Technik im Alltag oder: die Rationalität geht weiter (original) (raw)
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Technik im Alltag, oder: Die Rationalisierung geht weiter... <1987>
Burkhart Lutz (ed.), Technik und sozialer Wandel. Campus (1986), 305-309., 1987
I Ich möchte die These vertreten, daß eine Technisierung aUtägücher Lebensformen von den industriellen Kernsystemen produziert, durchgesetzt und ständig weitergetrieben wird und daß damit zwangsläufig Handlungs¬ prinzipien und Institutionaüsierungsformen, wie sie für die Kernsysteme charakteristisch sind, aütägüchen Formen der Lebensbewältigung überlagert werden. Das ist deshalb möghch, weil es dieselben Menschen sind, die in den
Die Rationalität des Alltagshandelns
Zeitschrift für Soziologie, 1991
Zusammenfassung „Rational Choice“-Erklärungen sozialer Prozesse werden insbesondere von Seiten des sog. interpretativen Paradigmas heftig kritisiert. Dabei beruft man sich häufig auf Alfred Schütz und auf das von ihm entwickelte Konzept der Lebenswelt bzw. des Alltagshandelns. In dem Beitrag wird - unter Bezug auf verschiedene Artikel aus den „Collected Papers“ - gezeigt, daß Alfred Schütz eine Handlungstheorie entwickelt hat, die nahezu identisch mit den Grundvariablen und Annahmen der sog. SEU-Theorie (einer wichtigen Variante der Rational- Choice-Theorie) ist. Das Konzept des Alltagshandelns widerspricht dem nicht, sondern berücksichtigt lediglich, daß normalerweise Informationen einen stark abnehmenden Grenznutzen haben: Alltagshandeln ist „rational“ unter der Bedingung der „bounded rationality“ des Menschen. Diese Grundidee von Alfred Schütz wird anschließend in das Erklärungsmodell der SEU-Theorie (über die Annahme eines zweistufigen und dadurch drastisch vereinfachten „Wahl“-...
I Ich möchte die These vertreten, daß eine Technisierung aUtägücher Lebensformen von den industriellen Kernsystemen produziert, durchgesetzt und ständig weitergetrieben wird und daß damit zwangsläufig Handlungs¬ prinzipien und Institutionaüsierungsformen, wie sie für die Kernsysteme charakteristisch sind, aütägüchen Formen der Lebensbewältigung überlagert werden. Das ist deshalb möghch, weil es dieselben Menschen sind, die in den
Technik - das Andere der Gesellschaft-dp
Technik-das Andere der Gesellschaft? Ein Rückblik auf 20 Jahre Soziologie städtischer und anderer Artefakte Zusammenfassung Der Aufsatz setzt sich mit dem tiefgreifenden, aber gänzlich unabgeschlossenen, Wandel der sozialwissenschaftlichen Technikforschung in den vergangenen zwei Jahrzehnten auseinander. In durchaus autobiographisch gefärbter Form wird auf unterschiedliche Versuche verwiesen, technische Artefakte und Netze aus ihrer "Veranderung" als nicht-soziale Gegebenheiten herauszuholen und soziologisch einzugemeinden. Drei Faktoren werden dafür verantwortlich gemacht, dass sich Soziologen gezwungen sahen, ihre Diskurse für diese Problematik zu öffnen: die Ankunft der Computer, die Konkurrenz durch populäre Medien und die gesellschaftstheoretischen Ansprüche, die von einer unorthodoxen Wissenschaftsund Technikforschung vorgetragen worden sind. Die zukünftige Entwicklung dieses Forschungsfelds, so die abschließende These, wird sich entlang der grundlegenden Kontroverse zwischen evolutionsbiologisch inspirierten Auffassungen-"Naturalisierung der Geschichte"-und kulturwissenschaftlich inspirierten Auffassungen-"Historialisierung der Natur"abspielen. Vom Verlauf dieser Kontroverse wird auch abhängen, welche Theorieeffekte die sozialwissenschaftliche Technikforschung in der gesellschaftlichen Praxis haben wird und mit welcher Politik der Expertise sich Technikforscher konfrontiert sehen.
Kommunikative Rationalität und praktische Vernunft
Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 1993
Die beiden bekanntesten Sozialphilosophen des deutschen sowie des englischen Sprachraums werden von ihren Kritikern als Kantianer bezeichnet. Jürgen Habermas und John Rawls selber lehnen aber seit langem diese theoretische Zuordnung ab, und zwar aus ähnlichen Gründen. Nach Habermas-wie nach Rawls-blieb Kant immer innerhalb des Rahmens der metaphysischen Tradition, wie vor allem seine Zwei-Reiche-Lehre bestätigt; nach beiden sind Rechtsfragen nicht so eng wie bei Kant mit Moralprinzipien zu verknüpfen. Bei Rawls, der sich zu einer empiristischen Handlungstheorie bekennt, ist diese Ablehnung überzeugend: er argumentiert zwar mehr oder weniger für Kantische Rechtsnormen, geht aber von einer Fassung der praktischen Vernunft aus, die in keiner Hinsicht zu der Kantischen paßt und lehnt jede Begründung eines Moralprinzips ab. Obwohl er 1980 seine politische Philosophie als "Kantian Constructivism" bezeichnet hat, beziehen sich seine jüngsten ethischen und politischen Schriften immer weniger auf Kant. Das Denken von Habermas entwickelt sich in anderer Richtung. In den Studien, die jetzt in dem Buch Faktizität und
Technik, das ist das Koordinatensystem, in dem wir leben…
1989
Einleitung 1.1 Problemaufriß und Forschungsfrage 1.2 Methodische Anlage der Untersuchung 12 2. Fallstudien 17 2.1 Fall 1: Entwicklung von Testverfahren für Fehler in informationsverarbeitenden Systemen 18 2.2 Fall 2: Optimierung thermischer Trennverfahren für radioaktiv kontaminiertes Material 34 2.3 Fall 3: Entwicklung einer datenbankgestützten Werkzeug-und Betriebsmittelverwaltung 42 24 Fall 4: Planung und Bau einer neuen Fabrik 62 2.5 Fall 5: E i n Hafenbauvorhaben in der IIi. Welt 79 2.6 Fall 6: Übertragung bewegter Bilder in schmalbandigen Netzen 93 3.3 Lücken zwischen Forschung und Anwendung 3.4 Strategie der RKiominirnierung 3.5 Zum Stellenwert von Komm* und I C o o p e r h in Transferprojekten 1a) 3.6 Der personelle "Reißverschluß" 3.7 Transfer als wechselseitiger Lernprozeß 3.8 Zum materiellen Ertrag des Transfers 3.9 Informelle Zwecke M Forschungstransfer 3.10 Zum Verhältnis von akademischer und ökonomischer Ergebnisverwertung 3.11 Zum Verhältnis der Handlungsorientierungen von Hochschulen und Verwendern zueinander 3.12 Weitere Forschungsperspektiven Literatur Vorbemerkungen Das Forschungsprojekt, von dem es hier zu berichten gilt, fand im Zeitraum von März 1988 b i s Mai 1989 am Wissenschaftlichen Zentrum für Berufs-und Hochschulforschung der Gesamthochschule Kassel statt. Es wurde aus Mitteln der hochschulischen Forschungsförderung sowie des Landesschwerpunktprogramms "Technikfolgenforschung" finanziert. Das Vorhaben konnte sich auf eine Reihe einschlägiger Vorarbeiten im von Chriistoph Oehler aufgebauten Schwerpunkt "Forschungsorganisation und Forschungstransfer" des Wissenschaftlichen Zenirums stützen. So wurden 1985 in einer empirischen Untersuchung von Norbert Kluge und Christoph Oehler typische Bedbgungen, Konfigurationen und Handlungsmuster im Forschungstransfer zwischen Hochschulen und gesellschaftlichen Verwendungsbereichen untersucht (Kiuge/Oehler 1986). Ein zweites Projekt, 1987188 von Kurt Kraushaar und Christoph Oehler durchgeführt, handelte von der Rolle der In-genieurInnenarbeit bei wissenschaflich induzierten technischen Innovationen und beim damit verbundenen Transfer mit Hochschulen (KraushaarIOehler 1988). Gerhard Lude-Meckbach hat gemeinsam mit Norbert Kluge vorbereitend eine exemplarische Analyse der Forschungsstniktur eines großen Hochschulstandortes erarbeitet. Zugleich steht unsere Arbeit in engem thematischen Zusammenhang zum Programm der Forschungsgruppe "Rationalität des Ingenieurhandelns" an der Gesamthochschule Kassel, die sich zum Ziel gesetzt hat, insbesondere die Rolle der IngenieurInnen als Akteure im Prozeß der Technikgenese aufzuhellen. Bei der Durchführung der Erhebungen und der Auswertung des empirischen Materials waren mir die in vielen kritischen Diskussionen eingebrachten Erfahrungen von Christoph Oehler mit dem Forschungsgegenstand ein unver-Achtbarer Rückhalt. Ebenso gilt mein Dank Sybiie Liebrecht und Kristin Gagelrnam für die viel Geduld und Phantasie erfordernde Transkription der Bandprotokolle, Sybiile Böge, die mit Akribie und Einfühlungsvermögen die Vorauswertung des Materials vorgenommen hat, und Susanne Rudolph, die uns in mühevoller Recherche vor Ort mit Material zu unserem Forschungsgegenstand versorgt hat. Zu danken ist vor allem aber unseren Informanten im Feld, die ihre dringlichen Forschungsarbeiten für Stunden ruhen IieBen, um uns zu einem Vorhaben Rede und Antwort zu stehen, dessen Fragestellung für sie vielfach neu war. Unser Bericht dient wesentlich der Materialpräsentation und der empirisch angeleiteten Entwicklung analytischer Kategorien, deshalb verzichten wir bewußt auf eine Darstellung einschlägiger Literat.die sich ohnehin jeweils le-digiich auf Teilaspekte unserer Fragestellung bezieht? Wir beginnen daher mit einem kunen, die Forschungsfrage genauer fassenden Problemaufrii und beschreiben dessen Umsetzung in ein methodisches Konzept (Kap. I), um anschiießend sechs Fäiie von projektförrnigem Forschungstransfer ausführlich darzustellen und zu e e r e n (Kap. 2). Die Befunde dieser Analyse werden abschließend (Kap. 3) von den Einzeifäiien abstrahierend als Strukturzusammenhänge beschrieben. Für einen h r b l i k k über dii Literatur zum Tbem Faischungstransfef vgl. Oehlcr (1988). Ein für unseren Gegenstandsbereieh und die Art unserer Fragestellung erstrebenswertes Ve~fahren der Auswahl einer Untersuchungsgesamtheit wäre das von Glaser und Strauss (1980) vorgeschlagene Theoretical Sampling", bei dem das Sample im Fortgang der (itegierten) Mebung und Analyse anhand u m dabei gewonnenen relevanten Katepien sukzessive varüert und erweitert wird. Angesichis der rrssaurciellen Einschränkuqen, denen eine Pilotstudie unterliegt, beschieden wir uns bier mit der 'zweitbesten' k n g , einer Auswahl anhand von aus den vmbergehenden Untersuchungen plausi'bel eiseheinendtn Krite-2.1 Fall 1: Entwicklung von Testverfahren fiir Fehler in informationsverarbeitenden Systemen 2.1.1 Beteiligte Das Hochschulinstiiut Von den vier an diesem BMFT-geförderten Verbundprojekt beteiligten Instituten wurde von uns lediglich eines, das im theoretischen Zweig der Elektrotechnik angesiedelt ist, untersucht. Diese von einem Hochschullehrer geleitete Forschungseinrichtung ist mit ca. 14 wissenschaftlichen Mitarbeitern, davon ungefähr zwei Drittel aus Drittmitteln, eines der kleineren Institute in unserer Untersuchung. Der Hochschullehrer versteht sich aber, gemessen an der Drittmittelorientierung seiner Disziplin, als sehr wohl erfolgreich: "...so größenordnungsmäßig mache ich aus jeder Mark, die mir das Land gibt, 10 D-Mark an Drittmitteln. (...) ich b i n ein armes Institut und deshalb muß ich viel Geld verdienen." (1.1.114) Ein wenig Stolz klingt hier schon durch, im gleichen Atemzug aber auch das Bewußtsein von der wackeligen Basis, auf der die Arbeitsbedingungen des Instituts gründen: "... das ist natiirlich ständig vom Kollaps bedroht. Ich habe jetzt größere Anträge gestellt (...), und wenn die nicht bewilligt werden, dann werde ich also ' 89 höchstens die Hälfte der Mitarbeiter noch haben." (1.1.114) Der Institutsleiter hat im wesentlichen die typische Berufsbiographie seiner Profession aufzuweisen: Nach dem Diplom war er wenige Jahre bei einem großen bundesdeutschen Elektronikkonzern tätig (nicht aber bei jenem, der an diesem Transferfaii beteiligt ist), ging dann an die Hochschule zurück, hat dort promoviert, sich habilitiert und bekam schließlich nach einigen Jahren auf einer BStelle einen Ruf für eine C4Professur an einer anderen Hochschule. Bei seinem wissenschaftlichen Mitarbeitern handelt es sich sämtlich um Ingenieure der Elektrotechnik, wobei er betont, daß gerade diejenigen von ihnen, die über ein Fachhochschulstudium an die Universität gekommen seien, in der Regel seine besten Mitarbeiter würden, weilso seine Vermutung-"die Leute von dort ein Defizit an Theorie während der Ausbildung hatten und besonders begierig sind, die Dinge wirklich zu verstehen." (1.1.115) Das Institut ist auf mehreren Ebenen in intensive Kooperationen eingebunden: Innerhalb der Universität als "Teilhaber" an einem Forschungslaboratorium, mit dem die beteiligten Institute ihre jeweiligen Akquisitionschancen zu verbessern trachten, mit Instituten anderer Hochschulen, wie im vorliegenden Transferfali, und schließlich mit verschiedenen Industriefirmen. Kooperationen sind, so offenbart der Institutsleiter sein Definitionskriterium, "eigentlich halb des Hauses. W i r waren daher gehalten, in dicsen Fäiien auf unsere schriftlichen Aufzeichnungen zu verhauen, bK wir direkt im Anschiuß an di e Gespräctie a , aubührlifticn cn aumduitctcn. Deha fcbien in diesen PäUen w&tlicbe Zitate; m i t Veranschaulichuag wiebe%peben =den, stehen d i i in einfachen Anführungszeichen, um die geringere Authenäziiät dieser QwskZitate deutiidr zu machen. Da es zum Horizont einer professionellen Biographie von Ingenieuren an Hochschulen gehört, auch in der Industrie Berufspraxis zu sammeln und die Institute selbst häufig daran interessiert sind, "ihre" Leute bei interessanten Vemndem unterzubringen, kann man Kir eigentlich nicht von "abwerben" im engeren Sinne sprechen. ' Unser zweiter Gesprä&qm&ner auf VemcdcisciU: ist &I etwa 3 5-h p k u r , der Aas'iaent der thdWBkihut& der nicht däilig iuo dem bkr in Rcde stcbcadea Institut h c r v o~n ist. Gedanken an "Sciencc by e r s h i p " drängten sich geradezu auf.