Ideengeschichte als Biographie. Der Entwicklungsgedanke bei John Henry Newman. (original) (raw)
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Ideengeschichte und Entwicklung der Menschheit
2019
Ideengeschichte ist mehr als ein Teilbereich (neben Technikgeschichte, SozL algeschichte etc) der Geschichte. Eie effilltfür die Entwichlung der Menschheit eine ganz bestimmte, wesentliche Funktion. Menschm leben so, dass sie zugleich ein Bild ihrer selbst und der Welt entwerfen, sich über sich und die Welt verstrindigen. Menschliches Leben vollzieht sich nicht nur im tritigen Handeln und Hervorbringen, sondern immer auch in Vermittlung über die Welterschtie$tmg und Selbstverstrindigung.. Diese artikuliert sich in Begriffen, Vorstellungen, Theorim, Werhen und lTulturtraditionm, deren Hervorbringung, Tradierung und Verömderung die im weiten Sbtn verstandene ldeengeschichte ausmacht. Zu verdeutkchen ist zum einen, was den Gegenstand, die Entwicklungsdynamik, die Einheitsform dieser Geschichte bestimmt. In Frage steht zum anderen, in welcher Weise der Prozess der Selbstversttindigung in das Leben der Menschen eingeht und wie sich die ldentittit der Menschen im Wechselspiel mit dem Wandel der Idem entwickelt und verrindert.
Mario Wimmer: Herr Raulff, wann hatten Sie zuletzt eine Idee? Ulrich Raulff: Ideen sind bei mir in der Regel lektüreinduziert, d.h. ich brauche einen Anstoß von außerhalb, um einen Schritt oder Halbschritt weiterzukommen. Dieses Haben von Ideen, urplötzlich, zwischendurch, spontan, bei Tag oder bei Nacht, ist bei mir die Ausnahme; in der Regel inspirieren mich Lektüren: Dann kann es vorkommen, dass ich innerhalb kurzer Zeit mehrere Ideen habe. Ansonsten würde ich es mit Erwin Panofsky halten, der sagte: Ich habe alle sechs Wochen eine Idee, und zwischendurch arbeite ich. M.W.: Ich möchte zwischen zwei konkreten Modi unterscheiden: dem Modus, eine Idee zu haben und einem nachträglichen Modus, bei dem die Idee längst vor einem da war; mit anderen Worten eine Unterscheidung von mehr oder weniger flüchtigen Einfällen und Konzepten von Dauer. Untersuchen Sie in der Zeitschrift für Ideengeschichte vorzugsweise den Modus des Ideenhabens oder geht es Ihnen verstärkt um die Analyse von Ideen mit gewisser Dauer? U.R.: Ich würde zunächst sagen, dass mir das eine sehr schöne, auch ästhetisch schöne Beschreibung der zwei vielleicht wichtigsten Seinsweisen von Ideen zu sein scheint: zum einen die Idee empirisch, oder sagen wir ontisch, betrachtet, zum anderen eine ontologische oder transzendentale Betrachtungsweise. Empirisch betrachtet ist die Idee ein Gedankensprung, ein Funke, eine Konnexion, ein Synap-sen-Sprung, eine überraschende Verbindung von zwei Dingen, die vielleicht vorher schon gewusst oder geahnt waren, die irgendwo im Zentrum des Bewusstseins oder an dessen Rändern schon präsent waren, aber noch nicht verbunden. Die gehabte Idee ist für den Ideenhaber diese überraschende Verbindung, also der Einfall. Das ist eine legitime Weise der Betrachtung von Ideen, die auch für Philosophen akzeptabel ist. Dieter Henrich 1 zum Beispiel untersucht bzw. protokolliert seit Jahren diesen Ablauf eines Einfalls. Er kann mittlerweile sagen, welche Zeitdauer ein Einfall hat, wie er sich ähnlich einem Blitz verzweigt und dann ausläuft und verschwindet. Es ist interessant, diesen Prozess zu beobachten. Er hat sehr viel mit kreativen Vorgängen zu tun und ist von daher ein legitimer Gegenstand der Untersuchung.
Die Psychohistorie als Geschichte einer Innovation
1986
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Umwege über Chatsworth oder Wie ich Ideenhistoriker wurde
Zeitschrift für Ideengeschichte, 2007
Qu en t i n Sk i nn er Umweg über Chatsworth oder Wie ich Ideenhistoriker wurde Wenn man unsere moderne Auffassung von politischer Freiheit einmal im Lichte der italienischen Renaissance betrachte, so gab Quentin Skinner vergangenen Herbst bei der Entgegennahme des renommierten Balzan-Preises zu bedenken, dann könne uns deutlich werden, «wie wir in den gegenwärtigen westlichen Demokratien oft weniger frei sind, als es uns unsere Regierungen gerne versichern». Eine unerwartet direkte Stellungnahme für einen Ideenhistoriker, der sich wie Skinner gelegentlich der Kritik ausgesetzt sieht, Arbeiten solcher Art seien von rein historischem und allenfalls antiquarischem Wert. Und doch führt sie nicht nur zu einem zentralen Thema seiner Forschungen, sondern erlaubt auch einen Blick auf sein Verständnis des historischen Metiers. «Das Ideal der Freiheit», so ist schon das erste Kapitel seines ersten, 1978 erschienenen Buches The Foundations of Modern Political Thought überschrieben, eine Geschichte des Staatsbegriffes in der Frühen Neuzeit, die vom Times Literary Supplement unter die einhundert einfl ußreichsten Bücher der Nachkriegszeit gezählt wurde. Politisches Denken versteht Skinner nicht als Rationalisierung von Interessen, wie es zu Beginn seiner akademischen Laufbahn ideologiekritisches Allgemeingut war. Auch beschränkt er seine Interpretationen nicht auf die klassischen, kanonischen Texte. «Das politische Leben selbst», so formulierte er damals in seinem Vorwort, «bestimmt für den politischen Theoretiker die Hauptprobleme.» Dem entspricht seine Methode, die er im Anschluß an die Sprechakttheorie in einer Reihe 79
IFB-Rezension Ideengeschichte um 1600
Wenn man auf die Jahre um 1600 blickt, gibt es für Ideenhistoriker zweifel-los genug zu tun. Es ist ohnehin zu beobachten, daß es zur Zeit durchaus eine Art Renaissance der Ideengeschichte gibt, wenn das auch in vieler Hinsicht nicht so zu interpretieren ist, als würden nun alle, die sich als Ideenhistoriker bezeichnen, dasselbe tun. Es ist auch vielleicht nicht immer nötig, konkrete Untersuchungen mit Reflexionen über den jeweils aktuellen Stand der ideengeschichtlichen Theorie zu verbinden. Es hängt ja nicht zu-letzt auch davon ab, was bestimmte Forscher herausfinden wollen und ob es unter diesem Aspekt dann sinnvoll ist, das Thema oder die Fragestellung ideengeschichtlich zu untersuchen. 1 Im vorliegenden Band 2 wird eine Konzentration auf das römisch-deutsche Reiche beobachtet, auch wenn vermutlich aufgrund von institutionellen Rah-menbedingungen ein paar andere Aspekte dadurch auftauchen, daß auch ein Beitrag über Shakespeare vorhanden ist, der sich mit dem Verhältnis von Shakespeare zur Religion am Beispiel von Hamlets Eschatologie befaßt (Claudia Olk). Die dem Band zugrundeliegende Tagung fand im November 2014 in München statt und steht, was im Jahr der Reformation nicht eigens betont werden muß, auch sehr stark unter dem Einfluß der Konfessionalisie-rung, die sich nach dem Abschluß der Reformation als bestimmendes Merkmal der frühneuzeitlichen Geschichte etabliert hatte. Ebenfalls in den religiösen Kontexten des späten Mittelalters und der Frü-hen Neuzeit bewegt sich Friedrich Vollhardt mit seinem Beitrag, in dem es u.a. um die Wirkung geht, die der anonyme Text Theologia Deutsch aus-geübt hat, eine Schrift, die im Zuge der Reformation ins " Halbdunkel der Hä-resie " geriet und damit ihre Erfolgsgeschichte begann, und zwar zunächst 1 Vgl. auch Ideengeschichte heute : Traditionen und Perspektiven / D. Timothy Goering (Hg.)
Entwicklung, Revolution, Reform und Transformation – ideengeschichtliche Skizze
Lasst uns über Alternativen reden. Beiträge zur kritischen Transformationsforschung 3, 2015
In den Diskussionen über gesellschaftliche Veränderungsprozesse klafft meist eine Lücke zwischen beschriebenen Handlungsnotwendigkeiten, dem wahrscheinlichen und dem tatsächlichen Handeln der Subjekte von Gesellschaftsveränderung. Marx brachte dieses Problem bereits 1845 in seiner dritten Feuerbachthese auf den Punkt: "Die materialistische Lehre, daß die Menschen Produkte der Umstände und der Erziehung, veränderte Menschen also Produkte anderer Umstände und geänderter Erziehung sind, vergißt, daß die Umstände eben von den Menschen verändert werden und daß der Erzieher selbst erzogen werden muß. Sie kommt daher mit Notwendigkeit dahin, die Gesellschaft in zwei Teile zu sondern, von denen der eine über der Gesellschaft erhaben ist. (Z. B. bei Robert Owen.) Das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der menschlichen Tätigkeit kann nur als umwälzende Praxis gefaßt und rationell verstanden werden." 1 Die von Marx hier beschriebene Konstellation fordert dazu heraus, über das Verständnis aller Komponenten und Seiten eines gesellschaftlichen Veränderungsprozesses nachzudenken -über das Verständnis von Entwicklung und Veränderung, über das Verständnis der handelnden Akteure, über die Frage, wodurch gesellschaftliche Brüche ausgelöst werden, unter welchen Bedingungen sie sich verstetigen, wie sie folgende Entwicklungen prägen und welche Rolle dabei historische Zufälle spielen. Alle diese Fragen sind eng miteinander verbunden. EINE Antwort bzw. Veränderung modifiziert den Blick auf alle anderen der genannten Probleme. Tatsächlich konnten sich emanzipatorisch definierende Bewegungen bisher nie aus der von Marx beschriebenen Falle lösen. Der von ihm als begrenzt kritisierte "Erhabenheitsanspruch" reproduziert sich bis auf den heutigen Tag, mag er sich auch wie auch immer maskieren. Neben der bereits angesprochenen Frage des Verständnisses der einzelnen Komponenten des Veränderungsverständnisses steht also die Frage nach dem Vermittelnden, nach dem, was "umwälzende Praxis", was "Fassen und rationelles Verstehen" bedeuten kann. Wie sind die Prozesse, in denen Gesellschaftsveränderung, Naturveränderung und Selbstveränderung der Subjekte zusammenfallen, zu beschreiben? Welche Rolle können dabei Organisationen spielen, die 1 Marx, Karl: [Thesen über Feuerbach], in: Karl Marx/Friedrich Engels Werke, Bd. 3, Berlin 1981, S. 5f.
Für eine politikwissenschaftliche Ideengeschichte
Helmut Reinalter: Neue Perspektiven der Ideengeschichte, 2015
Die Ideengeschichte erscheint im Rahmen der modernen Politikwissenschaft, die sich als Sozialwissenschaft versteht, als Fremdkörper, weil sie auf Quellen zurückgreift, die sich dem Anspruch empirischer Überprüfbarkeit entziehen und stattdessen eines traditionell in den Geisteswissenschaften verorteten Vorgehens bedürfen. Dabei scheint die Bedeutung der Ideengeschichte für die Politikwissenschaft und zugleich die Eigenständigkeit des Teilbereichs Politische Theorie im Rahmen der Politikwissenschaft gerade in ihren "untypischen" Erkenntnisquellen zu liegen, die dem Fach Tiefe und Rückversicherung bieten können, weil sie ein spezifisches politik-theoretisches Potenzial bergen.