Mainz im Römischen Reich (original) (raw)
2020, Römisches Mainz entdecken
Mainz ist eine Römerstadt. Fast 500 Jahre lang gehörte sie zum Römischen Reich. Nur wenige europäische Hauptstädte und keine andere Hauptstadt in Deutschland weisen einen längeren Abschnitt römischer Geschichte auf oder sind älter als die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. Mainz war mit seinem Legionslager für lange Zeit der wichtigste militärische Stützpunkt der Römer am Rhein. Spätestens ab dem 3. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt auch zu einem zivilen Verwaltungs- und Handelszentrum. Wie in anderen römischen Städten prägten monumentale Steinbauten, mit Säulen versehene Tempel für römische oder orientalische Gottheiten, Paläste und Residenzen für den Statthalter und die Legaten sowie prächtig ausgestattete Thermen das Stadtbild im antiken Mainz. Steingepflasterte Straßen mit unterirdischen Kanälen und die Fernwasserleitung waren Teil einer hochentwickelten Infrastruktur. Eine mächtige Stadtmauer mit Toren und Türmen diente dem Schutz und Schmuck der Stadt. Von dieser römischen Pracht ist im Laufe der Jahrhunderte viel verschwunden. Fast keine größeren Militär-, Kult- oder Zivilbauten erinnern an die römische Zeit. Das liegt daran, dass alle späteren Epochen immer wieder auf das Abbruchmaterial römischer Großbauten zurückgegriffen haben. Was bis zum Barock übriggeblieben war, wurde schließlich Opfer von mächtigen Festungswerken, die sich entlang des römischen Stadtmauerrings im Halbkreis um Mainz erstreckten und die Stadt von Rhein zu Rhein einfassten. Die im Inneren gelegenen Flächen von Mainz mussten dadurch so intensiv genutzt werden wie in kaum einer anderen deutschen Stadt, wodurch insbesondere die archäologischen Schichten der römischen mittleren und späteren Kaiserzeit wegplaniert wurden und verloren gingen. Was aus der damaligen Zeit übrig blieb, lädt heute ein, in die Welt einer römischen Provinzhauptstadt einzutauchen. Mainz war als Hauptstadt der Provinz Obergermanien eine Metropole des römischen Weltreichs, dessen Machtbereich sich vom Vinxtbach bei Andernach bis zum Genfer See über Teile der Schweiz, Ostfrankreichs mit dem Elsass sowie der deutschen Länder Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen erstreckte. Immer wieder war die Stadt ein Schauplatz reichsgeschichtlicher Ereignisse, die Eingang in die römische Geschichtsschreibung fanden. Dabei haben die römischen Kaiser Augustus, Nero, Vespasian, Domitian, Diokletian oder Konstantin die Entwicklung von Mainz ebenso geprägt wie Hermann der Cherusker oder der Hunnenkönig Attila. Diese politische und historische Bedeutung von Mainz in der Römerzeit spiegelt sich in den Resten römischer Bauwerke, die heute noch vorhanden sind. Das Bühnentheater, der Drususstein, die Jupitersäule oder das römische Aquädukt waren damals die größten Bauwerke ihrer Art nördlich der Alpen oder in den Rheinprovinzen. Das spätantike Stadttor ist die späteste in Deutschland bekannte Toranlage am Originalstandort und in Mainz-Weisenau finden sich die Reste der bedeutendsten Gräberstraße im nördlichen Obergermanien. Im Museum für Antike Schifffahrt sind die wichtigsten Schiffsfunde des Altertums nördlich der Alpen zu sehen. Und der Dativius Victor-Bogen gehört zu den herausragenden Monumenten aus der Zeit des Limesfalls.