Nietzsches Sprache „Aus Der Natur“ (original) (raw)
Ansätze zu einer Sprachtheorie in den frühen Schriften und ihre metaphorische Einlösung in "Also sprach Zarathustra" L Einleitung Die Sprache als historisch gewachsene, emotional geformte und als zu verändernde steht im Zentrum von Nietzsches früher sprachtheoretischer Reflexion wie seiner späten, teils lyrischen Ausformung in "Also sprach Zarathustra". Nietzsche diskutiert das Problem der Doppelnatur der Sprache, die Sinnstiftung und Ausdruck intendiert bzw. verändert, aber gleichzeitig auch Ausdruck einengt, Sinn entleert, sowohl in seiner frühen Sprachtheorie 1 wie auch im Spätwerk, in den Liedern Zarathustras. Dort wird dieses Problem in metaphorischer Weise aufgeschlüsselt. Nietzsches z. T. emotional bestimmte Äußerungen zu seinem Werk können leicht dazu verführen, in der Sprache des "Za <c nur die Umsetzung der "inneren Wirklichkeit" des Autors im Sinne der Unmittelbarkeit von Empfindung und Ausdruck zu sehen und letztlich die Rätselhaftigkeit und das Pathos des Textes nicht zu fassen bzw. aufzulösen. 2 Die Frage, ob Nietzsches Text "Za" bewußt Irrationales, Unentzifferbares oder beliebig zu Interpretierendes stehen läßt, kann man nur konstruktiv wenden, wenn man die Untersuchung seiner Sicht der lyrischen Sprache und der Aufgabe des Lyrikers zur Grundlage der Interpretation besonders der späteren Texte macht. 3 Eine solche Unter-1 Vgl. dazu: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik; Die dionysische Weltanschauung, KSA l, pp. 554ff.; Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne, KSA l, pp. 875-890; Sokrates und die griechische Tragödie, KSA l, pp. 601-640; 12[1], KSA 7, pp. 359-369. 2 S. Nietzsches Brief an Gersdorff vom 28. 6. 1883: "Laß dich durch die legendenhafte Art des Büchleins nicht täuschen: hinter all den schlichten und seltsamen Worten steht mein tiefster Ernst und meine ganze Philosophie." In: Briefe, Werke in 5 Bd., hrsg. von Karl Schlechta. Bd. 4, p. 799. Außerdem Nietzsches berühmten Kommentar in Ecce homo, KSA 6, pp. 304f. Dazu Fritz Martini: Das Wagnis der Sprache, Stuttgart 1954, p. 36 u. passim.. 3 Wenn hier vom "frühen" und "späteren" Nietzsche die Rede ist, wird damit nicht eine Betrachtung der Entwicklung von Nietzsches Philosophie und Sprachauffassung angestrebt. Vielmehr bezeichnet dies nur den chronologischen Ort der Quellen. Der entwicklungsge