Disziplinierung oder „Selbstregulierung der Untertanen“? (original) (raw)
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Die disziplinierte Diktatur. Stalinismus und Justiz in der sowjetischen Provinz, 1938 bis 1956, 2018
Soviet prosecutors became famous in the show trials of the 1930s, yet these officials played their main role aside from the big stage. Prosecutors were investigating and prosecuting millions of non-political offenses. At the same time, they had to combat arbitrary practices within the Soviet state apparatus. Soviet prosecutors had the duty to enforce legal norms and the professional ambition to bind the Stalinist dictatorship to its own rules. Based on a case study from the regional state prosecutor’s office in the Molotov region, the book analyzes the conflicts that arose from the prosecutors’ professional ambitions. It explains how this institution, after the end of the Great Terror, started to challenge the Secret Police’s claim for power. The procuracy and its methods gradually became a major tool for the purpose of repression, and later the key figure for the reforms after Stalin’s death. Titelbild: ©Böhlau 2018
Pädagogik, 2008
Differenziert und kritisch nimmt diese Studie Konzepte und Gebrauchsweisen des Körpers in der Institution Schule in den Blick. Vom Topos der Disziplinierung des Schülerkörpers führt die Analyse zum gelehrigen »Lehrkörper«, an dem der pädagogische Diskurs über eine »körperbewusste Lernkultur« ansetzt. Um die stets strukturell und diskursiv durchzogenen Interaktionen und Körperpraktiken herauszuarbeiten, verschränkt die Studie ethnographische Beobachtungen mit einer Analyse diskursiver Praktiken. So werden nicht nur die Kontexte der möglichen Denkweisen von in der Schule Handelnden offengelegt, auf die sich schulisches Handeln und Alltagspragmatiken - bewusst oder unbewusst - beziehen, sondern es wird zugleich ein bedeutsamer methodologischer Beitrag für die qualitative Bildungsforschung geleistet.
Historische Zeitschrift
bezeichnet mit dem Konzept der "Sozialdisziplinierung" eine Leistung des absoluten Staates, nämlich die Gesellschaft zu disziplinieren. Er lehnt sich dabei konzeptionell an Norbert Elias' "Prozeß der Zivilisation"-) an. "Sozialdisziplinierung" begann zunächst bei Heer und Beamtentum ("Stabsdisziplinierung"-'')), erfaßte im 18. Jahrhundert die gesamte Gesellschaft und erreichte damit den Charakter einer Fundamentaldisziplinierung.'^) "Alle diese Disziplinierungsprozesse addieren sich nach Oestreich zu einem gewaltigen ,Vermachtungsprozeß', der die Grundstrukturen des politischen, gesellschaftlichen und geistigen Lebens tiefgreifend umgestaltet, indem er-) Norbert FJias, Über den Pro/eß der Zivilisation. Soziogenetische und psycliogenctische Untersuchungen. 2 Bde. Frankfurt am Main 1976, bes. Bd. 2, ,112-350 u. 434-154. Gerluinl Oeslreich. Justus I^ipsius als Theoretiker des neuzeitlichen Machtstaates, in: ders.. Geist und Gestalt des frühmodernen Staates. Ausgewählte Aufsätze.
Fragen der Macht: Disziplin und Vereinnahmung am Theater
Zeitschrift für Kulturmanagement, 2019
Das Theater ist eine Welt für sich und gleichzeitig erhebt es den Anspruch, die ganze Welt zum Gegenstand seiner Betrachtung zu machen. Es trat Ende des 18. Jahrhunderts an, um als moralische Anstalt die Gesellschaft zu verbessern, und bediente sich dazu eines in seiner Leistungsfähigkeit wesentlich gesteigerten technisch-organisatorischen Apparats. Das Theater stellt sich damit in eine Reihe von modernen Organisationen, die den Idealen von Humanität und Rationalität verpflichtet sind, ihre institutionelle Effizienz jedoch im Sinne Foucaults auf Disziplinierung und Machtausübung gründen. Der vorliegende Artikel beschreibt an Hand der Situation im deutschen Sprachraum die konfliktbehaftete Ambivalenz zwischen verhandelten Inhalten und gelebter Arbeitspraxis im Rahmen weitgehend unveränderter Machtstrukturen. Das Theater erweist sich dabei in Anwendung von Lewis Cosers Konzept der greedy institution als besitzergreifende oder "gierige" Institution, der es gelingt, die Aufmerksamkeit seiner Mitglieder in höchstem Ausmaß zu binden und sie für ihre Ziele zu vereinnahmen.
Gewalt, Selbst-Disziplin und Modernität
Psychologie und Geschichte, 1991
über die Entwicklung der Selbstkontrolle und ihre Beziehung zur Staatsbildung werden im Lichte ethnologischer und historischer Kritik ihrer Argumentation und ihrer Quellen untersucht. Es wird zu zeigen versucht, daß die Staatsbildung nicht entscheidend für die Selbst-Disziplin ist; daß Elias' Sicht der Entwicklung von Selbstkontrolle auf einer begrenzten Kenntnisnahme der historischen Evidenz über die mittelalterliche Persönlichkeit und ihr Verhalten beruht; und daß neben den "sich verlängernden Interdependenzketten" viele andere Aspekte der Geschichte der europäischen Gesellschaft, wie z.B. Bürokratie und Individualität, untersucht werden sollten, um den modernen Typus von Selbst-Disziplin zu erklären. Summary: Norbert Elias' writings on the development of self-constraint and its relationship to state formation are examined in the light of anthropological and historical critiques of his arguments and data. lt is argued that state formation should not be seen as essential to self-discipline; that Elias' view of the development of self-constraint rests on a limited reading of the historical evidente on medieval personality and behaviour; and that many other aspects of the history of European society apart from "lengthening chains of interdependency", such as bureaucracy and individuality, should be examined in order to explain modern self-discipline.
Die Disziplinierung alltäglicher Wassernutzung
sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung, 2020
In Demanding Water. A Sociospatial Approach to Domestic Water Use in Mexico City sucht Anke Schwarz nach dem Verhältnis von städtischem Raum und Alltagspraktiken der Wassernutzung in Mexico City. Sie widmet sich dabei der häuslichen Perspektive mit ihren subjektiven Erfahrungen, Wahrnehmungen und den damit verwobenen sozialräumlichen Praktiken der Wassernutzung und bietet somit eine wichtige erweiternde Perspektive zu bestehenden, überwiegend makroperspektivischen Studien zur Gouvernmentalität von Wasser im Globalen Süden. Überzeugend gelingt es Anke Schwarz, die Handlungs- und Wahrnehmungsebenen miteinander zu verknüpfen und die Alltagspraktiken, eingebettet in den Kontext eines hochpolitischen urbanen Raums, zu verorten und zu interpretieren. Am Beispiel des Wassermanagements in Mexico City zeigt dieses Buch, wie auf der Mikroebene des Haushalts und im alltäglichen Kontext individualisierende und disziplinierende Mechanismen neoliberaler Gouvernementalität das politische Mobilisie...
Studies in the Arts - Neue Perspektiven auf Forschung über, in und durch Kunst und Design
Literatur über künstlerische Forschung-oder Kunst und Forschung, forschende Kunst oder welcher Begriff auch immer aufgerufen wird-zu finden, ist trotz der für wissenschaftliche Verhältnisse kurzen Existenz dieses Fachgebietes mittlerweile ein leichtes Unterfangen. Als weitaus schwieriger gestaltet sich die Suche nach Materialien und Dokumentationen, die selbst künstlerische Forschung sind. Wohl existiert mit dem Journal for Artistic Research seit einigen Jahren ein spezifisch dieser Forschungskultur gewidmetes, international abgestütztes Publikationsorgan, das seit wenigen Monaten nebst englischen Beiträgen auch Texte in Spanisch, Portugiesisch und Deutsch veröffentlicht. 1 Eine diversifizierte und dynamische Landschaft von entsprechenden Veröffentlichungen ist aber kaum zu fassen, vielmehr verteilen sich die Einzelbeiträge, je nach thematischer Ausrichtung, auf unterschiedlichste Felder und Disziplinen, deren Auffinden eher zufällig geschieht. Dieser Umstand scheint mir sprechend für eine Debatte, deren Stellenwert im großen Ganzen-gemeint ist damit das Feld der Wissenschaft-trotz mehreren Jahrzehnten umtriebigen Tuns noch in keiner Weise als gefestigt, klar oder sicher bezeichnet werden kann. Es ist aber auch eine Folge und Ausdruck der besonderen Konstellation, innerhalb der diese noch junge Forschung institutionell verortet und legitimiert werden soll. Die Etablierung der künstlerischen Forschung im Feld der wissenschaftlichen Forschung ist maßgeblich mit politisch motivierten Entwicklungen der Hochschullandschaft verknüpft, denen die bestehende Forschungscommunity weiterhin mit großer Skepsis begegnet. Gemeint sind Bestrebungen