Positionen jüdischer Intellektuellen im Ersten Weltkrieg (original) (raw)

Positionen jüdischer Intellektueller im Ersten Weltkrieg

Brittnacher, Irmela von der Lühe (Hgg.): Kriegstaumel und Pazifismus. Jüdische Intellektuelle im Ersten Weltkrieg. Frankfurt/M.: Peter Lang 2016 (Berliner Beiträge zur Literatur-und Kulturgeschichte, Bd. 19), 427 S. In der Flut der in den Jubiläumsjahren erschienenen Publikationen zum Ersten Weltkrieg setzt sich der Band unter dem Titel Kriegstaumel und Pa-zifismus zum Ziel, ein eng begrenztes und zugleich sehr komplexes Thema zu untersuchen. Es geht um einen innovativen Versuch, die Position der jüdischen Intellektuellen im Ersten Weltkrieg darzustellen, ohne auf die Klischees über den vermeintlich allumfassenden Patriotismus nach der Burgfriedensrede des Kaisers Wilhelm II. vom 4. August 1914 einzugehen oder, andererseits, den Akzent ausschließlich auf die antisemitischen Phä-nomene zu setzen. Es geht im Band vielmehr darum, ein differenziertes Bild anzubieten und solche vereinfachenden Dichotomien zu revidieren, indem gezielt auf Ambivalenzen, Loyalitätskonflikte und das Spezifische in der Einstellung der jüdischen Intellektuellen zum Krieg eingegangen wird. Der Band ist in der Verlagsreihe »Berliner Beiträge zur Literatur-und Kulturgeschichte« erschienen und sammelt die Ergebnisse einer gleichnami-gen Konferenz, die Ende 2014 am Institut für deutsche und niederländische Philologie der Freien Universität Berlin stattgefunden hat. Wir haben es mit einem international und interdisziplinär angelegten Sammelband zu tun, was u.a. an der Vielfalt der präsentierten Forschungsfelder abzulesen ist. Die vertretenen Disziplinen umfassen neben der mit 17 Beiträgen jedenfalls dominanten Germanistik auch Komparatistik, Erziehungswissenschaften, Historiographie, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft und Kulturwissen-schaften. Diese interdisziplinäre Ausrichtung erweitert den Wissenshorizont über die Tätigkeit der jüdischen Intellektuellen im Ersten Weltkrieg und bereichert ihn um viele neue Facetten.

Jüdische Erfahrungen und Loyalitätskonflikte im Ersten Weltkrieg

Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, 2014

Mit 1 Karte Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Leseprobe: Jüdische Erfahrungen und Loyalitätskonflikte im Ersten Weltkrieg

Sarah Panter, Jüdische Erfahrungen und Loyalitätskonflikte im Ersten Weltkrieg Mit 1 Karte Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

« Der Jude – ein potentieller Verräter? Ein Vergleich deutscher Lebensläufe während des Ersten Weltkriegs in Belgien », in S. Bischoff, C. Jahr, T. Mrowka, J. Thiel (Hg.): Stand und Perspektiven der historischen Belgienforschung im deutschsprachigen Raum, 2015.

Um die Frage zu beantworten, ob die jüdische Herkunft eines Menschen während des Kriegs zu einer Diskriminierung von Seiten belgischer Stellen führen konnte, versuche ich die antisemitische Sprache solcher Texte der realen Situation gegenüberzustellen, mit der jüdische Ausländer konfrontiert waren. Dazu betrachte ich die Zeit des Kriegsanfangs wie des Kriegsendes anhand von Quellen der belgischen Fremdenpolizei. Dadurch wird erkennbar, was für Konsequenzen der Krieg für das Verhalten der Fremdenpolizei und der belgischen Bevölkerung gegenüber Ausländern hatte. Bei der Analyse der rekonstruierten Lebensläufe von Ausländern richte ich besondere Aufmerksamkeit darauf, wessen sie verdächtigt wurden und ob die Fremdenpolizei ihnen gegenüber mit Milde oder Härte reagierte.

Wissenschaftliche Innovationen durch kulturelle Marginalität. Jüdische Intellektuelle im Österreich der Zwischenkriegszeit

Ausgehend von der Marginalitätstheorie (Robert E. Park) wird der Zusammenhang zwischen der Sozialisation von Wissenschaftlern in sogenannten Marginal Culture Areas und kreativen wissenschaft-lichen Theoriebildungen untersucht. In den urbanen Zentren Zentraleuropas bildeten vor allem die assimilierten jüdischen Wissenschaftler einen marginalen Typus aus. Aufgrund des zunehmenden universitären Antisemitismus entwickelten sie ihre wissenschaftlichen Theorien in kleinen Zirkeln, interdisziplinären Zusammenschlüssen außerhalb der Universitäten. Sukzessive entfaltete sich dort eine höchst innovative "Zweite Wissenschaftskultur". Zwar blieben ihre Vertreter innerhalb der österreichischen Wissenschaftsinstitutionen Außenseiter, jedoch erweckten diese bald das Interesse einer inter-nationalen scientific community. So waren viele von ihnen auch nach ihrer Vertreibung in den Aufnahme-milieus anschlussfähig. Hierfür liefert diese Studie Beispiele. Der Beitrag ist dem Band Das Gewebe d...