Eine Poetik der Offenbarung. Isaak Babel’ – Bruno Schulz – Danilo Kiš (original) (raw)
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Isaak Babel's „Konarmija“ im Deutschland der zwanziger Jahre
Zeitschrift für Slawistik, 2005
In 1923 Isaak Babel' started Publishing his "Konarmija"-Stories in various newspapers and Journals. They are based on his diaries as a war correspondent at the Russian-Polish war of 1920. Apart from later alterations, which were politicaily inspired and are not considered here, the sequence of stories (or novel, as it is often called) was completed in February 1926, with the first book edition appearing in May. The first German translation by the emigrant Dmitrij Umanskij was published almost siniultaneously in the famous leftist Malik-Verlag. It differs from the original in several respects, as it comprises only 30 stories, which are arranged in a partially different order. This alters especially the ending and thereby gives a different shade of meaning to the whole text. This article reads Umanskij's translation against the historical background of the 1920-s and explores, how his version of "Konarmija" constitutes meaning through sequencing. Finally, the qualities of Umanskij's translation are discussed in comparison to some other translations of Single stories by different persons at the same time.
Christian Kracht revisited: Irritation und Rezeption, 2018
Christian Krachts "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" hat keinen Sinn, vielleicht eher noch eine Aufgabe, wohl aber ein Geheimnis. Die Aufgabe liegt vermeintlich darin, nach den kommunikativen sowie diskursiven Effekten verschiedener Mediensysteme zu fragen, ihre Entwicklungsgeschichte zu schreiben und die Konkurrenz in einem transzendenten Sinn aufzulösen. Diese Aufgabe erfüllt der Roman nicht. Er umkreist, überkreuzt und verwirft Sprache, Bild und Schrift, die Leistungen und Defizite von Formen der Kommunikation, die immer auch mit einer alternativen Weltgeschichte verschränkt sind. Krachts dritter Roman löst dahingehend Unbehagen aus, dass der Sinn nicht einfach herauszulösen oder zu identifizieren ist, obwohl der Text diese Erwartung regelmäßig schürt. In diesem Zuge wird aber die suggestive Wirksamkeit des Erzählens, besonders des Erzählens von Medialität und Materialität der Sprache, manifest, die, so unsere These, in einer schamanischen Poetologie entfaltet wird.
Babylonische Befindlichkeiten – Hans-Helmuth Bruns’ »Babel in Deutschland«
Oldenburger Jahrbuch für Philosophie 2019/2020, 2021
Schon dem Sokrates legte Platon die Worte in den Mund: »O Sohn des Hipponikos, Hermogenes, es gibt ein altes Sprichwort: Schwer ist das Verständnis des Schönen, und das Verständnis der Namen ist keine geringe Aufgabe.« 1-Wie Kratylos, Hermogenes und Sokrates stellt sich auch Hans-Helmuth Bruns in seinem kleinen Band Babel in Deutschland einigen Fragen die Sprache betreffend. Dabei macht der Autor von vornherein deutlich, kein linguistischer oder sprachphilosophischer Experte zu sein; er schreibe »nicht wissenschaftlich geprägt« 2 und auch explizit »kein wissenschaftliches Buch«; 3 vielmehr drücke er sich vor dem Hintergrund seiner »vielfältigen Erfahrungen als Anwender der deutschen Sprache« 4 aus. Zu Anfang reißt der Autor Geschichte und Entwicklung der Sprache sowie die Frage nach ihrem Sinn auf äußerst knappe Weise an, um dann in der Hauptsache darauf einzugehen, welche unterschiedlichen Milieusprachen im deutschen Sprachraum mit welchen Verständnisschwierigkeiten für den Außenstehenden behaftet sein können. Geschlossen wird mit Überlegungen zur Sprache als Kulturgut.
Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 2010
Der Beitrag handelt von den Beziehungen zwischen den Werken des polnisches Schriftstellers Bruno Schulz (1892-1942) und der kulturphilosophischen Reflexion von Thomas Mann sowie der Tiefenpsychologie von C.G. Jung. Das OEuvre von Schulz erscheint als diskursive Translation von Konzepten wie dem Mythos, dem Archetyp und dem kollektiv Unbewussten, die der polnische Autor in sein eigenes poetologisches Programm überträgt. Die vorhandenen deutschen Übersetzungen von Schulz’ Texten geben diese intertextuelle Relation nicht wieder: Sie sind nicht in der Lage, die Schlüsselidee vom Künstler als Medium des kollektiv Unbewussten zu vermitteln und implizieren eine andere Sprachphilosophie als diejenige, die im Werk von Schulz verschlüsselt ist.
Überlieferung in M. Menicacci (ed.), Das Tragische: Dichten und Denken. Literarische Modellierungen eines ‚pensiero tragico,‘ Heidelberg, Winter Verlag, 2016 (in print)
Die "Opferung Isaacs" im jüdischen Midrasch und in der Poetik Aristoteles nach ihrer griechischen, syrischen, arabischen, und hebräischen Überlieferung Und es geschah, nach diesen Dingen, dass Gott Abraham versuchte (Gen 22:1) Gott hat sich entschieden Abraham zu testen, ohne ihm die Gründe dafür mitzuteilen. Er wählt denselben, den er bereits auserwählt hat, der erste Jude auf der Erde zu sein: also den ersten Menschen, der sich von seinem vorherigen geistigen Zustand als Heide befreit hat. Er wurde dafür ausgewählt, den Monotheismus in partibus infidelium ("Im Land der Ungläubigen") zu unterstützen und wurde somit dazu bestimmt, den Glauben an den einen Gott auch schmerzlich zu bezeugen. Von diesem Standpunkt aus ist die "Opferung Isaacs" der höchste Akt dieses Bezeugens, die Abraham als Individuum notwendigerweise bereits von Anderen auf der Erde absondert und auszeichnet. Durch ihre Entschiedenheit bezeichnen die ersten Wörter der biblischen Erzählung deutlich, dass Abrahams existenzieller Zustand, als erster Zeuge des monotheistischen Glaubens, leider nicht der endgültige Beweis seiner Frommheit ist, sodass gefordert wird, eine gar schreckliche Aufgabe auf sich zu nehmen. Es gilt tatsächlich einen letzten Akt zu vollenden, der mit einem, für die biblischen Standards ungewöhnlichen Übermaß von Worten geliefert wird, besonders im Vergleich mit dem sparsamen, wenn nicht epigrammatischen Anfang der Erzählung: קח נא את בנך את יחידך אשר אהבת את יצחק ולך לך אל ארץ המורייה והעלהו שם לעולה על אחד ההרים אשר אומר אליך nimm noch, deinen Sohn, ja, den deinen einzigen Sohn den du liebst, Isaac, und geht dann zum Land von Moria und bring ihn dort als Brandopfer auf einem der Berge dar, von dem ich dir erzählen werde. (Gen 22:2)