Rezension zu: Elife Biçer-Deveci, Die osmanisch-türkische Frauenbewegung im Kontext internationaler Frauenorganisationen. Eine Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte von 1895 bis 1935, Göttingen 2017 (original) (raw)

Die osmanisch-türkische Frauenbewegung im Kontext internationaler Frauenorganisationen. Eine Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte von 1895 bis 1935

2017

Elife Biçer-Deveci interpretiert die Beziehungsgeschichte der internationalen Frauenbewegung in ihrer frühen Phase neu und rückt die Perspektive der osmanisch-türkischen Feministinnen in den Vordergrund. Sie beleuchtet damit Ambivalenzen und kulturelle Verständigungsprobleme in dieser Beziehungsgeschichte. Ferner unterzieht die Autorin das Narrativ des feministischen Orientalismus in der Forschung einer kritischen Revision. Sie berücksichtigt die Rolle des Nationalstaates Türkei in der Etablierung von Beziehungen zwischen den Feministinnen. Somit vertieft dieser Band unser Verständnis von komplexen Vorgängen der interkulturellen Verständigung und der Geschlechterordnung als Strukturprinzipien globaler Moderne. Elife Biçer-Deveci interprets the relationship of the international women’s movement in its early stage with methods of the entangled history and brings the perspective of Ottoman-Turkish feminists to the fore. Thereby, she highlights ambiguities and cultural communication problems in the history of this relationship. Beyond of that, the author subjects the narrative of feminist orientalism in current research to a critical revision. She includes the role of the nation-state Turkey in the relationship of feminists. Thus, the book deepens our knowledge about complex processes of intercultural understanding and of gender order as structural principles of the global modern era.

Rezension zu: Abuzahra, Amani (Hg.): Mehr KOPF als TUCH. Muslimische Frauen am Wort

Österreichisches Religionspädagogisches Forum, 2018

ft begegnen wir ihr: Auf der Straße, im Straßenverkehr, beim Einkaufen, in der Literatur und in den Medien -eigentlich ständig in unserem Alltag: der Bemitleidenswerten, Unterdrückten, Rechtlosen, Zwangsverheirateten und Ungebildeten, kurz gesagt, der muslimischen Frau. Man sieht sie nicht an, man spricht nicht mit ihr, aber dennoch werden öffentliche Debatten über ihr Kopftuch geführt. Die muslimische Frau solle befreit werden. Die Diskussion bleibt mit ihrem alleinigen Gegenstand -dem Kopftuch -jedoch an der Oberfläche und das Wesentliche entgeht uns dabei, denn selten sprechen wir mit dem Menschen unter dem Kopftuch. Die Pforten dieses Buches öffnen sich und führen uns nicht in den Harem, sondern in den Alltag der Frauen in unserer Gesellschaft, deren aktive Mitglieder sie sind, deren Beitrag und wichtige Rolle darin jedoch sehr leicht übersehen wird. Das Buch ist ein Sammelband mit Alltagsgeschichten, die auf leicht zugängliche Weise dem/der LeserIn Einblicke in das Privatleben der Akteurinnen gestatten. Der Titel ‚Mehr KOPF als TUCH' kann mehrfach gedeutet werden, beispielsweise, Mehr Kopftuch oder Mehr als Kopftuch. Elf Autorinnen aus Deutschland und Österreich -nehmen den/die LeserIn an die Hand und führen ihn/sie durch ihr Leben und ihren Alltag. Mal begleiten wir sie in den Supermarkt, mal in einen Vortrag, in der U-Bahn oder Autofahrt oder in die Kirche, also an Orte, an denen

Käthe Schirmacher: Agitation und autobiografische Praxis zwischen radikaler Frauenbewegung und völkischer Politik

2018

xon von Gleichheit und Differenz beschreiben, das modernen Gesellschaften seit der Französischen Revolution eingeschrieben war: Wer Gleichheit für eine Gruppe fordert, muss unweigerlich deren besondere Situation zum Thema machen und damit ihre Differenz fortschreiben. ‚Die Frauen' wurden, wie Scott überzeugend vorgeführt hat, im 19. Jahrhundert zum bevorzugten Symbol dieser Differenz in der Gleichheit. Die Dynamik der einander abwechselnden Festschreibungen und Dekonstruktionen von Weiblichkeit verband sich mit immer rascheren ökonomischen Entwicklungsprozessen, die immer mehr Menschen zu Einzelnen machte, ‚Frauen' dabei aber in spezifischer Weise adressierte. 55 Käthe Schirmacher zählte am Ende ihrer Schulzeit zu jener wachsenden Gruppe junger Frauen aus den Mittelschichten, die infolge sozialer Verwerfungen einen Erwerb suchen musste, wiewohl es aufgrund des bürgerlichen Weiblichkeitsideals kaum Berufsmöglichkeiten für Frauen gab.-Schirmacher reagierte darauf mit einem beispielhaften Kampf um bessere Bildungsmöglichkeiten für Frauen und erwarb als eine der ersten Frauen aus Deutschland ein Doktorat. Untrennbar verknüpft mit der Entwicklungsdynamik moderner Gesellschaften ist die Nationalstaatsidee, die im Laufe des 19. Jahrhunderts zusehends zur einzigen Legitimation von Staatlichkeit geriet und jenen Widerspruch hervorbrachte, dass ethnische Homogenität zugleich vorausgesetzt wurde und hergestellt werden musste. 56 Zuvor wenig problematisierte sprachliche, kulturelle und religiöse Diversität wurde damit mehr und mehr zu einer politischen Herausforderung. Im 1871 gegründeten Deutschen Reich wurde darauf nicht nur mit staatlichen Politiken der Germanisierung (wie sie etwa in den gemischtsprachigen Gebieten Preußens zur Anwendung kamen 57), sondern auch mit der Entwicklung eines radikal nationalistischen Vereinswesens reagiert. Während der Deutsche Ostmarkenverein die Germanisierungspolitik der Regierung gegen die polnischsprachige Bevölkerung unterstützte und vorantrieb, 58

[Rezension zu:] Na dlhej ceste k autorskej emancipácii žien ; Auf dem langen Weg zur schriftstellerischen Mündigkeit von Frauen / Marta Součková ; Ingrid Puchalová

2018

Der Sammelband gehört zu den abschließenden Ergebnissen des Projektes VEGA 1/1161/12 "Zabudnuté texty, zabudnutá literatúra. Nemecké autorky z územia dnešného Slovenska (18.–21. stor.)", [Vergessene Texte, vergessene Literatur. Deutschschreibende Autorinnen aus dem Gebiet der heutigen Slowakei (18.–21. Jhd.)], mit dem man sich am Lehrstuhl für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Pavol-Jozef-Šafárik-Universität in Košice im Zeitraum 2012–2014 beschäftigte. Im Einklang mit dem Thema des Projektes erfasst der Sammelband Autorinnen, die vielleicht nicht so bekannt sind, die sich aber auch wesentlich an der Formierung der Kultur im Gebiet der heutigen Slowakei beteiligten. Die thematische Achse des Sammelbandes wird durch folgende Teilthemen gebildet: Emanzipation der Frau, Frau als Schriftstellerin, Werke der Schriftstellerinnen, soziale Hintergründe, interkulturelle Umgebung und deren Einflüsse