M. Wehmer, Eine Siedlung des 11. bis 13. Jahrhunderts auf dem Starenberg bei Kleinwechsungen, Landkreis Nordhausen. Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen 36, 2011, 235–246. (original) (raw)

Martin Wetzel, Der Schellenberg bei Steigerthal als vorgeschichtliche Höhensiedlung. Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen 38, 2013, 217-227.

Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen 38, 2013

Die wissenschaftliche Erforschung der vorgeschichtlichen Besiedlung des Südharzvorlandes (Lkr. Nordhausen) hat eine lange Geschichte. Neben Grabhügeln übten besonders Wallanlagen auf Bergen und Höhen, als deutlich sichtbare Überreste vergangener Epochen, eine starke Faszination und Anziehungskraft auf die Bewohner des Südharzvorlandes aus. Vielerorts waren diese Orte eine Quelle für Sagen und wurden z.T. auch als Versammlungso(e für traditionelle Feste der Dorfgemeinschaften genutzt'. Auch die sich entwickelnde prähistorische Archäologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts konnte sich dieser Faszination nicht entziehen. Die Arbeiten von Paul Zschiesche, A. von Oppermann und C. Schuchardt sowie Paul Grimmii über die vorgeschichtlichen Wallanlagen führten die grundlegende Arbeit von Heimatforschern wie K. Meyer, R. Rackwitz oder C. F. Riecke"'

Forschungsgeschichtlicher Überblick zu der spätlatènezeitlichen Großsiedlung bei Altenburg, Gem. Jestetten, Kreis Waldshut

2015

Etwa fünf Kilometer unterhalb des Rheinfalls bei Schaffhausen liegt in einer großen Doppelschleife des Hochrheins das Oppidum von Altenburg-Rheinau. Es war in spätkeltischer Zeit ein bedeutender verkehrsgeographischer Knotenpunkt und Umschlags-und Handelsplatz für die Flussschifffahrt. Die beiden Halbinseln, die ein Areal von ca. 315 ha umfassen-‚Schwaben' auf deutscher Seite hat ungefähr 233 ha, ‚Au' auf Schweizer Territorium gelegen 82 ha-wurden durch mächtige Mauern, deren Ruinen heute noch im Gelände als auffallende Wallanlagen sichtbar sind, gegen das Hinterland gesichert. 1 Bildliche Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert zeigen noch deutlich das Stadttor in Rheinau sowie die Keltenmauer auf dem Schwaben (Abb. 1). Bereits Ferdinand Keller beurteilte die Befestigungsanlagen als spätkeltisch. Im Winter 1928/29 wurden erstmals östlich des Walls Schanz spätlatènezeitliche Scherben gefunden. 1930 barg die staatliche Denkmalpflege unter Georg Kraft spätlatènezeitliche Siedlungsreste aus Gruben der Kiesgrube Altenburger und identifizierte Altenburg-Rheinau-auch unter dem Eindruck der Forschungen von Emil Vogt auf der Schweizer Seite am Keltengraben in Rheinau und den Funden aus dem abgebrannten Gasthaus ‚Löwen'-als spätkeltisches "Doppeloppidum". 2 Der fortgesetzte Kiesabbau führte in den 1950er-und 1960er-Jahren zu Grabungen des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege durch Stefan Unser, bei denen zahlreiche Töpferöfen und Abfallgruben freigelegt wurden. 3 1972-77 erfolgte eine durch die DFG finanzierte Forschungsgrabung der Universität Tübingen, benachbart zur Kiesgrube Altenburger durch Franz Fischer. 1985 schloss sich eine weitere kleine Untersuchung an, verursacht durch die Anlage einer Wasserleitung. Fragestellungen und Stand der Forschung Anlass der universitären Ausgrabung unter der Leitung von Franz Fischer war die Entdeckung des frühaugusteischen Militärlagers von Dangstetten durch Gerhard Fingerlin. Es stellte sich die Frage "ob das Ende des Oppidums Altenburg-Rheinau mit den Operationen römischer Truppen in den Jahren 15 bis 9 v. Chr., vom Alpenfeldzug bis zur Auflassung des Lagers Dangstetten, in Verbindung gebracht werden muss." 4 Eine erste Fundvorlage erfolgte durch Fischer 1966, einen ersten Übersichtsplan publizierte er 1975. 5 Im Bereich der Kiesgrube wurden bei den Altgrabungen der 1950erund 1960er-Jahre 80 Gruben, bei den DFG-Grabungen 97 sowie beim Bau der Wasserleitung weitere 23 Gruben beobachtet. Der Ausgräber spricht von einer regellosen Bebauung mit Gehöften, die in einem Abstand von 60 m ungefähr parallel zum Wall standen. Wenige der rechteckigen Gruben,

E. Müller, "Nur die Hälfte". Eine Siedlung der älteren Römischen Kaiserzeit von Nettelsee, Kreis Plön. Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein, 2019 (2020), 53-63.

»Nur« die Hälfte Eine Siedlung der älteren Römischen Kaiserzeit von Nettelsee, Kreis Plön Eric Müller [ 1 ] Lage der Grabungsfläche im digitalen Geländemodell. Im Rahmen des vierstreifigen Ausbaus der Bundesstraße B 404 zur Bundesautobahn A 21 wurde westlich des Dorfes Nettelsee (Kr. Plön) ein Siedlungsausschnitt der älteren Römischen Kaiserzeit durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein archäologisch unter-sucht. Die bauvorgreifende Rettungsgrabung fand vom Oktober 2016 bis Mai 2017 statt und umfasste eine Fläche von ca. 12 000 m 2. Bei den Untersuchungen konnten sechs Langhäuser erfasst werden, die sehr wahrscheinlich zu teils eingezäunten Gehöften gehörten und denen verschiedene Speicherbauten zugewiesen werden können. Anhand der Verteilung von Baubefunden, Grubenbefunden und technischen Anlagen sowie Hinweisen auf Eisenverhüttung kann der Siedlungs-ausschnitt in einen Werk-und Wohnbereich unterteilt werden. Die Fundstelle Nettelsee LA 22 liegt am östlichen Rande der Nettelau, teilweise in Spornlage, direkt südlich der B 404 und zieht sich plate-auartig nach Osten. Hier geht die Grabungsfläche in Niederungsbe-reiche über. Das längliche Plateau setzt sich nach Norden jenseits der B 404 noch bis zu 200 m weit fort und fällt dann in einen weiteren, feuchten Niederungsbereich ab. Nach Osten hin geht das Gelände zur Nettelau in ein sumpfiges Gebiet über. Untersuchungsergebnisse Von den insgesamt 514 dokumentierten Befunden stellen Pfostengru-ben mit 84 % die häufigste Befundkategorie dar. Daneben kommen Gruben, Feuerstellen, Holzkohlemeiler, Öfen, Gefäßdeponierungen und Steinpackungen sowie zwei Brunnen vor. Der überwiegende Teil der Befunde ist der älteren Römischen Kaiserzeit zuzuweisen. Ein Befund datiert in die jüngere Bronzezeit und ein weiterer in die späte vorrömische Eisenzeit. Überdies treten in mehreren Fällen neuzeitli-che Befunde auf. Häuser Anhand der 332 dokumentierten Pfostengruben ließen sich aufgrund der räumlichen Bezüge und der Charakteristika der verschiedenen Verfüllstrukturen 13 Gebäude erfassen. Von diesen Gebäuden können vier der Gebäudegrundrisse aufgrund ihrer Größe und den Konstruk-tionsmerkmalen als dreischiffige Langhäuser identifiziert werden. Zwei weitere dreischiffige Häuser sind wegen ihrer geringen Aus-maße zu den Kleingebäuden zu rechnen. Des Weiteren ließen sich ein Ofenhaus und sechs Speichergebäude nachweisen. Haus 1 und 2 lagen benachbart im Bereich der westlichen Grabungs-grenze. Haus 1 wurde partiell schon während der Voruntersuchun-gen erfasst und im Rahmen der Hauptuntersuchung aufgrund der Vorkenntnisse zuerst aufgedeckt. Das Nordost-Südwest-ausgerichtete dreischiffige Langhaus wies eine Länge von maximal 19 m und eine Breite von 4,8 m auf. Mit Ausnahme der Eingangspfosten haben sich keine Spuren der Wandpfosten erhalten. Lediglich die Pfostengru-ben des etwa 3 m breiten Mittelschiffs beziehungsweise des dachtra-genden Kerngerüstes sind zum großen Teil nachweisbar. Das Haus bestand aus neun Jochen. Das erste Joch im Westen des Gebäudes ist unvollständig erhalten, da die südlichen Pfostengruben aufgrund der Erhaltungsbedingungen (Erosion) vollständig fehlen. Dennoch lässt sich hier eine Breite von 2,5 m ermitteln. Die nächsten zwei nach Os-ten folgenden Joche besitzen eine Breite von nur 1,6 m. Erst das vierte Joch ist mit 3,9 m wesentlich breiter. Das anschließende fünfte Joch ist 2 m und das sechste 2,5 m breit. Die folgenden Joche 7-9 besitzen einheitlich eine Breite von 2 m. Bei den letzten drei östlichen Jochen handelt es sich offenkundig aufgrund der geringen Breite um einen Stallteil. Das sechste Joch ist als Eingangsbereich zu interpretieren, da hier die tief eingegrabenen Eingangspfosten vorgelagert sind, die das Gebäude von nördlicher und südlicher Richtung erschließen. Der nördliche Eingang weist eine Breite von 1,6 m und der südliche eine Breite von 2 m auf. Die beiden nach Westen anschließenden Joche 5 und 4 können als Wohn-und Wirtschaftsbereich interpretiert wer-den. Diesen Merkmalen nach handelt es sich bei Haus 1 um ein klassi-sches Wohnstallhaus. Etwa 25 m südlich von Haus 1 lag Haus 2. Es besitzt eine fast identi-sche Ausrichtung, mit ca. 22 m Länge und 4,7 m Breite bei ebenfalls drei Schiffen jedoch eine etwas größere Grundfläche. Das 3 m breite und 20 m lange Mittelschiff wies einen guten Erhaltungszustand auf, so dass die funktionale Gliederung des Innenbereiches noch gut nachvollziehbar ist. Alle 11 Joche des Mittelschiffes besaßen unein-0 150 m N