Sprechen über Neue Musik. Eine Analyse der Sekundärliteratur und Komponistenkommentare zu Pierre Boulez' Le Marteau sans maître (1954), Karlheinz Stockhausens Gesang der Jünglinge (1956) und György Ligetis Atmosphères (1961) (original) (raw)

Sound of Silence? Neueste Ergebnisse aus der Musikarchäologie. In: Blöbaum, A. I., Eaton-Krauss, M., Wüthrich, A. (Hrsg.): Pérégrinations avec Erhart Graefe. Festschrift zu seinem 75. Geburtstag. ÄAT 87, Münster 2018.

Music was a significant factor in ancient Egypt in many respects. Iconographical, textual, and archaeological sources show a great variety of instruments and musicians since predynastic times. They elucidate the range of use and the performance techniques of the instruments and provide background information about the musicians. From these data, it becomes obvious that music is not only noticeable in religious contexts in ancient Egypt, but at court and in the private sphere as well. Moreover, recent research in experimental music archaeology offers new insights on ancient Egyptian music.

Sphere Melodies: Die Manifestation Transzendentalistischer Ideen in der Musik von Charles Ives und John Cage. Metzler: Stuttgart, 2003.

Das Gedankengut des amerikanischen Transzendentalismus nimmt in den musikalischen Konzeptionen von Ives und Cage einen Stellenwert ein, den weder die Musik- noch die Literaturwissenschaft in ihrer weitreichenden Bedeutung für das 20. Jahrhundert erkannt hat. Die Freilegung ideengeschichtlicher Strukturen zeigt, inwiefern Emersons und Thoreaus Anschreiben gegen die lähmende Retrospektivität und das Epigonentum phasenverschoben das musikalische Schaffen von Ives und Cage bestimmten. Die literarischen Vorarbeiten zur American Newness, dem Nonkonformismus und dem Umgang mit Tradition im Zitat münden in eine transzendentalistische Umdeutung des Mythos der Sphärenmelodien, die Ives und Cage für ihre ästhetische Gegenposition zur europäischen Musikkultur instrumentalisierten. Review under Neue Zuercher Zeitung: https://www.perlentaucher.de/buch/frank-mehring/sphere-melodies.html

Zum performativen Hören serieller Musik. Analyse und Aufführung von Pierre Boulez’ "Structures Ia" (1951) und "Polyphonie X" (1951)

Beitragsarchiv des Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung, Mainz 2016 – »Wege der Musikwissenschaft«, hrsg. von Gabriele Buschmeier und Klaus Pietschmann [http://schott-campus.com/gfm-jahrestagung-2016\], Mainz, 2017

Die oft hochgradige Technizität von Strukturanalyse im Bereich neuer Musik hat dazu geführt, dass gerade hier die Analysekritik besonders produktiv wurde und immer wieder eine (Re-)Fokussierung auf die Wahrnehmungsrelevanz analytischer Befunde eingefordert hat. Auch Entwicklungen in der wissenschaftlich fundierten Musikanalyse haben zunehmend strukturalistische Analyse und ‚klassische‘ Forschungsmethoden wie Skizzenforschung mit wahrnehmungsbezogenen Befunden verbunden, u.a. durch Einbeziehung musikpsychologischer, empirischer und aufführungsanalytischer Dimensionen und Methoden. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag eine im Rahmen mehrjähriger Forschung entwickelte Methodik »performativer Analyse« auf zwei zentrale Werke von Pierre Boulez angewendet, die in der Literatur oft als Paradigma serieller Musik gelten. Grundlage der Analyse ist ein emergenter Strukturbegriff, der davon ausgeht, dass kompositorisch gesetzte und wahrgenommene Klangstrukturen in ihrem Wechselspiel ein Feld potenzieller, divergierender Hörweisen entfalten, das die Analyse nicht nur dokumentieren, sondern auch ihrerseits produktiv erweitern und vertiefen kann. Im Vergleich von serieller Struktur, aufführungspraktischer Umsetzung und performativem Hören der Structures Ia (1951) für zwei Klaviere bestätigt sich dabei zum einen die These Martin Zencks, dass der »performative Subtext den ‚Text‘ der Partituren […] neu figuriert«, aber auch, dass die serielle Struktur keineswegs irrelevant ist oder durch eine beliebig andere ersetzt werden könnte. In diesem Sinn werden abschließend auch Kriterien für eine Interpretationsanalyse der beiden bislang vorliegenden Einspielungen von Boulezʼ Polyphonie X für 18 Instrumente (1951) formuliert, dessen Partitur vom Komponisten zurückgezogen wurde.

'Das Ich, das Begehren und die Wiedergeburt des Komponisten: Neuere Werke von Roger Redgate' ['The Ego, desire and the rebirth of the compser function: Roger Redgate's recent compositions'].

Ego desire and the rebirth of the composer function: Roger Redgate´s recent music This article scrutinises the recent music of Roger Redgate in terms of questions of authorial legitimacy the presence of the author ›in‹ the text and looks in particular at Redgate´s approach to notational determination. In the light of recent theories of the subject after Lacan Redgate´s musical ›predicament‹ – how to negotiate a path between the authoritarian excesses of ›Modernist‹ authorship and its effacement in textual free-play – is located in discourses about the so-called ›split‹ (clivé) subject beyond the seductive unity of the ego. Freud recognised the ego as a fraudulent trickster deceiving the self into believing in a unitary self (what Kristeva terms the sujet unaire) as concealing an underlying fragmentation of the subject. Redgate´s music it seems participates in a deliberate fragmentation and subversion of the ego-generating principles of composition – characteristic pitch systems harmony rhythmic finger prints gestural norms – as if driven to erase itself to find ways of traversing the ego to get to the dangerous fragmentation that lies beneath. In this sense Redgate´s music is deliberately ego-deficient and negotiates the predicament of authorial identity by positing the composer ›itself‹ as a textual effect as coming in the manner of Deleuze and Guattari´s Kafka after the text.

STAHL, Heiner (2013): Der Klang der postmodernen Großstadt, in: Gerhard Paul und Ralph Schock (Hg.): Der Sound des Jahrhunderts. Ein akustisches Porträt des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts, Bonn/ Berlin : Bundeszentrale für politische Bildung, 2013, S. 558-563.

Hörspaziergänge und City-Walks gehören zum praktischen Erkunden des Sounds einer Großstadt. Die "Stadt im Ohr" wird mittels Audioguide oder als Applikation für das multifunktionale Telefon direkt verfügbar. Dem Spaziergänger werden ausgewählte Klangsphären bestimmter Orte präsentiert. Darüber hinaus bietet die Großstadt aber auch eine ungefilterte, weniger inszenierte akustische Entdeckungsreise. Der Soundtrack einer Großstadt besteht aus Klängen, Geräuschen und Lärm, die in städtische Umgebungen eingebunden sind. Diese werden je nach Befindlichkeit des Konsumenten sowie der zeitlichen und kulturellen Rahmenbedingungen als sinnliche Überforderung oder als akustische Anregung bewertet. Unabhängig von der Wahrnehmung des Sounds muss festgehalten werden, dass dieser multidimensional wirkt und keinesfalls linear beschrieben werden kann. Mit dem Mikrofon und einem Tonband durch die Stadt zu streifen, Straßen, Plätze und Fußgängerzonen aufzunehmen, ist eine Art und Weise, den Sound einer Großstadt zu verzeichnen. Diese gespeicherten Daten abzuspielen und sich durch ein "zweites" Hören aktiv anzueignen, bietet die Möglichkeit, die Ohren für den Sound der Stadt zu öffnen. Genau diesen Weg beschritten Mitte der 1970er Jahre Raymond Murray Schafer und Barry Truax mit ihrem World Soundscape Project. Indem sie Orte und deren Sounds auflisteten und diese in voneinander zu trennende Umgebungen ordneten, entstand ein Reisekatalog für Klangtouristen. Davon haben sich Klangökologen anregen lassen. Sie begannen, den Sound im städtischen Raum zu analysieren und bewerteten die Auswirkungen von Geräuschen bzw. Lärm auf das Zusammenleben in Stadtvierteln. Inzwischen erfahren Klangökologen Unterstützung von Bürgern, die mit ihren Smartphones das Lärmaufkommen an bestimmten Orten aufnehmen. Diese Sounddaten werden zeitgleich in die Koordinaten einer webbasierten Stadtkarte eingezeichnet und erhöhen die Transparenz der städtischen Geräuschkulisse. Sie ergänzen die offiziellen Lärmkarten, die die kommunalen Umweltämter seit der europaweiten Einführung der Umgebungslärmrichtlinie (2002/49/EG) anfertigen.