Klaus Dörre, Stephan Lessenich und Hartmut Rosa unter Mitarbeit von Thomas Barth (2009): Soziologie – Kapitalismus – Kritik. Eine Debatte (original) (raw)
2011, Österreichische Zeitschrift für Soziologie
R e z e n s i o n Kapitalismustheorien haben in der jüngeren soziologie eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Mit der Marx-Renaissance im Kontext der 1968er-Bewegung war die Kapitalismusanalyse zu neuer Bedeutung gelangt und zugleich wurde von feministischer seite eine kritische Auseinandersetzung angestoßen. im ergebnis liegen erweiterungen vor, welche geschlecht-und ethniebasierte Herrschaft berücksichtigen. Mit der entwicklung der Regulationstheorie in den 1970er Jahren wurde die ökonomiezentrierte Analyse politologisch erweitert. in den 1980er Jahren verloren Kapitalismustheorien an Bedeutung. Die gesellschaftlichen entwicklungen seit Mitte der 1990er Jahre haben ihnen zu neuer Aufmerksamkeit verholfen. eines der jüngsten Werke ist das von Klaus Dörre, stephan Lessenich und Hartmut Rosa unter Mitarbeit von Thomas Barth vorgelegte Buch "soziologie-Kapitalismus-Kritik", mit dem sie eine "kritische soziologie des Gegenwartskapitalismus" begründen wollen (s. 13). in im suhrkamp Verlag erprobter Weise stellen die Autoren nach der einleitung ihre jeweiligen Positionen vor. es folgen Kritiken und Repliken und ein Fazit. Die Figur eines hoch qualifizierten Leiharbeiters durchwandert Klaus Dörres Ansatz auf der suche nach Antworten auf die Frage: "Gibt es (…) einen zusammenhang zwischen der prekären Lebenssituation eines einzelnen und einer besonderen Variante des Kapitalismus?" (s. 22) sie werden in einer Weiterentwicklung des Theorems der kapitalistischen "Landnahmen" (Luxemburg, Ahrendt, Lutz, Harvey), im Anschluss an Bourdieus Werk und die Regulationstheorie gegeben (s. 35-54). immer neue gesellschaftliche Bereiche würden "finanzmarktgetrieben" durch "Landnahmen" "erschlossen", wobei Profiterzielung von der ökonomischen Bestandssicherung entkoppelt sei bzw. ihr zuwiderlaufe (s. 54-75). Prekarität ist, so die Antwort auf die genannte Frage, als Kehrseite dieser ökonomischen Unbeständigkeit zu begreifen. Die Finanz-ist eine "Gesellschaftskrise",
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