Des Wahlvolks großer Auftritt. Wahlritual und demokratische Kultur in Italien und Westdeutsch­land nach 1945 (original) (raw)

Die Demokratie der Wähler. Stadtgesellschaft und politische Kommunikation in Italien und der Bundesrepublik 1944-1979, Düsseldorf: Droste 2019. (full text)

(= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Bd. 179 / Parlament und Öffentlichkeit Bd. 9), 2019

Wie fanden Deutsche und Italiener nach Krieg und Diktatur einen Draht zur repräsentativen Demokratie? Das Buch untersucht diese Frage erstmals aus einer stadtgeschichtlichen Perspektive, die Wähler und Gewählte in direkter Begegnung einfängt. Es rekonstruiert, wie Bürger und Parteien in Zeiten des Kalten Krieges über die Demokratie debattierten, politische Konflikte ausfochten, Nähe zueinander herstellten und Distanzen produzierten. So analysiert es die parlamentarische Demokratie als ein fortwährendes Beziehungsgespräch, dessen Fortune davon abhing, wie ‚Volk‘ und Volksvertreter sich selbst im Wandel der sozialen und medialen Bedingungen entwarfen, und was sie dabei jeweils unter Politik, Demokratie und einer guten Ordnung verstanden.

Edikt von Mailand in der politischen Kultur

Um die ideologische Bedeutung zu verstehen, die die Feier des 1600.J ahrestags des Edikts vonMailandvor einem JahrhundertinItalien hatte, muss man sich eine Voraussetzung klar machen, nämlich die besondere politisch-religiöse Situation des Landes: Die im Jahr 1870 erfolgte Annexion Roms und dessen, was vomKir-chenstaat übrig geblieben war,wurde als ein gewaltsamer Akt des Königreichs Italien betrachtet,und ein Großteil der katholischen Welt hatte diesen Vorgang nicht verwunden. Nach der Wiedervereinigung wurden die Beziehungen zwischen dem italienischen Staat und dem Papsttum durch das Gesetzd er Guarentigie geregelt,das vomitalienischen Parlament am 13.Mai 1871 verabschiedet wurde.¹ Pius IX. wies dieses Gesetzn ur zwei Tage später mit der Enzyklika Ubi nos vom 15.Mai zurück.² DiesesG esetz, mit dem der italienische Staat dem Papst eine Reihe vonG a-rantien sowie die Unverletzlichkeit seiner Residenzen zusicherte,d amit dieser sein religiöses Amti nv oller Freiheit ausüben konnte, wurde vomP apsttum als eine einseitigeE ntscheidungdes italienischen Staates betrachtet und als solche vonder Kirche abgelehnt.Schon vorder EroberungRoms war den Katholiken die Teilnahmeampolitischen Leben des Königreichs Italien verboten, nachdemPapst Pius IX. im Jahr 1868 um eine Stellungnahme gebeten worden war,d ie die Un-rechtmäßigkeit einer solchen Beteiligungsanktionierte. Es handeltsich um das so genannte Non expedit, dasüber fast ein halbes Jahrhundertimmer wieder erneuert wurde.³ Das an die italienischen Katholiken gerichteteVerbot,anWahlen und am politischenLeben des italienischen Staats im Allgemeinent eilzunehmen, wurde durch ein Dekret der Apostolischen Pönitentiarie vom1 0. September 1874 be-kräftigt und in späteren Vorschriften als verbindlich bestätigt, auch wenn es in einigen Fällen nicht beachtet wurde.⁴

"Demokratisierung" in Italien und der Bundesrepublik. Historiographische Narrative und lokale Erkundungen

in: Sonja Levsen/ Cornelius Torp (Hg.), Wo liegt die Bundesrepublik? Vergleichende Perspektiven auf die westdeutsche Geschichte, 1945-1989, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2016, 145-165

Historiographische Narrative und lokale Erkundungen »Demokratisierung« ist in den vergangenen zwanzig Jahren zu einer Signatur der deutschen Zeitgeschichte avanciert. Das Wissen um antiparlamentarische Traditionen und die Sensibilität für historische Kontingenz ließen es nicht selbstverständlich, sondern erklärungsbedürftig erscheinen, dass sich die Westdeutschen im Verlauf der Nachkriegszeit zu Demokraten wandelten. Dem gemäß wird dieser Wandel einhellig als Lernprozess beschrieben und untersucht.

Ilaria Meloni, Idiomatische Phraseme am Beispiel von Wahlkampf-Posts deutscher politischer Parteien

Political discourse in its various forms and expressions is characterised by the use of phrasemes, including slogans, proverbs, quotations, etc. It also features the so-called «emologismi» (cf. Antonelli 2017: 6), that is to say words, phrases and formulae that function as «emoticons» aiming to impress voters by focusing attention on the emotional aspects of the discourse. Moreover, in the multimedia age, posts published on social media become an efficient and powerful medium used by political parties to present and support their ideas in an attempt to appeal to voters and hold their attention. The corpus-based analysis focuses on idiomatic phrasemes, their semantic and pragmatic characteristics as well as on some functions they perform in such election campaign posts. Because of the immediacy and intelligibility of these phrases, they can give emphasis to the text or provide a concise explanation of a passage. In addition, they can also help to negatively connote a political opponent, contribute to the self-presentation of politicians, or – not least – to favour their contact with the voters. In particular the modification of idioms plays furthermore an important role (Elspaß 2007: 288) thanks to their metaphorical features as well as their expressive potential. The analysis is carried out on a corpus consisting of the posts of some German political parties on the occasion of the federal elections on 24th September 2017.