Schlafwandeln und andere Non-REM-Parasomnien (original) (raw)

Aktuelle Neurologie, 2014

Abstract

Parasomnien umfassen eine grose Gruppe unterschiedlicher motorischer Phanomene wahrend des Schlafes. Entsprechend der Interna­tionalen Klassifikation von Schlafstorungen II (ICSD II) werden Parasomnien in Formen unterteilt, die aus dem Non-REM-Schlaf heraus auftreten und Formen, die aus dem REM-Schlaf auftreten. Als andere Parasomnien werden die Formen bezeichnet, bei denen keine feste Zuordnung zu einem Schlafstadium moglich ist. Schlafwandeln, Schlaftrunkenheit und der Pavor nocturnus sind die klinisch wichtigsten Formen der Non-REM Parasomnien. Hauptmerkmal dieser Formen ist der Beginn aus dem Schlafstadium Non-REM 3, dem durch hohen Anteil an Deltaaktivitat gekennzeichneten Tiefschlaf. Die Gesamtpravalenz der Non-REM-Parasomnien bei Erwachsenen wird mit ca. 4% angegeben. Damit ist diese Form der Parasomnien eine klinisch relevante, aber vermutlich unterdiagnostizierte Gruppe von Schlafstorungen. Als besondere Form der Parasomnie gilt neben den Non-REM-Parasomnien die schlafbezogene Essstorung. Diese in die Gruppe der anderen Parasomnien klassifizierte Schlafstorung tritt aus Non-REM-Stadium 2 und 3 auf. Fur alle hier beschriebenen Parasomnien gilt, dass assoziierte Symptome wie Tagesschlafrigkeit, Traumerinnern und nachtliche autonome Aktivierungen haufiger zu finden sind als allgemein angenommen wurde. Die wichtigsten Differenzialdiagnosen des Schlafwandelns und der gesamten Gruppe der Non-REM-Parasomnien sind die REM-Schlaf-assoziierten Parasomnien, wie die REM-Schlaf-Verhaltensstorung und epileptische Anfalle aus dem Schlaf, bspw. bei Patienten mit nachtlicher Frontallappenepilepsie. Da die nachtlichen, motorischen Symptome keine ausreichende und sichere Differenzierung der verschiedenen Differenzialdiagnosen zulassen, stellt die videobasierte Polysomnografie im Schlaflabor den Gold-Standard in der technischen Diagnosestellung dar. Ebenso dient die videobasierte Polysomnografie der Entscheidung zur erweiterten video-basierten elektroenzephalografischen Diagnostik. Vor diesem Hintergrund ist fur die Diagnosestellung von Schlafwandeln und Non-REM-Parasomnien die enge Zusammenarbeit zwischen Schlafmedizinern und Epileptologen empfehlenswert.

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