Das Impostor-Phänomen – ein Thema im Coaching? (original) (raw)
Vom Impostor-Phänomen sprechen wir dann, wenn jemand sich innerlich, trotz objektiver Beweise für das Gegenteil, als intellektuellen und professionellen Hochstapler erlebt. Betroffene glauben, anderen ihre Kompetenz nur vorzuspielen, und leiden daher unter ständiger Angst, als weniger leistungsstark entlarvt zu werden. Das Phänomen kann auch im Coaching Thema sein. In diesem Beitrag wird es mitsamt seinen negativen Konsequenzen im persönlichen und wirtschaftlichen Bereich beschrieben. Im Anschluss werden mögliche Ansätze zur Bearbeitung im Coaching vorgestellt. Nicht selten kommen Personen ins Coaching, die davon berichten, sie fühlten sich durch Personen in ihrem beruflichen Umfeld überschätzt. Werden sie von ihrer Führungskraft für den erfolgreichen Projektabschluss gelobt, so denken sie, sie hätten nur Glück gehabt, dass alles gut gelaufen sei. Wenn Sie das Angebot erhalten, eine höhere Position zu übernehmen, haben sie das Gefühl, dies geschehe nur, weil sie zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen seien oder zufällig die richtigen Leute kennen würden. Sie selbst halten sich nicht für die Leistungsträgerinnen und Leistungsträger, als die sie gesehen werden. Solches Erleben wird in der Literatur als Impostor-Phänomen beschrieben. Es tritt besonders bei Personen mit objektivem akademischem und/oder beruflichem Erfolg auf und zeichnet sich durch eine Attribution der Leistungen an äußerliche Ursachen aus (Clance & Imes, 1978). Leistungen und Erfolge werden nicht auf stabile Fähigkeiten zurückgeführt, Betroffene halten sich für inkompetent und denken, sie hätten bei Beförderungen oder positiven Rückmeldungen einfach nur Glück gehabt. Sie halten sich, völlig zu Unrecht, für Hochstapler und leiden ständig an Angst, ihre vermeintliche Hochstapelei bzw. ihre Unfähigkeit könnte erkannt werden (ebd.). Dieses Gefühl der Hochstapelei und die damit einhergehende Angst, entlarvt zu werden, kann sowohl ein schnelles Ende der Karriere (durch Vermeiden von Herausforderungen) als auch psychische Beschwerden nach sich ziehen. Aufgrund der Annahme, dass bis zu siebzig Prozent der Menschen aus allen Gesellschaftsschichten betroffen sein können (Gravois,