Brauchen Fachkräfte der Sozialen Arbeit „Europakompetenz“? (original) (raw)

Die Krise Europas als Herausforderung für die Soziale Arbeit Die aktuelle Krise in Europa wird nicht ohne Folgen für die Soziale Arbeit bleiben, die sich mit den Auswirkungen auf das Klientel sowie die eigene Profession auseinandersetzen muss. Das wirft die Frage auf, inwiefern Fachkräfte der Sozialen Arbeit über "Europakompetenz" verfügen sollten und wie diese ausgestaltet sein könnte. Wenn von der Krise in Europa die Rede ist, steht längst nicht mehr nur der Finanzmarkt im Mittelpunkt der Betrachtungen, sondern zunehmend auch die möglichen Auswirkungen auf die Sozialpolitik (vgl. Schneider, Stiller, Woitering 2013). Die Folgen der Krise belasten die Sozialleistungssysteme in den Mitgliedsländern der Europäischen Union durch den Anstieg der Armutsquoten. Dass es künftig zu einem Rückbau sozialstaatlicher Leistungen kommen kann, wird ebenfalls umfänglich diskutiert (vgl. Schulte 2013).Bevor auf die Ausgangsfrage eingegangen wird, soll zunächst der Stellenwert Europas für die Soziale Arbeit skizziert werden. Stellenwert Europas für die Soziale Arbeit Ungeachtet der Krise zeigt sich, dass der Ein uss der Europäischen Union sowie der fachlichen Entwicklungen in anderen europäischen Ländern immer bedeutsamer für die Soziale Arbeit hierzulande wird (vgl. Erath 2012, Möhle 2013, S. 6 f.). Obwohl es keine einheitliche europäische Sozialpolitik gibt, ist seit der Jahrtausendwende die Idee eines "Europäischen Sozialmodells" von hoher Bedeutung, wonach sozialstaatliche Strukturen und soziale Dienste ein wesentliches Grundelement der Europäischen Union ausmachen sollen. Dabei ist mit dem Europäischen Sozialmodell explizit nicht gemeint, dass es zu einer Vereinheitlichung der Sozialpolitiken der EU-Mitgliedsländer kommen soll. Ganz im Gegenteil wird in der Vielfalt der unterschiedlichen Modelle und Konzepte ein Charakteristikum Europas gesehen. Aber erst durch den grenzüberschreitenden Austausch über die verschiedenen Ansätze der sozialen Sicherung und Sozialpolitik kann erst wirklich von einem "Europäischen" Sozialmodell gesprochen werden und nicht mehr nur von einem Nebeneinander vieler verschiedener nationaler Sozialstaaten. Und nur ein solches "mit Leben erfülltes" Europäisches Sozialmodell kann dazu beitragen, dass die Lebensbedingungen in ganz Europa nach und nach ausgeglichener werden. Hierbei kommt der Sozialen Arbeit eine Schlüsselrolle zu. Voneinander lernen Um diese Entwicklung zu einem Europäischen Sozialmodell zu unterstützen, hat die Europäische Union mit der "O enen Methode der Koordinierung" ein Verfahren entwickelt, das den Mitgliedsländern erlauben soll, voneinander zu lernen. Hier werden in verschiedenen sozialpolitischen Feldern Informationen erarbeitet und "Best-Practice"-Modelle vorgestellt. Ziel ist dabei die "Modernisierung der Sozialsysteme und der darauf aufbauenden Sicherungssysteme" (Dahme, Wohlfahrt 2012, S. 18), um die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union zu verbessern. Allerdings war bei diesem Verfahren, das mittlerweile seit über zehn Jahren existiert, von Anfang an das Problem erkennbar, dass die Zivilgesellschaft und damit auch die Wohlfahrtsverbände nicht ausreichend mit eingebunden waren (vgl. BAG FW 2007, S. 11). Angesichts der aktuellen Krise in Europa zeigt sich, dass es zu erheblichen Verwerfungen in den von der Krise besonders betroffenen Ländern kommt und dies deutlich macht, wie wichtig der grenzüberschreitende Informationsaustausch zur Bewältigung der Krise ist. Soziale Dienste und Europa 2020 Mit der aktuellen Strategie "Europa 2020" hat sich die EU klare sozialpolitische Ziele auf die Fahnen geschrieben, wie etwa die Senkung der Zahl von Armut betro ener und bedrohter Menschen um mindestens 20 Millionen. Dass dieses Ziel europaweit nur mit gut ausgebauten sozialen Diensten zu verwirklichen Abstract / Das Wichtigste in Kürze Die Krise in Europa erreicht zunehmend auch die sozialpolitische Diskussion, was die Soziale Arbeit vor zunehmende Herausforderungen stellt. Vor diesem Hintergrund wird diskutiert, ob Fachkräfte der Sozialen Arbeit über "Europakompetenz" verfügen müssen und wie diese gestaltet werden könnte.