wesen anzuerkennen. Gerade diese Überzeugung aber ist in der Philosophie der letzten Jahrhunderte attackiert worden. Und deshalb sind jene, die dies als Irrtum verwerfen, also alle gläubigen Muslime, Juden und Christen, schon aus diesem Grunde der gemeinsam festgehaltenen Wahrheit der Wirklichkeit und Transzendenz Gottes in tiefer Weise mit einander verbunden. Gäbe es keine objektive Wahrheitserkenntnis über die vom Menschengeist unabhängige Wirklichkeit, so würde ich die Gottesidee nur mit meiner Vernunft machen, wie Kant sagt, 3 und wäre gleichsam der Schöpfer Gottes. Wie Friedrich Nietzsche sieht, führt dies zur These vom "Tode Gottes". Denn wenn Gott erst aus menschlichen Akten geboren wird, kann er auch sterben, ja dann ist er in gewissem Sinne schon tot. In dem Falle, in dem das menschliche Subjekt die Quelle allen Aprioris und auch der Gottesidee ist, begehe ich in der Philosophie ebenso wie in der Religion höchstens "unwiderlegbare Irrtümer", wie ebenfalls Nietzsche sagt. 4 Eine solche Philosophie muß letztlich notwendig zum Atheismus führen. Denn ein Gott, der nur im Bewußtsein des Menschen lebt, ist in Wirklichkeit tot und lebt nicht. Denn leben kann nur ein Wesen, das nicht bloßes Objekt des Menschengeistes ist, sondern davon unabhängig ist, ob es vom Menschen gedacht wird oder nicht; dies gilt für Pflanzen, Tiere, Menschen, aber am meisten von Gott, der nicht nur ein lebendiger Gott ist, sondern dessen Leben von unendlicher Vollkommenheit ist. Das ist nicht nur eine Ansicht gläubiger Christen, sondern eine von allen Religionen, die an irgendeinen Gott glauben, geteilte Erkenntnis. Es liegt hier auch eine eminente Gemeinsamkeit zwischen gläubigen Christen aller Bekenntnisse und Muslimen vor: Allah, Gott, kann keines seiner 99 Vorwort für die arabischen Leser dieses Buches 33 Attribute und Beinamen und keines seiner "sieben Attribute" (Haft Sifat), die insbesondere der Imam und bedeutende Philosoph Al-Ghazali 5 ihm zuschreibt und an denen der Christ ebenso festhält, Hayat (Leben), Ilm (Wissen), Qudra (Macht), Irada (Wille), Sam und Basar (geistiges Hören und Sehen aller Dinge), sowie Kalam (eine transzendente, nicht-menschliche Sprache), besitzen, wenn er nicht vom menschlichen Bewußtsein unabhängig ist. 6 Ja, Gott selber ist, dies ist sein 51. Attribut, die Wahrheit selber, Al-Haqq, weshalb für den Muslim wie für den Christen auch der Glaube nur bindet, weil er wahr ist, ja weil Gott die Wahrheit selber ist. Das Evangelium nennt Jesus Christus die Wahrheit, und eigentümlicherweise (da er ihn ja nicht für Gott hält), nennt auch der Koran Isa (Jesus) das "Wort der Wahrheit". 7 Und der Mensch kann diese göttlichen Attribute nur dann erkennen, sei es durch reine Philosophie, sei es durch Glauben, wenn menschliches Erkennen der Wahrheit die Dinge selbst so sehen kann, wie sie sind. Alle die genannten göttlichen Attribute, wie etwa höchstes Leben, setzen voraus, daß Gott nicht nur Objekt transzendentalen menschlichen Bewußtseins, sondern in sich wirklich ist. Denn nichts, was nicht in sich wirklich und mehr als Objekt unseres Geistes ist, kann leben oder der wahre, lebendige Gott sein. 8 Darin, daß sie an dieser Grundwahrheit und Basis aller echten theistischen Religion festhalten, sind gläubige Muslime und gläubige Christen zutiefst verbunden. Es gibt zwischen Christentum und Islam auf der Ebene einer rein philosophischen Gotteslehre hinsichtlich der genannten fundamentalen Inhalte des Glaubens an Gott nur wenig, wenn überhaupt etwas, Trennendes. In philosophischen Erkenntnissen über "Etwas, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann" wird kaum eine göttliche Vollkommenheit vorausgesetzt, 9 die nicht auch im Koran gelehrt wird, der auch in Gott jenes absolute, unendlich vollkommene Wesen anerkennt, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Gott besitzt diese philosophisch erkennbaren Attribute auch nach dem Islam: Er ist Al-Dschabbar (9. Der Absolute) und Al-Wasi (45. Der Allumfassende). Der philosophische Gottesbegriff kann ja die beide Religionen trennende Frage, ob Gott ein "einiger" oder ein "dreieiniger" einziger Gott ist und ob er, ohne seine göttliche ewige Natur je zu verlieren, in Christus Menschennatur angenommen hat oder nicht, nicht entscheiden. Was die Philosophie über Gott sagt, ist daher prinzipiell beiden Religionen gemeinsam. Und hinsichtlich einer rein philosophischen Gotteslehre können muslimische und christliche Philosophen fast vollständig übereinstimmen, es seien denn manche philosophische Fragen wie die, ob nicht nur die Liebe selbst, und damit Gott als Al-Wadud (Der Alliebende), sondern auch liebende personale Gemeinschaft (eine communio personarum) und personale Beziehung reine Vollkommenheiten 10 sind, die deshalb, weil sie reine Vollkommenheiten sind, auch in Gott bestehen müsseneine Frage, in der christliche und muslimische Philosophen kaum übereinstimmen werden. 11 Die reine Philosophie kann aber von sich alleine aus m.E. diese Frage nicht mit vollständiger Klarheit in der einen oder anderen Richtung entscheiden, auch wenn sich tiefe philosophische Gründe für die Vollkommenheit der Gemeinschaft von Personen anführen lassen. Daher kann eine Philosophie, die jene fundamentalen, der Vernunft zugänglichen Wahrheiten über Gott untersucht, welche muslimische Philosophen wie al-Ghazali ebenso wie christliche Denker wie Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin lehrten, sehr wohl eine gemeinsame Basis für arabische und westliche Philosophen bilden. 12 Ja, eine rein philosophische Gotteslehre ist so fern davon, einen trennenden Gegensatz zum Islam darzustellen, daß man sogar zugestehen muß, daß eine philosophische Gotteslehre in vielfacher Hinsicht in leichter verständlicher Weise mit der Gotteslehre des Islam vereinbar ist als mit dem in der christlichen Offenbarung gelehrten dreieinigen Gott. Denn das vom Christen geglaubte Mysterium eines einzigen Gottes, der doch drei göttliche Personen und die ewige Liebesgemeinschaft dieser göttlichen Personen ist, übersteigt alles menschliche Begreifen unvergleichlich viel mehr als etwa die 99 göttlichen Namen Allahs, die sich fast alle mit einem gereinigten philosophischen Gottesbild decken und von Muslimen, Juden und Christen gemeinsam angenommen werden. Die Philosophie deckt sich viel "direkter" mit den Lehren des Korans über Gott als mit den Mysterien des christlichen Glaubens. Man denke etwa an die folgenden Stellen aus al-Ghazalis Al-Masquadu'l-Asna:

Religion und Glaube

Freiheit und Verantwortung, 2016

Überall auf der Welt glauben Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Neben den "fünf Weltreligionen" gibt es noch unzählige weitere Religionsgemeinschaften und Glaubensformen. Auch innerhalb der großen Religionsgruppen (Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum) gibt es zahlreiche Variationen und Untergruppen. Es glauben Menschen also überall auf der Welt, aber überall auch ein wenig anders. Allen gemeinsam ist der Versuch, auf wichtige Fragen des Lebens eine Antwort zu finden: Woher komme ich? Warum lebe ich? Welchen Sinn hat mein Leben? Wie lebe ich mein Leben richtig? Was passiert nach dem Tod? Glaube ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Bereits in der Steinzeit, also vor vielen hunderttausend Jahren, glaubten die Menschen an gute und böse Geister. Jeder Mensch kann glauben, woran er möchte. Wenn die Ausübung der Religion gemeinsam mit vielen anderen Menschen organisiert wird, spricht man von einer Religions-oder Glaubensgemeinschaft. Überblick über die Verbreitung der Religionen weltweit. Bild © Neitram / Wikipedia / CC0 Religion und Glaube, ist das dasselbe? Was bedeutet "Glaube"? Das Wort Glaube kommt aus dem Indogermanischen und bedeutet "begehren" oder "lieb haben". "Glauben" kann damit auch bedeuten, auf etwas zu vertrauen und es für wahr zu halten. Das muss nicht Gott oder eine übergeordnete Macht sein, das können auch Werte, Prinzipien, Menschen und Meinungen sein, an die man glaubt und an denen man festhält. Jeder Mensch kann an etwas glauben, auch ohne einer Religionsgemeinschaft anzugehören. Mehr dazu erfährst du beim Thema "Religionsfreiheit" im Kapitel 4. Was bedeutet Religion? Das Wort Religion stammt unter anderem vom lateinischen Wort "religio" ("Rückbindung") ab, und wird auch mit "Gottesfurcht" oder "Ehrfurcht vor Gott" übersetzt. Darin kommt die Beziehung des Menschen zu etwas Übergeordnetem, etwas Übernatürlichem, zum Ausdruck. Es geht um die Verehrung von etwas Heiligem: Das kann ein Gott sein, den man sich als eine Person vorstellt, oder höhere geistige Wesen, aber auch etwas Göttliches wie eine Macht oder Kraft. In der Religion folgen die Menschen einem festgelegten Glauben, oftmals mit Gebeten, dem Studium "heiliger Texte", Ritualen und Festen. Sie orientieren sich an bestimmten Schriften (z.B. der Bibel) und Lehren, sie teilen ethische Werte, sowie Vorschriften und Symbole. Die Menschen einer Religion gehören dadurch zusammen, sie bilden eine Religionsgemeinschaft. Blumenwiese © Rüdiger Rebmann / Clipdealer Die Weltreligionen Die Menschen und Kulturen dieser Welt sind vielfältig und unterschiedlich. Ebenso verhält es sich mit den Religionen und Glaubensrichtungen der Menschen. Je weniger wir über andere Religionen wissen, desto fremder sind sie uns. Das kann zu Ängsten und Vorurteilen führen. Es kann aber auch neugierig machen! Wie beten MuslimInnen, woran glauben BuddhistInnen eigentlich und was heißt "Shalom"? Hier stellen wir fünf Großreligionen vor: den Buddhismus, das Christentum, den Hinduismus, den Islam und das Judentum. Diese Religionen sind große und alte Religionen und werden häufig als die "fünf Weltreligionen" bezeichnet. Fünf, acht, neun … Wie viele Weltreligionen gibt es? Was eine Weltreligion ausmacht, dafür gibt es keine einheitliche Definition. Verschiedene Kriterien sollen helfen, eine Einteilung zu finden: etwa wie alt eine Religion ist, wie viele Anhänger sie hat, wie groß ihr Verbreitungsgebiet ist ... Allerdings herrscht auch bei diesen Kriterien keine Einigkeit. Deshalb sind verschiedene Auflistungen von "Weltreligionen" möglich. Recht häufig werden etwa neben Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum auch folgende Religionen als Weltreligionen bezeichnen: • Baha´i-Religion • Die Religionen Chinas (z.B. Daoismus, Konfuzianismus) • Sikhismus Der Begriff "Weltreligion" kann nicht eindeutig festgelegt werden. Zudem "verdeckt" er die oft tiefgreifenden Unterschiede zwischen den Religionen. Deshalb wird er heutzutage von Religionswissen-schafterInnen eher vermieden. Unterschiede und gemeinsame Werte Ein Stammvater der Menschen, der von Gott aus Lehm geschaffen wurde. Das Leben im unbeschreiblich schönen Paradies. Der Baum der Erkenntnis. Die "Vertreibung aus dem Paradies" … Diese Geschichte liegt (in ihren Grundzügen) als Ursprungserzählung 3 Religionen zugrunde: dem Christentum, dem Judentum und dem Islam. Alle drei Religionen gehen auf den Propheten Abraham zurück. Man nennt diese Religionen "Abrahamitische Religionen" oder "Abrahamische Religionen". Über 50% der Menschen gehören derzeit einer dieser Religionen an. Bei allen Unterschieden finden sich bei vielen Religionen auch Gemeinsamkeiten. Einerseits liegt das daran, dass sie-wie etwa die abrahamitischen Religionen-einen gemeinsamen Ursprung haben und sich erst später auseinanderentwickelt haben. Darüber hinaus hat man herausgefunden, dass es weltweit wichtige Übereinstimmungen bei den (ethischen) Werten gibt. Diese gemeinsamen ethischen Werte betreffen nicht nur Religionen, sondern auch säkulare, also nicht-religiöse Weltanschauungen. Ein berühmtes Beispiel für so eine gemeinsame Wertvorstellung, die quer durch die Religionen und Weltanschauungen zu finden ist, ist etwa der Grundsatz: "Was du nicht willst, dass man dir tu' , das füg auch keinem anderen zu". Auch die Ehrfurcht vor dem Leben, Gerechtigkeit, Fairness, Wahrhaftigkeit und gegenseitiger Respekt sind Werte, die viele gläubige wie nichtgläubige Menschen in aller Welt teilen. Vielfältig Alle Religionen sind unglaublich vielfältig. Sie haben eine Jahrtausende alte Geschichte und viele verschiedene Traditionen, Strömungen, Rituale, Feste und Bräuche. Gläubige Menschen vertiefen sich oft ein ganzes Leben lang in eine Religion und auch WissenschafterInnen beschäftigen sich damit. Die Religionen hier vollständig zu beschreiben, kann gar nicht gelingen. Wenn du selbst religiös bist, dann wird dir bestimmt noch Einiges einfallen, was für deinen Glauben wichtig ist und hier nicht beschrieben wird. Aber wir haben einige wichtige Dinge herausgepickt, die dich interessieren könnten. Länder mit dem höchsten Anteil von Menschen jüdischen Glaubens (in Prozent an der Bevölkerung; Mindestanzahl der Mitglieder der Religionsgruppe: 80.000

SPIRITISMUS UND WISSENSCHAFT EUER GOTT, MEIN GOTT, UNSER GOTT

Der Gottesbegriff hat sich im Laufe der Zivilisationsgeschichte mit der Entwicklung der Menschheit auf unserem Planeten verändert. Jahrhundertelang verehrten die Menschen Gott, der menschliche Eigenschaften und Persönlichkeiten widerspiegelte. Im Laufe der Jahre haben Philosophen-Wissenschaftler die physische Realität unter die Lupe genommen und Gott als die höchste Intelligenz, den Schöpfer von allem und jedem offenbart. Dasselbe Konzept wurde von Allan Kardec, dem Begründer des Spiritismus, vorgeschlagen. Wissenschaft wird von Individuen gemacht, die religiöse Überzeugungen haben, in der Gesellschaft und Kultur ihrer Zeit leben und sich in ihr bewegen, daher ist die philosophische Interpretation wissenschaftlicher Theorien eng mit den Überzeugungen von Forschern und Wissenschaftlern verbunden. Obwohl es bisher ein Tabu war, über Gott im wissenschaftlichen und akademischen Umfeld zu diskutieren, wird die Diskussion immer aktueller, und in letzter Zeit haben mehrere Personen zu kosmologischen und theologischen Auseinandersetzungen über die Existenz Gottes beigetragen.