7 Wissen und Arbeit im „Informational Capitalism“ (original) (raw)
Related papers
Wissen und Arbeit im “informational capitalism” (2006)
- Informatisierung der Arbeit–Gesellschaft im …, 2006
Dass die Informatisierung der Arbeit diese heute umfassend und nachhaltig prägt, ist -abgesehen von dem Begriff selbst 2 -mittlerweile zum Allgemeingut geworden. Dass dieser Prozess ein wesentliches Merkmal einer Gesellschaft im Umbruch ist, ist weniger geläufig, zuweilen auch umstritten. Die Veranstalter der Konferenz, die der Ursprung für den vorliegenden Tagungsband war, gingen schon in der Formulierung des Tagungstitels, der zugleich der Titel dieses Buches ist, von der festen Überzeugung aus, dass dieser innere strukturelle Zusammenhang besteht und höchst bedeutsam für ein angemessenes Verständnis der heutigen Gesellschaft und ihrer Entwicklungstendenzen ist. Er findet seinen Ausdruck in dem von Manuel Castells geprägten Begriff des "informational capitalism", des informationellen Kapitalismus und der Netzwerkgesellschaft (Castells 2001a), deren differentia specifica im ersten Abschnitt skizziert wird. Zusammen mit einem erweiterten qualitativen Verständnis des Prozesses der Informatisierung als Schaffung einer verdoppelten Welt der "zweiten Natur", das Gegenstand des folgenden Abschnitts ist, bietet sich hiermit ein theoretischer Rahmen, innerhalb dessen viele der in diesem Band ausgelegten Fäden verknüpft werden können. Der gegenwärtige gesellschaftliche Umbruch ist nicht nur mit einer deutlichen quantitativen Ausdehnung der Informationsarbeit verbunden, spürbarer noch sind die qualitativen Veränderungen, die sich in der Arbeit selbst, in ihren Organisationsformen und auf gesellschaftlicher Ebene als Tendenz zum "social digital divide" beobachten lassen. Die Informatisierung ist jedoch keine lineare Tendenz, sondern in sich widersprüchlich: Sie bedarf ausgedehnter, sich jeweils neu definierender subjektiver Zutaten und Interpretationsleistungen, um Information zu Wissen und damit für zielgerichtete Praxis nutzbar zu machen; die allmähliche Ablösung des Begriffs der "Informationsge-
Bildung für die „Informationsgesellschaft“
Bildung nach dem Zeitalter der Großen Industrie. Jahrbuch für Pädagogik 1998. Redaktion Josef Rützel und Werner Sesink. Frankfurt a.M.: Peter Lang, 1998
Pädagogik muß heute auf eine Welt vorbereiten, von der es heißt, sie befinde sich im Übergang oder an der Schwelle zur „Informationsgesellschaft”. Aber was meint hierbei „Vorbereitung”? Im Ursprung der modernen Bildungsidee ausgangs des 18. Jahrhunderts stand der Gedanke noch im Vordergrund, daß das gesellschaftlich Neue, das kommen sollte, nur von den Menschen ausgehen konnte. Und dazu gehörte Bildung als Befähigung zur aktiven Gestaltung der Welt. Das Erneuerungspotential zur Entwicklung der Gesellschaft wurde im Menschen gesehen. Wenn heute an die Pädagogik die Forderung gestellt wird, auf gesellschaftliche Veränderungen vorzubereiten, hat eine Verschiebung stattgefunden, was das gesellschaftsentwickelnde Moment betrifft: eine Verschiebung vom Subjektiven ins Objektive; oder vom Menschen zu seinen Hervorbringungen. Diese erscheinen längst als mit einer Eigendynamik versehen, die es fraglich werden läßt, wieweit die Menschen überhaupt noch als Gestaltungspotential anzusehen sind und nicht vielmehr als bloße Funktionselemente, wenn nicht gar Störfaktoren eines sich selbst organisierenden und reproduzierenden dynamischen Systems. Bei der höchst aktuellen Forderung, die Pädagogik möge die nachwachsende Generation auf die kommende Informationsgesellschaft vorbereiten, läßt sich diese Verschiebung ins Objektive sogar als eine Verschiebung ins Apparative beobachten. Information erscheint zwar zunächst noch als ein Terminus, mit dem eine Kommunikation zwischen wenigstens zwei Subjekten angezeigt wird: die eine Person informiert eine andere. Aber die Informationsgesellschaft heißt nicht deswegen so, weil die Menschen miteinander in dieser Gesellschaft – wie immer schon, nur jetzt in noch größerem Umfang und in höherer Frequenz – Informationen austauschen. Sondern sie heißt so, weil Technologien sich ausbreiten, die dem Terminus Information einen anderen, eben technischen, apparativen Bedeutungsgehalt geben. Es sind primär technische Systeme, Geräte, nicht Personen, welche Informationen (und das heißt dann: Signalfolgen) austauschen, deren Bedeutung in wachsendem Maße nur in der Auslösung apparativer Funktionen liegt, also dem technischen System immanent bleibt. Und die Informationsgesellschaft ist gedacht als eine Gesellschaft, die durch das Vordringen dieser technischen Kommunikation zur beherrschenden Form der Kommunikation charakterisiert sein soll. Welche Erschütterung des traditionellen pädagogischen Bildungsdenkens hiervon ausgeht, soll im Folgenden genauer bedacht werden.
Informatisierung, Formalisierung und kapitalistische Produktionsweise (1996)
Schmiede, Rudi (Hg.): Virtuelle Arbeitswelten. …, 1996
Dieser Beitrag ist die überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Fassung eines Aufsatzes, der erstmals 1992 unter dem Titel "Information und kapitalistische Produktionsweise. Entstehung der Informationstechnik und Wandel der gesellschaftlichen Arbeit" in dem Band Thomas Malsch; Ulrich Mill (Hg.): ArBYTE. Modernisierung der Industriesoziologie?, Berlin: edition sigma 1992, S. 53 -86, veröffentlicht worden ist.
Produktivität des „Nicht-Wissens‟
2017
Solvejg Nitzke verortet in ihrer Monographie Die Produktion der Katastrophe: Das Tunguska-Ereignis und die Programme der Moderne das wissenschaftlich bisher unerklarte Tunguska-Ereignis anhand verschiedener Aspekte, die den Diskurs leiten: als Ratsel, als Katastrophe, als Mythos, als Geheimnis und geschichtliches Ereignis. Zwischen wissenschaftlichem und literarischem Diskurs einerseits und Expert_innen- sowie Laienforschung andererseits angesiedelt, stort „Tunguska‟ die Wissens-Ordnungen und -Hierarchien der Moderne. Nitzke entfachert das Natur-Kultur-Hybrid und zeigt die Produktivitat von „Nicht-Wissen‟ fur die kulturwissenschaftliche Forschung auf.