Terrorismus, Schutz und Geschlecht. Entführung und Geiselnahme im schweizerischen Strafrecht (original) (raw)

Grisard, Dominique (2010) Terrorismus, Schutz und Geschlecht. Entführung und Geiselnahme im schweizerischen Strafrecht, in: Cottier Michelle/Estermann Josef/Wrase Michael (Hg.) Wie wirkt Recht?, Baden-Baden: Nomos, 245-266.

In diesem Beitrag wird ein alter Fall von vermeintlich frauenschützender Sondergesetzgebung historisch beleuchtet: Bis Flugzeugentführungen zu ei-nem öfters genutzten Aktionsmittel von Befreiungsbewegungen, so genann-ten Terroristinnen und Terroristen, wurden, kannte das schweizerische Strafgesetzbuch (StGB) nur die Entführung einer Frau als Straftatbestand, nicht aber die Entführung von Männern. Mit den Teilrevisionen des StGB von 1981 wurde der Tatbestand der Entführung auf alle Menschen aus-geweitet. Außerdem wurde die Geiselnahme neu als Tatbestand ins StGB aufgenommen. Die kulturwissenschaftliche law as narrative-Methode ermöglicht es auf-zuzeigen, wie die Gesetzesänderungen der frühen achtziger Jahre von einer Ausweitung des Schutznarrativs begleitet wurden. Sie legt den Fokus auf die dominanten Narrative parlamentarischer Debatten und Rechtsstudien, die sich mit den Delikten der Entführung und der Geiselnahme auseinander-setzen. Herausgearbeitet wird, wie bestimmte Erzählungen und narrative Konventionen diese Straftatbestände prägen und welche Bilder des Straf-täters und des Opfers, und vor allem auch des Staatsbürgers damit (re-) produziert werden. Dass ganz beiläufig auch noch Wissen über Geschlecht erzeugt und strafrechtlich verankert wird, wird mit der Historisierung der beiden Straftatbestände deutlich. Terrorism, protection and gender. Hijacking and kidnapping in Swiss penal law This article focuses on a former legal provision which aimed specifically at protecting women. Until hijackings and kidnappings became a frequent tool of activists—known to some as terrorists—in the 1970s, under Swiss law only women could be kidnapped. By revisions to the penal code in 1981, the law was altered and expanded to protect adult men against kidnapping, too.

Zwischen Schutz und Scham? Flüchtlingslager, Gewalt und Geschlechterverhältnisse

Der Beitrag geht den Fragen nach, wie sich Geschlechterbeziehungen in Flüchtlingslagern verändern, und welche Rolle die sexuelle und geschlechterbasierte Gewalt spielt. Die Mehrheit der Flüchtlinge weltweit flieht vor Konflikten, sodass Flüchtlingslager Postkonfliktsituationen darstellen, die trotz Hilfs- und Schutzmaßnahmen als restriktiv kritisiert werden und wo die sexuelle und geschlechterbasierte Gewalt anhält. In dem Beitrag wird den Fragen anhand einer empirischen Studie in Uganda nachgegangen. Nach einer Analyse der Strukturen in der Flüchtlingssiedlung werden die Formen und Bedingungen der sexuellen und geschlechterbasierten Gewalt in der Flüchtlingssiedlung sowie letztlich die veränderten Geschlechterbeziehungen untersucht. Es wird argumentiert, dass einerseits verschiedene interdependente Formen sexueller und geschlechterbasierter Gewalt sowie Opfer- und Täterstrukturen in der Flüchtlingssiedlung vorherrschen, und dass andererseits die Gewalt mit den veränderten Geschlechterbeziehungen und den traumatischen Erlebnissen im Flüchtlingskontext, Konflikt und auf der Flucht zusammenhängen.

Die schweizerischen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden

2019

Ausgangspunkt unseres Beitrages ist die Revision des schweizerischen Kindes- und Erwachsenenschutzrechts. Das 2013 in Kraft getretene Gesetz legte unter anderem die Neuschaffung von Kindes- und Erwachsenenschutzbehorden fest, in deren Entscheidungsgremien unterschiedliche disziplinare Expertise zur Anwendung kommen soll. Befunde einer eigenen empirischen Studie zu den Auswirkungen politischer Steuerung auf die Organisationen und das professionelle Handeln der Sozialen Arbeit deuten darauf hin, dass die geforderte Interdisziplinaritat der Behorde nicht zu einer interprofessionellen Praxis der Fallbearbeitung fuhrte. Anhand der exemplarischen Analyse ausgewahlter Interviewsequenzen wird aufzeigen, welche Herausforderungen in einem interdisziplinar zusammengesetzten Handlungsfeld zu bewaltigen sind und hierbei insbesondere auch auf die Vorstellungen, Selbstverstandnisse und Zuschreibungen der Beteiligten eingegangen.

Wie eine Insel im Gefängnis. Bildung im Schweizer Strafvollzug

2011

Abstract: «Like an island»: contrasting basic education programs and everyday life in the Swiss prison system. The concept of the total institution could be understood to suggest that prisons work like frictionless machines. However, research has long shown that prison life is ambiguous and often less clearly defi ned than one would expect. We present fi ndings from a project (BiSt), which was initiated in 2007 to improve basic education in the Swiss prison system. We build our account around a notion of fi ssure voiced by inmates: the idea that the educational unit is like an island (of normality) within the restricted and restrictive world of the prison.

Neue Rufe nach alter Ordnung. Regressive Semantiken in der schweizerischen Debatte um den Strafvollzug

1995

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