Ethische Aspekte des Klimawandels (original) (raw)
2002, Klimavorhersage und Klimavorsorge
Die gegenwärtige Emission sog. Treibhausgase ("greenhouse gases", GHG) erbringt Nutzen, der mit zukünftigen möglichen Schäden erkauft wird, durch die das Wohlergehen unterschiedlicher Gruppen zukünftiger Personen auf unterschiedliche Weise beeinträchtigt werden könnte. Während das globale Klimasystem ein kollektives Gut darstellt (s.u.), trägt die Klimaschutzpolitik jedes einzelnen Akteurs für alle übrigen Akteure den Charakter einer Handlung, von deren Nutzen niemand ausgeschlossen werden kann. Diese Konstellation läßt in spieltheoretischer Perspektive ein sog. "Free-Rider"-Verhalten jedes rationalen Akteurs erwarten. Es ist aus der Perspektive der neoklassischen Wirtschaftstheorie (im Folgenden kurz als "Ökonomik" bezeichnet) unklar, wie das Verhalten von Trittbrettfahrern zu bewerten ist, da deren Verhalten gemäß ökonomischer Rationalitätsauffassungen eigentlich völlig "rational" ist. Die spieltheoretischen Modellierungen des Klimaproblems geben daher keinen Anlaß zum Optimismus. Sie schließen eine dynamische Verhandlungsatmosphäre aber auch nicht a priori aus, da, wie institutionalistische Theorien von Regimebildung (hierzu bspw. YOUNG,1997) betonen, der kooperative Prozeß der politischen Entscheidungsfindung in vielen spieltheoretischen Modellen nicht berücksichtigt wird. Klimapolitische Entscheidungen sind Entscheidungen unter wissenschaftlicher Ungewißheit. Ungeachtet aller Fortschritte der Klimaforschung (s.u.) verbleiben viele offene wissenschaftliche Fragen, auf die sog. Klimaskeptiker immer wieder hingewiesen haben (paradigmatisch hierfür LOMBORG, 2001 m. w. L.). Hinzukommen methodologische Probleme der Modellierung des Klimasystems (SCHRÖDER et al., 2002, Kap. 2). Allerdings herrscht nicht nur naturwissenschaftliche, sondern auch ökonomische Ungewißheit vor. Dies betrifft besonders die Versuche, einen sog.