"Mißhandele und mißbrauche nie ein Tier!": Tierschutz- und Tierrechtsbildung in geschichtsdidaktischer Perspektive, in: Interspezies Lernen: Grundlinien interdisziplinärer Tierschutz- und Tierrechtsbildung, ed. Simone Horstmann. Bielefeld: Transcript, 2021. 89-106. (original) (raw)
, die viele heutzutage empfinden, wenn ein alter Baum einer Erschließungsmaßnahme weichen muss, ist keine Trauer über den Verlust eines »Sauerstoffproduzenten«. Auch das Aufbegehren gegen das Artensterben lässt sich mit ökologischen Argumenten letztlich nicht hinreichend begründen. […] Es ist gerade eine nicht-instrumentelle Sicht der Dinge, in der Natur nicht als Umwelt, als unersetzliche und zugleich versehrbare Lebensbedingung in den Blick gerät, die mit einer moralischen Einstellung oft Hand in Hand geht.« 4 Vgl. J. Derrida: Das Tier, das ich also bin; vgl. J.-C. Bailly: Der Blick der Tiere; vgl. J. Berger: Warum sehen wir Tiere an? 5 Dieser zunächst erkenntnistheoretische Anthropozentrismus wurde über lange Zeit naturalisiert; die eigenen Interessen, die auf Kosten anderer Spezies gehen, galten dann oft als schlicht natürlich; andere Wesen werden dann gerade mit Verweis auf diese vermeintliche Natürlichkeit der Ausbeutung anheimgegeben, so G. Huggan/H. Tiffin: Postcolonial Ecocriticism, S. 5. 6 Vgl. dazu p. jones [sic!]/C. Wylie: The Role of Damned and Dammed Desire in Animal Exploitation and Liberation, bes. S. 189: »Human« meint mehr als eine Spezies, es ist ein Status. Vgl. dazu auch C. Diamond: Menschen, Tiere und Begriffe, S. 83-106, hier S. 91: »Was ein Mensch ist, lernen wir unter anderem dadurch, dass wir an einem Tisch sitzen, an dem sie von uns gegessen werden.« 7 Die Analyse von Intersektionalitäten versucht dementsprechend, die sich gegenseitig bedingenden Dynamiken zwischen diesen verschiedenen Feldern zu beleuchten; vgl. dazu G. Winker/N. Degele: Intersektionalität: Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. 8 Vgl. als Kritik an diesen Denkfiguren z.B. P. von Gall: Tiere nutzen-ein kritisches Wörterbuch. 9 H. Sezgin: »Tiere sind meine Freunde.«-Wirklich?; sehr zu empfehlen ist darüber hinaus auch der Band von H. Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit. 10 Donna Haraway lehnt eben diese beiden Reaktionen auf das Anthropozän ab: Eine bloß technische Lösung und den radikalen Fatalismus, der behauptet, alles wäre bereits vorbei. Ihre Antwort lautet demgegenüber: »Dieses Buch führt aus und durch, dass das Bewahren von Unruhe unter Vermeidung von Futurismus ein ernsthafterer und produktiverer Zugang ist. Um unruhig zu bleiben, müssen wir uns auf eigensinnige Art verwandt machen. Das meint, dass wir einander in unerwarteten Kollaborationen und Kombinationen, in aktiven Kompostierungen brauchen.« D. Haraway, Unruhig bleiben, S. 13. 11 Vgl. dazu bspw. E. Meijer: When Animals Speak; vgl. Dies.: Was Tiere wirklich wollen. Meijers Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass er politische Repräsentation von Tieren nicht allein advokatorisch fasst, sondern für eine direkte Berücksichtigung des individuellen tierlichen Willens in Prozessen deliberativer Willensbildung votiert. Vgl. ebenfalls M. Doll/O. Kohns (Hg.