»Welches Wissen? Welche Gesellschaft« (original) (raw)
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Felt Welche Wissenschaft für welche Gesellschaft
Welche Wissenschaft für welche Gesellschaft, 2022
Nur eine aufgeklärte Öffentlichkeit, die freien Zugang zu validen Informationen und aktuellen Wissenschaftskonzepten hat, ist in der Lage, sich differenziert mit den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Mit dem unverwechselbaren Wissenschaftsformat Wiener Vorlesungen leistet die Stadtregierung nun bereits seit mehr als drei Jahrzehnten einen wertvollen demokratiepolitischen Beitrag. Offen für alle, niederschwellig und zugleich hochkarätig werden hier die neuesten Erkenntnisse, Ideen und Fragestellungen aus Wissenschaft und Forschung präsentiert und diskutiert. Als Forschungsstandort und Universitätsstadt hat die Stadt Wien eine Spitzenposition im mitteleuropäischen Raum inne und sieht es auch in ihrer Verantwortung, Impulsgeberin für aktuelle und zukunftsrelevante Auseinandersetzungen zu sein. So beziehen die Wiener Vorlesungen die Öffentlichkeit in den wissenschafts-und technologiepolitischen Diskurs mit ein und verhandeln Themen, die für die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner besonders relevant sind. Neu in der langen Geschichte ist das Format Wiener Vorlesungen online-geschuldet natürlich den mit der Covid-19-Pandemie einhergehenden Einschränkungen. Doch aus der Not wurde hier eine Tugend: Mittlerweile sind alle Veranstaltungen jederzeit nachträglich abrufbar und es kann somit auch zeitversetzt an der Diskussion aktuellster Fragestellungen partizipiert werden. Denn gerade in der Krise wurde sichtbar, welche Bedeutung vertrauenswürdige Konzepte der Wissensvermittlung während des Überangebots an Meldungen haben, das allzu oft von Halbwissen, Unwissen und Falschwissen geprägt ist. Das zeitgemäße Veranstaltungsformat trägt dazu bei, Dimensionen abzuschätzen, Fragen zu bewerten und schlussendlich Entscheidungen für das eigene Handeln zu treffen. Eine fundierte Informationsbereitstellung und der öffentliche Diskurs über die Voraussetzungen und Folgen von Forschung ist gerade heute von zentraler Bedeutung. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die breite Diskussion des Nicht-beziehungsweise Noch-nicht-Wissens geworden, das gute Wissenschaft auszeichnet und zu ihrem Selbstverständnis zählt. Mit dieser Ungewissheit des Nicht-Wissens bewusst umzugehen und diese mit der Gesellschaft zu teilen, ist ein weiteres wichtiges Anliegen der Wiener Vorlesungen. An unterschiedlichen Schauplätzen-denn auch bei ausschließlichen Online-Vorlesungen sollen verschiedene Orte der Stadt zu Stätten der Bildung werden-lädt das Dialogforum prominente Denkerinnen und Denker, den Nachwuchs der Wissenschaft und insbesondere Wissenschaftlerinnen ein, ihre Erkenntnisse und Einsichten über Fachgrenzen und Generationen hinweg mit der Bevölkerung zu teilen. Um von den Wiener Vorlesungen zu profitieren, ist kein Studium nötig! Das ideale Publikum zeichnet sich durch große Wachheit und unbändige Neugier auf das Unbekannte und brennende gesellschaftliche Fragen aus. Bei kontrovers zu diskutierenden Themen ist dies umso entscheidender. Wenn hier individuelle Echokammern aufgebrochen werden, die ansonsten zu einer Engführung der Wahrnehmung führen können, hat das niederschwellige Wissenschaftsformat sein Ziel erreicht und den demokratiepolitischen Auftrag aufs Beste erfüllt. In diesem Sinne freue ich mich, dass die Wiener Vorlesungen mit dieser Publikation nun auch schriftlich vorliegen und einen noch weiteren Adressat*innenkreis erreichen.
Handbuch Ganztagsbildung
Im Wissensgesellschaftsdiskurs werden tiefgreifende gesellschaftspolitische und kulturelle Transformationen beschrieben, die auch den Bildungsbereich betreffen. So werden bildungspolitische Transformationen sowie institutionelle Veränderungen von Wissen, Bildungs-und Lernprozessen in einen Zusammenhang mit dem gesamtgesellschaftlichen Wandel gestellt, was es lohnend macht, den Wissensgesellschaftsbegriff genauer mit Blick auf Bildung zu reflektieren. Die zeitlichen und räumlichen Entgrenzungen von Bildungsprozessen, die über die klassischen Institutionen (Schule, Volkshochschulen usw.) hinausgehen und für die Ganztagsbildung eine zentrale Rolle spielen, werden oft mit Verweis auf ‚die Wissensgesellschaft' begründet. Daher muss zum einen das Legitimationspotential dieses dominanten Signifikanten ‚Wissensgesellschaft' kritisch beleuchtet werden und zum anderen die strukturellen Veränderungen und pädagogischen Konsequenzen, die mit dem Wissensgesellschaftskonzept verbunden werden (Deinstitutionalisierung von Bildung, Lebenslanges Lernen), mit Blick auf Ganztagsbildung angemessen theoretisch berücksichtigt werden.
Wissenstransfer von der Gesellschaft in die Wissenschaft?
TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 2014
Produktion und Kommunikation lebenswissenschaftlichen und medizinischen Wissens befinden sich im Umbruch und verändern den Wissenstransfer zwischen Gesellschaft und Wissenschaft. Zwischen die klassischen Rollen des Experten und des Laien tritt zunehmend die des "Prosumers", der Wissensproduktion und-konsumtion vereint. Inwieweit dessen "nicht-zertifizierte" Expertise das Verhältnis von Lebenswissenschaften und Gesellschaft verändern kann und welche Potenziale und Risiken diese Entwicklung birgt, ist die zentrale Frage des vom BMBF geförderten Verbundprojekts "Wissenstransfer 2.0.", das in diesem Artikel vorgestellt wird. Im Fokus stehen beispielhaft die Nutzung von Direct-to-Consumer-Gentests und entsprechenden sozialen Web-Plattformen ("Health Social Networks") sowie die Anwendung von Techniken der Selbstvermessung ("Quantified Self"). Partner sind der FSP BIOGUM, Universität Hamburg, und das Fraunhofer ISI. 1
„Was mich eigentlich interessiert, ist das Gesellschaftliche“
2020
Marietta Auer: Das war eine lebensprägende Erfahrung. Ich war sehr jung, habe mit 17 angefangen zu studieren, und an der Schule hatte ich mich furchtbar gelangweilt. An diese Uni zu kommen, das ganze Wissen, die Bibliothek – das war extrem bewusstseinserweiternd. Dabei war vieles in der Rückschau überhaupt nicht gut. Vieles an den Vorlesungen war unglaublich lieblos gemacht, sehr konservativ bis nachgerade reaktionär, die Kommilitonen waren vielfach arrogant, unfreundlich und verwöhnt. Aber die Grunderfahrung war dennoch: ein enormer Freiheitsgewinn und Erwachsenheitsspaß. Super!