Die Zeitalter werden besichtigt (original) (raw)
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Alte Zeiten, Neue Zeiten. Aussichten auf die ‚Zeit-Geschichte‘
Achim Landwehr (Hg.), Frühe Neue Zeiten. Zeitwissen zwischen Reformation und Revolution, Bielefeld 2012, 9-40, 2012
Die Zeiten ändern sich mit der Zeit: Angesichts aktueller Verschiebungen in der temporalen Organisation (vom Aufstieg der Erinnerungskulturen bis zu apokalyptischen Zukunftsszenarien) lohnt es sich, die Frage nach einer Geschichte der Zeiten zu stellen. Dieser Band versammelt Beiträge, die sich auf die Frühe Neuzeit als einen Zeitraum konzentrieren, in dem die Modellierung von Zeitkulturen grundlegende Veränderungen erfahren hat. In der historischen Betrachtung eröffnen sich dabei Perspektiven einer Zeit-Geschichte und Pluritemporalität. Zeitpraktiken sowie Zeitwissen erweisen sich als Leitlinien zukünftiger Forschung.
essentials, 2019
Das Zeitalter der Entwicklung 1998 schrieb der Soziologe Wolfgang Sachs: Die letzten fünfzig Jahre können als das Zeitalter der Entwicklung definiert werden, aber diese Phase neigt sich nun dem Ende zu. Es ist Zeit seinen Nachruf zu schreiben. Genauso wie ein Leuchtturm, der Seeleute an die Küste führt, ist die »Entwicklung« die Idee gewesen, die den aufstrebenden Nationen in ihrer Reise durch die Nachkriegsgeschichte Orientierung gegeben hat […]. Fünf Jahrzehnte später sind die Augen der Regierungen und ihrer Bürger immer noch auf dieses blendende Licht gerichtet, so fern wie immer: Jede Anstrengung und jedes Opfer scheint gerechtfertigt, wenn es darum geht, das Ziel zu erreichen. Aber dieses Licht beginnt sich zu entfernen, in der Dunkelheit. Das Leuchtturm der Entwicklung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet. Nach dem Zusammenbruch der europäischen Kolonialmächte erhielten die Vereinigten Staaten die Möglichkeit, der Mission, die sie von ihren Gründervätern geerbt hatten, 1 eine planetarische Dimension zu geben: Für immer durfte sie nun das »Lichtsignal auf dem Hügel« sein. So lancierten sie die Idee der Entwicklung und forderten alle Nationen auf, in ihre Fußstapfen zu treten […]. Die »Entwicklung« hat die Referenz-Infrastruktur zur Verfügung gestellt, für jene Mischung aus Großzügigkeit, Korruption und Unterordnung, die die Politik der letzten Jahrzehnte gegenüber dem Süden geprägt hat. Seit gut einem halben Jahrhundert werden gutnachbarschaftliche Beziehungen auf der Erde im Lichte der »Entwicklung« begriffen (eigene Übersetzung von Sachs 1998, S. 5).
Zeitgeschichte sehen (Intro of Book)
Zeitgeschichte sehen. Die Aneignung von Vergangenheit durch Filme und ihre Zuschauer, 2018
Wie sehen wir Geschichte im Film? Wie machen wir Sinn aus dem, was uns in Filmen wie GOOD BYE LENIN! und SCHINDLERS LISTE als Zeugnis der Vergangenheit und kunstvoll gestaltete Geschichte entgegentritt? Dass Filme das Geschichtsbewusstsein der Zuschauer prägen und – im Zeitalter der Massenmedien – die ›wahren Lehrmeister‹ der Geschichte sind, ist eine weithin geteilte Auffassung. Doch was so offensichtlich erscheint, erweist sich bei näherer Betrachtung als schwer kalkulierbarer Aneignungsprozess. Wenn wir Geschichte im Film sehen, blicken wir nicht auf eine abgeschlossene Vergangenheit. Vielmehr sehen, verstehen und fühlen wir Filme und begegnen ihren Deutungsangeboten mit eigenen lebensweltlichen Erfahrungen. Geschichte im Film wird vom Zuschauer gemacht. Die Autorin führt auf innovative Weise Ansätze und Annahmen aus den Geschichts-, Film- und Sozialwissenschaften zusammen. Empirische Grundlage der Untersuchung sind umfangreiche Befragungen von Zuschauern in Deutschland und in den USA. Die Bandbreite der betrachteten Filme reicht von internationalen Kassenschlagern wie FORREST GUMP von Robert Zemeckis bis zu Arthouse-Produktionen wie AUFSCHUB von Harun Farocki.
ZeitenWelten – auf der Suche nach den Vorstellungen von Zeit im Mittelalter. Eine Einleitung
in: ZeitenWelten. Zur Verschränkung von Zeitwahrnehmung und Weltdeutung (750-1350), hg. v. Miriam Czock und Anja Rathmann-Lutz, Köln 2016, p. 9-26
ZeitenWeltenaul der Suche nach den Vorstellungen von Zeit im Mittelalter. Eine Einleitung A1s grundlegende Kategorie der Weltdeutung ist ,Zeit' immer schon Gegenstand geistesund gesellschaftswissenschaftlicher Analysen gewesen. Durch den rasan-ten Wandel der gesellschaftlichen Realitäten einerseits und den neuerdings global-geschichtlich angelegten Blick auf außereuropäische Wirklichkeiten andererseits sind Zeit und ,Zeitlichkeit'verstanden als von Zeit bestimmte Daseinsformunter neuen Vorzeichen in das Zentrum wissenschaftlichen Nachdenkens getreten. Zeit ist dabei vor allem als sozio-kulturelles Konstrukt beschrieben worden, das sich im Zusammenspiel mit individuellen, theologischen, ästhctischen, philoso-phischen, ökonomischen und naturwissenschaftlichen Vorstellungen von,Welt', ,Realität' und ,Wahrheit' verändert. Angeregt durch diese Tendenzen sind im
Intuition: Erkunden einer Dauerbaustelle
In diesem Beitrag beschreibe ich einige Überlegungen dazu, wie Intuition im professionellen Rahmen genutzt werden kann. Intuition wird im weitesten Sinne als die Dynamik reflektiert, die unter bestimmten Bedingungen eine neue Gestalt auftauchen lässt. Während die neue Gestalt sich präziser Vorhersage entzieht, wird der Umgang mit den „bestimmten Bedingungen“ zum Ansatzpunkt verantwortlichen professionellen Handelns. Bildlich gesprochen: beim professionellen Umgang mit Intuition steht nicht der Traum im Vordergrund, sondern die Bedingungen, unter denen das Träumen stattfinden kann. Die beschriebenen Überlegungen stellen eine Notiz von unterwegs dar.