Einleitung: Arbeit und gesellschaftlicher Wandel (original) (raw)
Die soziologische Arbeits-und Geschlechterforschung und ihr verbundene Gesellschaftsanalysen tragen seit geraumer Zeit wesentlich dazu bei, den gesellschaftlichen Wandel, der sich seit Mitte der 1970er Jahre in allen OECD-Ländern vollzieht, zeitgeschichtlich einzuordnen und seine Ursachen, seine Dynamiken, seinen Verlauf und seine Auswirkungen zu begreifen. Weitgehend konsensuell werden die folgenden Diagnosen vorgetragen: National wie international bedeutsame zeitgeschichtliche Zäsuren sind im Zusammenbruch der staatssozialistischen Gesellschaften Osteuropas und in der Globalisierung zu sehen. Die mit der Ära des Fordismus verbundene geregelte Ordnung von wechselseitigen Rechten und Verpflichtungen zwischen Arbeit und Kapital weicht zusehends kurzfristigen Arrangements, was die Deregulierung und Flexibilisierung des Normalarbeitsverhältnisses zur Folge hat (vgl. Sennett 1998; Bauman 2004). Die Lebensform der Kleinfamilie nach dem Ernährer-und Hausfrauenmodell hat ihre Bedeutung als normatives Ideal eingebüßt. In Verbindung mit Bildungsreformen und der formalrechtlichen Gleichstellung der Geschlechter sind heute vielfältige Lebensformen weitgehend akzeptiert; allerdings lassen sich im Hinblick auf die praktizierten Partnerschaftsmodelle doch milieuspezifische Differenzierungen beobachten (vgl. Kohlmorgen 2004; Ziegler 2005). Die seit den 1990er Jahren erfolgte Öffnung des globalen Wirtschaftsraumes ermöglichte es der Finanzwirtschaft, sich von der Realökonomie zu entkoppeln und Reorganisationen in den Strukturen der Produktion und des Managements zu forcieren, die die Arbeits-und Lebensverhältnisse der Menschen im Vergleich zu ihrer vorherigen fordistischen Absicherung tiefgreifend entsichert haben (vgl. Dörre/Brinkmann 2005). Diese Entwicklungen gingen außerdem mit Migrationsbewegungen historisch neuen Ausmaßes einher (vgl. Morokvasic-Muller 2003). Erfordernisse gesellschaftlicher Reproduktion, deren Bearbeitung unter fordistischen Vorzeichen stabil in und zwischen Markt, Staat, Drittem Sektor und Privathaushalt austariert war, werden unter vorrangig ökonomischen Aspekten seither neu gewichtet. Damit verbunden wird die zu ihrer Gewährleistung notwendige Arbeit in und zwischen diesen ihrerseits ebenfalls erheblich gewandelten Institutionen und zugleich nach Ge
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