Zur interkulturellen Leistung der Reiseliteratur der Gegenwart. Eine kontrastive Untersuchung der Reiseblogs von Tobias Hülswitt, Ulla Lenze, Latifa Baqa und Osama Esber im Rahmen des Deutsch-Arabischen Stadtschreiberprojekts „Midad“ (original) (raw)
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2021
Falk Quenstedt zeigt in seiner Studie zu drei um 1200 entstandenen Reiseerzählungen, dass der Straßburger Alexander, der Herzog Ernst und die Reise-Fassung des Brandan in ähnlicher Weise ein an das Wunderbare und an Narration geknüpftes Wissen eigenen Rechts vermitteln. Dieses ‚mirabile Wissen‘ speist sich aus Mirabilien-Topoi gelehrter Wissenstraditionen und mediterranen Literaturen, insbesondere aus arabischen Erzähltexten und ihren epistemischen Kontexten. Es gewinnt Kontur als ein Wissen von den ‚wundern‘ (lat. mirabilia, arab. ʿaǧāʾib), als ein Wissen über die Verwunderung selbst und als ein Wissen, das von sich aus zu erstaunen vermag. Das mirabile Wissen steht im historischen Zusammenhang sich intensivierender Verflechtungen verschiedener höfischer Kulturen des euromediterranen Raums im 12. und 13. Jahrhundert und bildet ein wesentliches Element ihrer repräsentativen, diplomatischen und geselligen Praktiken. Ausgehend von transkulturellen Transferanalysen einzelner Episoden entwickelt die Studie neue literarhistorische und interpretative Perspektiven auf die untersuchten Erzähltexte und damit auf die deutschsprachige Literatur um 1200.
Reiseliteratur stellt seit längerem ein eigenes Forschungsgebiet dar, das ausgesprochen ergiebig ist, und zwar in mehreren Philologien. So spielt nicht nur in der Germanistik, sondern auch z.B. in der Anglistik und Ameri-kanistik die Reiseliteraturforschung eine nicht unwichtige Rolle, sei es weil eine Reihe namhafter Autoren über die Jahrhunderte immer wieder gen Ita-lien fuhren, aber auch weil die Vorstellung einer " empfindsamen Reise " (Laurence Sterne) aus England stammt und auch auf dem Kontinent zahl-reiche Nachahmer fand. 1 Nicht nur im Hinblick auf die literarischen Verfah-ren, die dabei eine Rolle spielen, sondern auch im Hinblick auf Selbst-und Fremdbilder, die oft genug mit nationalen Stereotypen verbunden sind, aber auch wertvolles kulturgeschichtliches Material bereitstellen. Vor allem Peter Brenner hat hier maßgeblich den Forschungsstand geprägt, auf den auch heute noch zurückgegriffen wird. Doch kamen bei ihm nicht zuletzt postmo-dern geprägte Reiseschriften nicht mehr recht in den Blick, weshalb es auch unplausibel erscheint, daß man tatsächlich von einem dramatischen Nie-dergang der Reiseliteratur im 20. Jahrhundert spricht (S. 10). Wenn man auf die Sekundärliteratur schaut, so stellt man fest, daß immer wieder Sammelbände erscheinen, die bestimmte Regionen
Kairoer germanistische Studien (2019/2020), 2022
Some medieval German narratives differ from European narrative and knowledge traditions regarding their themes and motifs. Many of them show analogies to Arabic literature, especially epi¬sodes depicting marvels. The paper argues that such narrative sequences impart a ‘marvelous knowledge’ (‘mirabiles Wissen’) of a transcultural scope. It can be seen as part of a Mediterranean ‘text-network’ of travel narratives. Two investigations (into the Grippia-episode of 'Herzog Ernst' B and the Parklise-episode of Johann of Würzburg’s 'Wil(d)helm von Österreich') scrutinize how these narratives – in transferring bodies of religious, natural historic and cosmologic knowledge into new contexts – provoke epistemic irritations that can be productive for poetics of the marvelous. Since they are – as associates of the same text-network – interlinked with the German texts, the paper also consults the story of 'Saif al-Mulūk' and the 'Sīrat Saif ibn Ḏī Yazan'. The relatedness of the narratives becomes apparent through structural, motivic and thematic parallels.
Irakische Autoren im Migrationsland Deutschland
Zeitschrift für interkulturelle Germanistik
Man kann mit Recht sagen, dass die gegenwärtige irakische Literatur in der Migration entstanden ist. Den Schwerpunkt dieses Überblicks bildet daher das literarische Schaffen irakischer Autoren in der deutschen Migration und deren Verhältnis zur Heimatliteratur. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den Erzähltexten, besonders dem Roman, denn während die Lyrik jahrhundertelang die Literatur im arabischen Sprachraum im Allgemeinen und im Irak im Besonderen dominierte, bildet nun der Roman eine Leitgattung des gegenwärtigen Literaturbetriebs im Irak. Erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich im ›Lyri-kland‹ Irak eine neue Kunst bzw. Erzählkunst. Verschiedene Faktoren haben die Entstehung und Entwicklung dieser neuen Kunst beeinflusst.
DergiPark (Istanbul University), 2022
Zusammenfassung: Jeder Autor bestimmt sich eine Stadt, was auf die Handlung, Personenkonstellation und die Weltauffassung sowie den psychologischen Zustand der Figuren, sogar indirekt auf den Leser sowie auf die Rezeption wirkt. Die Autoren können zumeist einen Handlungsraum vorziehen, mit dem sie irgendwie in Verbindung stehen. Der Leser selbst, der immer nach einer Spur von sich selbst im Werk sucht, bestimmt teilweise eine feste Haltung zum Werk, wenn er Berührung mit dem Raum hat. So taucht Berlin als ein literarisches Bild auf. Es ist eines der wichtigsten Motive, die als Großstadt in literarischen Werken-als Stadt-Motiv-häufig auftritt. Als Hauptstadt, sogar eine der reizendsten Städte oder Metropolen Deutschlands hat es selbstverständlich eine besondere Rolle, aber zudem ist ihre Besonderheit vielleicht auf ihre heterogene Struktur zurückzuführen, welche unterschiedliche Kulturen, Nationen, Glaubensrichtungen usw. in sich beherbergt. Das dynamische sozio-kulturelle Wesen ermöglicht ihr eine lebendige Schilderung. Auf diese Weise ist es als Stand-oder Handlungsort geeignetbesonders in bestimmten Epochen-wie u.a. in der Moderne, der Zeit der Großstadtproblematik, Kriegszeit und Wendezeit-, zu literarisieren. Somit hatten viele Autoren verschiedener Nationen, Sprachen und Zeitabschnitte diese Stadt zum Thema. Monika Maron und Yadé Kara, die Berlin als Hauptthema und Standort in ihren Werken behandeln, lassen sich im Rahmen vorliegender Arbeit analysieren. Maron lässt sich zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen der DDR-Literatur zählen. Kara ist als eine der bedeutendsten türkischstämmigen deutschen Schriftstellerinnen der Migrantenliteratur berühmt geworden. Die Wende wirkte sich auf die Stadt Berlin aus, ebenso wie die Migration Einfluss auf sie hatte. Die beiden historischen und politischen Phänomene lassen sich in den Werken der Autorinnen als deren politische, soziokulturelle und persönliche Assoziationen Berlins sehen. In vorliegender Arbeit wird versucht, das Bild der Stadt Berlin der Autorinnen Maron und Kara sowie deren Ähnlichkeiten und Unterschiede im Hinblick auf ihre im gleichen Jahr erschienenen Werke Geburtsort Berlin und Selam Berlin vergleichend zu schildern. Somit bietet es sich an, eine Beschreibung der eigenen und fremden Aussicht Berlins als ein sozio-kultureller Raum vorzustellen und beide miteinander zu vergleichen.
2015
Publiziert mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Geistes-und Sozialwissenschaften. Publiée avec le soutien de l'Académie suisse des sciences humaines et sociales. Published with the support of the Swiss Academy of Humanities and Social Sciences. SAGW ASSH Contents Aufsätze-Articles-Articles Honghua Poizat-Xie Quelques réflexions sur la traduction littéraire du chinois vers les langues européennes 1 Alex Payette Le retour de l'académie impériale dans la construction de la société harmonieuse: Le Hall des études nationales du devenir vertueux 19 Jonas Rüegg Aimé Humbert-Wertvorstellungen eines Bourgeois und das Japan der Bakumatsu-Zeit 47 Henning Sievert Der Schutzvertrag von Raqqa und die Verlautbarung von Mosul. Ein Beitrag zur Diskussion über den "Islamischen Staat im Irak und in Syrien" 73 Johannes Thomann Al-Fārābīs Kommentar zum Almagest in sekundärer Überlieferung bei Ibn aṣ-Ṣalāḥ: Ein vorläufiger Bericht 99 Tilmann Trausch Die Basis der Erzählung. Das historische Detail in der persischen Historiographie des 16. Jahrhunderts 115
Unterrichtspraxis, 2021
Die Frage nach der Transkulturalität gewinnt in heutigen globalen Gesellschaften zunehmend an Bedeutung, vor allem im Zusammenhang mit Kulturen, Sprachen und Literatur. Wohl kaum ein literarisches Genre hat europäische ebenso wie arabische Lesende so beeindruckt wie das Märchen. Schon in der Grundschule lasen die Schüler der fünften Klasse ägyptischer Grundschulen die Geschichte von Aladdin und seiner Wunderlampe (Keilany, 1997) aus dem Buch Tausend und eine Nacht während des Arabischunterrichts. Dieser Beitrag zielt darauf ab, in deutschen Märchen dargestellte interkulturelle Merkmale im Vergleich zu denen in arabischen Märchen zu eruieren. Da es in dieser Ausgabe von Unterrichtspraxis um deutsche Märchen im globalen Kontext geht, soll hier etwas näher auf die Rolle und Bedeutung der Märchen als Medium der Transkulturalität eingegangen werden. Die Arbeit gehört zum Bereich der interkulturellen literarischen Diskursanalyse. In diesem Rahmen werden in ausgewählten Texten die wichtigsten textexternen und-internen Elemente berücksichtigt. Darüber hinaus werden ihre interkulturellen Vorgaben beleuchtet und analysiert. Im Fokus steht auch die Anwendung der ausgewählten Märchen im Rahmen des Literaturunterrichts an zwei Abteilungen für Germanistik in Oberägypten, nämlich die Abteilung für Germanistik der Sohag Universität und die Abteilung für Germanistik der Luxor Universität, da der Einsatz von Märchen an manchen Germanistikfakultäten in Ägypten eine lange Tradition hat. Die Lernenden beschäftigten sich hierbei nicht nur mit den literarischen und sprachlichen Komponenten, sondern auch mit den Gemeinsamkeiten und den Unterschieden zwischen der eigenen (arabischen) und der ihnen fremden (europäischen) Kultur. Wenn in Ägypten oder vor allem in der arabischsprachigen Welt von Märchen die Rede ist, denkt man sofort an das Märchenbuch Tausend und eine Nacht, das weltweit berühmt ist. In Deutschland haben Jacob und Wilhelm Grimm die bekanntesten Märchen gesammelt. Dementsprechend bezieht sich die kontrastive Studie auf zwei ausgewählte Texte aus der Märchensammlung der Brüder Grimm (Rotkäppchen und Aschenputtel) im Vergleich zu ihren arabischen bzw. ägyptischen Versionen (Laila Wa AlDaib und Rhodopis).