Schneise in die Anderswelt. Arno Schmidts Gedicht „Der goldgetränkte Himmel über mir“, in: Bargfelder Bote, Lfg. 351–353, Juni 2012, S. 3–17 (original) (raw)

Schneise in die Anderswelt : Arno Schmidts Gedicht "Der goldgetränkte Himmel über mir

2013

Trotz seiner Abneigung gegen die lyrische Form schrieb Schmidt in den 1950er Jahren einige beachtliche Gedichte. [...] Obwohl gerade diese Gedichte mit ihrer ausgreifenden, originellen Metaphorik und ihren zahlreichen Anspielungen der Deutung bedürfen, ist bisher keines eingehend analysiert worden. Wo überhaupt einzelne Gedichte betrachtet wurden, ist dies in größeren Zusammenhängen ohne die eigentlich nötige genaue Ausdeutung geschehen. Die vorliegende Arbeit soll am Beispiel des 1950 entstandenen Widmungsgedichts zu "Brand's Haide" – "Der goldgetränkte Himmel über mir" – zeigen, dass eine tiefer gehende Analyse Schmidtscher Gedichte durchaus ergiebig sein und einen weiteren Blick auf die Werkgeschichte eröffnen kann. Auch zu diesem Gedicht liegt bisher – außer einigen Bemerkungen in zwei Überblicken über Schmidts lyrisches Schaffen bzw. über die Paratexte der Erstausgabe von "Brand's Haide – keine Interpretation vor

Rezension zu: S. Matuschek, Der gedichtete Himmel. Eine Geschichte der Romantik, München 2021, in: ThLZ 147,10 (2022), 974–976.

Am Ende von Stefan Matuscheks Geschichte der Romantik wird die Berufstheologie in die Schranken gewiesen: »Für das Jenseits, für die ›ganze letzte Wahrheit‹ gibt es keine spezialisierten Fachleute. Da sind alle Laien und auf Selbstgemachtes angewiesen.« (373) Alle sind Laien-das lässt sich, mit einer gut protestantischen Wendung aus F. Schleiermachers Reden gesagt, aber auch umkehren: alle sind (potenzielle) Priester. Kein Mensch also, der nicht sich selbst und anderen den Himmel aufzuschließen vermöchte. Der

»Im übrigen ist alles hinüber«. Theodor Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg als Reservoir einer Poetik der Enttäuschung. In: Fontane Blätter 105 (2018), S. 40-60.

Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1 an denen Theodor Fontane von den ersten Reisefeuilletons 1859 bis zur Wohlfeilen Ausgabe 1892 immer wieder als sein offenes, fortsetzbares work in progress gearbeitet hat, sind in vielfacher Hinsicht ergiebiger Begleiter und Ausdruck seiner umfangreichen journalistischen und schriftstellerischen Tätigkeiten. 2 Über die Jahre hinweg wurden die Wanderungen für Fontane zum »episodischen Großtext«, 3 zum primären Referenzkompendium seiner Stoffe, aber ebenso zu einer wertvollen Sammlung und zugleich Übung struktureller Beobachtungen und Konstellationen, beispielsweise hinsichtlich der Entwicklung von Figurendialogen, Wahrnehmungssteuerungen oder Blicklenkungen. Ob in direkten und teils wörtlichen Übernahmen von Ortsbeschreibungen, in der Disposition von Dialogen oder der Erfassung der Wahrnehmungsebenen vor Ort: Der Quellencharakter seiner monumentalen »Meta-Erzählung« 4 tritt in zahlreichen Romanen und Erzählungen mal offen, mal diskreter zutage. 5 Die Wanderungen sind »seinen Romanen […] wie eine kontrapunktische Begleitmelodie unterlegt« 6 , und sie stehen für einen grundlegenden Ansatz im Schaffen Fontanes: Der Wanderer sieht seine Aufgabe im Einsammeln, Aufzeigen und Verknüpfen von Daten, Biographien und Räumen, um Wissen und darin Erinnerungsorte preußischer Geschichte zu reaktivieren. 7 Dabei ist Fontane kein Historiker, und er will auch keiner sein, die Wanderungen sind ein poetischer Text und Fontane ein poetischer Sammler. Seine Freude am »Einsammeln« 8 und Verknüpfen von Geschichte und Geschichten vollzieht sich durch eine Auflockerung der Grenzen zwischen den Ebenen der Wahrnehmung der Landschaften und der Projektion einstiger historischer Relevanz, »der Wanderer schreitet durch die Zeit hindurch voran in eine poetisierte Vergangenheit Preußens«. 9 Seine Recherchen manifestieren sich in diversen kleinen Formen: Dorfchroniken, Kirchenbucheinträge, Memoiren, Briefwechsel, Nekrologe, »Im übrigen ist alles hinüber«. Theodor Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg als Reservoir einer Poetik der Enttäuschung Nils C. Ritter Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte

Da bin ich und das wars. 'Strichpunktexistenz' und 'Flüsterdennoch': Robert Schindels Gedicht 'Amfortas' (2007)

Sprachkunst. Beiträge zur Literaturwissenschaft, 2008

Das kleine (Rollen-)Gedicht >Amfortas< von Robert Schindel evoziert in enigmatisch-bildreicher, wenn auch lakonischer Sprache eine illusionslose Abschiedsvision, die der vorliegende Beitrag einer eingehenden inter-sowie intratextuellen Analyse unterzieht. Dabei erweist sich die resignative Grundsignatur des jüngsten Lyrikoeuvres Schindels als durchaus ambivalentes Ausbalancieren von Depression und Vitalität.

“»Vom Flugzeug aus sehn die Haut der Welt…« Staunen, Schuld und Sinnfragen in der Lyrik Inge Müllers.”

Jugend ohne Sinn? Eine Spurensuche zu Sinnfragen der jungen Generation 1945 - 1949, edited by Wolfgang Braungart, Gabriele Guerra, Justus H. Ulbricht, 131-150. Göttingen: V&R unipress , 2022

mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau und V&R unipress. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.