Barbara von Orelli-Messerli (2021). Strategien zur Dynamisierung des Raumes bei Victor Hugo (original) (raw)
2021, Barbara von Orelli-Messerli (Hg.): Ein Dialog der Künste: Der spatial turn in der Architektur und die Beschreibung in der Literatur von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart
English version (for German version see below): Architecture and architectural space are topics that Victor Hugo dealt with both as a monument conservator and as a writer. Preservation of historical monuments and literature, it can be ascertained, are in a certain way communicating vessels for him. In addition, Hugo had a spatial imprinting, whereby this does not mean his 'handwriting' as an interior decorator, as can be found, for example, in the rooms in Hauteville House, where he lived in between 1856 and 1871 during his exile in Guernsey. For Hugo, I understand spatial imprinting in a psychological sense. He was so impressed by certain architectural spaces that he succeeded in expressing their effect in his own, often imagined room descriptions. With this article I want to show that Hugo was exposed to space imprinting from an early age. In the following years this was intellectually developed in connection with his monument preservation activities. He not only succeeded in precisely describing fictional or real spaces in his texts and novels, but also dynamized the architecture and architectural space. German version: Die Architektur und der architektonische Raum sind Themen, die Victor Hugo sowohl als Denkmalpfleger als auch als Literat beschäftigte. Denkmalpflege und Literatur, so kann festgestellt werden, sind bei ihm in gewisser Weise kommunizierende Gefäße. Zudem kann bei Victor Hugo von einer Raumprägung gesprochen werden, wobei damit nicht seine ‚Handschrift’ als Innendekorateur gemeint ist, wie sie beispielsweise in den Räumen in Hauteville House zu finden ist, das er zwischen 1856 und 1871 während seines Exils auf Guernsey bewohnte und dessen Innerem er ein unverwechselbares Gepräge zu geben vermochte. Raumprägung verstehe ich bei Victor Hugo in psychologischem Sinne. Von gewissen architektonischen Räumen wurde er in solcher Art und Weise beeindruckt, dass es ihm gelang, deren Wirkung in seinen eigenen, oft imaginierten Raumschilderungen veristischen Ausdruck zu verleihen. Mit diesem Beitrag will ich aufzeigen, dass Hugo von frühester Kindheit an Raumprägungen ausgesetzt war. In den nachfolgenden Jahren wurden diese in Verbindung mit seiner denkmalpflegerischen Tätigkeit intellektuell weiterentwickelt. Es gelang ihm nicht nur, in seinen Texten und Romanen fiktionale oder reale Räume genau zu beschreiben, sondern auch die Architektur und den architektonischen Raum zu dynamisieren.