„We take the risk of hope“. Überlegungen zu akademischer (Reproduktions-)Arbeit im Anschluss an das Vernetzungstreffen „Feministische Geographien“ in Hamburg (original) (raw)

Proseminar "Reproduktion als Revolution: Druckgraphik in der Frühneuzeit"

2018

Mit dem gedruckten Wort und Bild begann in Europa eine Zeit kultureller Umbrüche. Druckerzeugnisse revolutionierten die Verfügbarkeit von Wissen und den Umgang mit Informationen. Bildideen wurden von lokalen Ereignissen die nur in Zeichnungen und Beschreibungen oder durch den Verkauf des Unikats weitergegeben werden konnten durch die Möglichkeit der genauen Reproduktion zu weitrezipierten Konzepten. Religiös wie politisch wurde die Macht der Druckerpresse als „agent of change“ (Eisenstein 1979) von Beginn an als zutiefst ambivalent empfunden. Die Erfindung und ständige Revolution der Drucktechniken ist untrennbar mit der Kultur der Neuzeit verbunden. Von der „Gutenberg-Galaxis“ (McLuhan 1962) zu „Lochmuster und Linienspiel“ (Leonhard/Felfe 2006) können Buchdruck und Druckgraphik nicht nur als Medium von Kultur- und Ideentransfer, als Erinnerungs- und Wissensspeicher verstanden werden, sondern auch als Technologien, die das menschliche Denken und Verstehen prägen. Der von spezifischen Medien und ihren technischen Möglichkeiten geprägte Zugang zu Welt und Kunst durch die Revolution der Vervielfältigungstechniken in der Frühneuzeit soll Thema des Kurses sein. Anhand von ausgewählten Beispielen sollen künstlerische Medien des Wissenstransfers, von Buchdruck und Zeichnung über Holzschnitt und Kupferstich bis zum Mezzotinto, auf ihre kulturelle und medientheoretische Dimension untersucht werden. Ein besonderer Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Original und Reproduktion sowie der Verbreitung von Bildideen in der Neuzeit. Nach einer Einführung in das Thema und einer Diskussion im Plenum werden thematische Schwerpunkte gesetzt und so das Feld der Graphik in der Frühneuzeit abgesteckt. Neben der gemeinsamen Erarbeitung des Themas und der Diskussion von Methoden und Herangehensweisen stehen Übungen vor Originalen im Vordergrund. Es sollen einige der bedeutendsten Graphiksammlungen der Schweiz besucht und gemeinsam mit Experten kritisch befragt werden.

Hans Findeisens Korrespondenz mit dem Museum für Völkerkunde Hamburg: Rekonstruktion einer prekären akademischen Karriere

Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte, 2018

Hans Findeisen (1903-1968) war ein in Berlin geborener und lange dort ansässiger Ethnologe, dessen Biographie bisher nur unvollständig und teilweise widersprüchlich dokumentiert ist. Es sind gerade die dunklen Momente seiner Karriere, die uns einige zentrale Probleme des ethnographischen Arbeitens und der akademischen Gepflogenheiten im Deutschland der Zwischenkriegszeit und während des Nationalsozialismus verstehen lassen. Dieser Artikel hat das Ziel, zunächst einen Überblick über den Forschungsstand zur Biographie Findeisens zu geben und zugleich seine Ambitionen, Erfolge und Misserfolge für die Zeit bis ca. 1950 zu rekonstruieren. Anschließend wird seine Korrespondenz mit dem Museum für Völkerkunde Hamburg (1927-1946) vorgestellt. Dieser Briefwechsel erlaubt, Motive seiner Arbeitsweise und Karrierebemühungen zu erhellen und Fakten zur Durchführung und Finanzierung seiner Forschung zu ergänzen.

Auf den Spuren planetarischer Feminismen: Sorge- und Regenerationsarbeit im Angesicht ökologischer Katastrophen

Der Welt eine neue Wirklichkeit geben

Das letzte Mal, dass mich politische Zukunftsperspektiven begeistert haben, hing ich zwei Tage vor einer Zoom-Konferenz, in der sich transnationale feministische Stimmen austauschten: Vertreter*innen des indigenen »Feminismo Comunitario« aus Lateinamerika, ökofeministischer Initiativen aus Südafrika und des feministischen Munizipalismus aus Spanien berichteten über ihre Praktiken, in denen Feminismus als ein politisches Projekt verstanden wird, das über die Frage von Geschlechtergerechtigkeit hinausgeht. Diskutiert wurden Fragen der politischen Selbstkonstituierung und der populären Souveränität, des Eco-Commoning 1 und der ökologischen Organisierung von Infrastrukturen sozialer Reproduktion für transformative und reparative Gemeinschaften. Im Vergleich hierzu scheint mir unser westlich-liberaler Feminismus als unterkomplex. Denn während wir in mühsamen intellektuellen Operationen versuchen, Intersektionalität zu denken, indem wir Diskriminierungsarten addieren und Gefahr laufen, uns mit Offerten eines ›gerechteren Neoliberalismus‹ abspeisen zu lassen, werden in Widerstandsbewegungen gegen Landraub, patriarchale Gewalt und Austerität die Krisen des kolonial-patriarchalextraktivistischen Kapitalismus in der Praxis gleichzeitig adressiert: die Verschränkung von kolonialen Mechanismen und ihren Kontinuitäten mit 1 Eco-Commoning ist als Begriff zum Beispiel bei Papadopoulos/Bellacasa zu finden: ›Commoning‹, also das gemeinschaftliche, demokratische Herstellen und Teilen von ›Commons‹/›Gemeingütern‹, wird hier auf ökologische Sphären ausweitet. Dabei geht es um ›ökologische Co-Habitation‹ und einen Prozess von »co-emergence: the commoners and the commons, the land, the plants and animals, the concrete geology, and the local common rights construct each other […] (vgl. Bellacasa/Papadopoulos 2021).

Archiv Werden: Das Projekt " re.act.feminism " als Demonstration eines Zugangs zu Performance-Geschichte

MAP #4 media archive performance, www.perfomap.de, 2014

Das Projekt re.act.feminism, von den Berliner Kuratorinnen Bettina Knaup und Beatrice E. Stammer initiiert, konzipiert und realisiert, hat über fünf Jahre in ausgreifender Weise erkundet, wie ein Anfang zu einem thematisch fokussierten Zugang zur Geschichte von Performance-Kunst gesetzt werden kann. Der thematische Fokus wie die Adressierung basieren auf einem aktuellen, neu konturierten Interesse an der Geschichte feministischer Positionen in der Kunst seit den 1960er Jahren. Die Kopplung der Formate Ausstellung, Sammlung, kontextualisierende, diskursive Veranstaltungen sowie Online-Präsentation erlaubte es, eine Reihe von Zugangsmöglichkeiten für unterschiedliche Nutzer_innenkreise durchzuspielen. Die Setzungen der Projektes sollen im Folgenden vorgestellt und diskutiert werden, wobei Fragen nach dem ‚Archiv Werden‘, nach dem Sammeln von (medialen) Artefakten und Spuren vergangener Aufführungen und dem Zugang zu ihnen in verschiedenen Präsentationsformen im Zentrum stehen werden.

Die Arbeit der Geschlechter – Neue Wege und tradierte Pfade.: Dokumentation der Wissenschaftlerinnen-Werkstatt der Promovierenden der Hans-Böckler-Stiftung 2013

2018

Die Dokumentation ist aus der Wissenschaftlerinnenwerkstatt der Promovierenden der Hans-Bockler-Stiftung 2013 hervorgegangen. Die Wissenschaftlerinnenwerkstatt gilt seit den 1980er Jahren als Ort fur frauenpolitische und feministische Diskussionen innerhalb der Hans-Bockler-Stiftung und fand 2013 unter dem Titel „Die Arbeit der Geschlechter – Neue Wege und tradierte Pfade“ statt. Die Dokumentation versammelt wissenschaftliche Beitrage, die in Bezug auf unterschiedliche gesellschaftliche Felder der Frage nachgehen, inwiefern aktuelle gesellschaftliche Umbruche und Veranderungen in Bezug auf Arbeit und Geschlecht zu beobachten sind. Daneben gibt die Dokumentation Einblicke in die Programmpunkte und Diskussionen, die auf der Werkstatt stattfanden.