(Dissertation) Babylon im zweiten Jahrtausend v. Chr. – Die archäologischen Befunde der spätaltbabylonischen und kassitischen Zeit aus den Deutschen Grabungen von 1899 ‐ 1917 (original) (raw)
Abstract
Babylon im zweiten Jahrtausend v. Chr. – Die archäologischen Befunde der spätaltbabylonischen und kassitischen Zeit aus den Deutschen Grabungen von 1899‐1917 (Katja Sternitzke M.A., Berlin/Bern) In 1897 ermöglichte ein neu erwachtes Interesse Europas an den Kulturen des Alten Orients eine deutsche Forschungsexpedition in den Nahen Osten, mit dem Ziel, einen geeigneten Ort für ein Ausgrabungsvorhaben zu finden. Dieser Unternehmung folgten ab 1899 die deutschen Ausgrabungen im antiken Babylon unter der Leitung des Architekten und Bauforschers Robert Koldewey und dauerten 18 Jahre an, bis die Arbeiten in 1917 mit dem Fortgang des I. Weltkrieges ihr vorzeitiges Ende fanden. Die Ausgrabungen mündeten in etlichen Publikationen, die Teile des archäologischen Materials tiefgehend und für ihre Zeit vorbildlich präsentierten. Eine umfängliche Aufarbeitung des Gesamtmaterials konnte jedoch aus verschiedenen Gründen nicht geleistet werden. Zudem zeichnete die Publikationen, gemäß der Ausbildung und der Interessenschwerpunkte ihrer Ausgräber, ein starker Fokus auf die architektonischen Hinterlassenschaften und deren Untersuchung aus. Viele Fragen sind dadurch offen geblieben und eine abschließende Auswertung des Babylon‐Materials unter modernen Ansätzen und Methoden steht bisher aus. Dass ein solcher Versuch überhaupt angegangen werden kann, verdankt sich der Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Teil der originalen Ausgrabungsdokumentation und Funde bis heute in verschiedenen Archiven und Sammlungen überdauert hat und den bisherigen Publikationen zur Seite gestellt werden kann. Die Genehmigung zur Einsicht in das Material und seine wissenschaftliche Bearbeitung im Rahmen dieser Forschungsarbeit wurden freundlicherweise von der Deutschen Orient‐Gesellschaft und dem Vorderasiatischen Museum (Stiftung Preussischer Kulturbesitz zu Berlin) gewährt. Aus verschiedenen Quellen ist überliefert, dass sich die Wurzeln Babylons bis in das 3. Jt. v. Chr. zurückverfolgen lassen. Bedeutung erlangte der Ort allerdings erst ab dem 2. Jt. v. Chr. unter den Herrschern der 1. Dynastie von Babylon und nachfolgend unter den Herrschern der Kassitendynastie. Aus den Keilschrifttexten erfahren wir, dass dem zur Hauptstadt erkorenen Ort eine zentrale politische, geistige und religiöse Rolle in Babylonien zukam. Sie dokumentieren intellektuelle Vielfalt, wissenschaftlichen Fortschritt, blühenden Handel und weit reichende internationalen Beziehungen des Reiches und seiner Hauptstadt in diesen Perioden. Das Stadtbild Babylons, das wir heute vor Augen haben, die rechteckige Stadtmaueranlage, das Hauptheiligtum und das Ischtar‐Tor, zeigt das Babylon der neubabylonischen Herrscher und ist zu großen Teilen auf diese deutschen Ausgrabungen zurückzuführen. Über die ältere Metropole des 2. Jt. v. Chr. ist archäologisch hingegen so gut wie nichts bekannt. Die Kulturschichten der altbabylonischen und Kassitenzeit sind durch die Prachtbauten insbesondere aus der Herrschaftszeit Nebukadnezars II. massiv überlagert worden und wurden während der deutschen Ausgrabungen nur partiell erreicht. Insbesondere der zentrumsnahe Hügel Merkes erbrachte dafür wichtiges Material. Die Ergebnisse wurden überblicksartig publiziert, sind allerdings, da die zugehörigen Inventare nur marginal präsentiert wurden, für die heutige Forschung nur bedingt verwertbar. Es gilt also, dem Bild Babylons, das wir aus den Texten ziehen, die archäologischen Daten zur Seite zu stellen. Die Ziel dieser Dissertation ist es, diese Forschungslücke zu füllen, indem das verfügbare Material – Publikationen, Dokumentation und Kleinfunde – zusammengeführt, einer Revision unterzogen und anhand des aktuellen Forschungsstandes und moderner Methoden ausgewertet wird. Dabei sollen stratigraphische, chronologische und typologische Zusammenhänge berücksichtigt werden, mit dem Ziel ein umfängliches Bild von dieser wichtigen Metropole und ihrer Besiedlung im 2. Jt. v. Chr. zu gewinnen. Weiter gehende Fragen beschäftigen sich unter anderem mit der Siedlungskontinuität Babylons im Übergang von der altbabylonischen zur Kassitenzeit, dem Material aus der bisher kaum belegten frühen Kassitenzeit, der Stadttopographie und dem Kulturaustausch mit den Nachbarregionen.
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