Institutionalisierung und Konsolidierung der Demokratie in Ostmitteleuropa (original) (raw)
Man muß die Nation genau kennen, für die man eine Verfassung entwirft; andernfalls wird sich der schließliehe Entwurf wie schlüssig er auch immer in sich selbst sein mag, als unzureichend erweisen, wenn sie angewandt wird. Dies gilt umso mehr, wie sich eine Nation schon geformt hat, mit ihren Vorlieben, Sitten, Vorurteilen und Fehlern, die alle schon zu verwurzelt sind, als daß sie durch neue Verpflanzungen noch unterdrückt werden könnten". J.J.Rousseau, Considerations sur le gouvernement de Pologne et sur sa reformation projetee, 1772. I. Der Stellenwert der Institutionenanalyse für die Systemwechselforschung Die großen soziologischen Paradigmen System und Akteur beherrschten in wechselnden Konjunkturen die Theoriebildung und empirischen Analysen der sozialwissenschaftliehen Transformationsforschung. Thesen und Antithesen der jeweils anderen Seite prallten, wenn sie wechselseitig überhaupt wahrgenommen wurden, am Schutzschild der monistischen Ästhetik der jeweils anderen Großtheorie ab (Merkel1994a: 303). Syntheseversucheund Verknüpfungsanstrengungen blieben rar (0' Donnell/Schmitter 1986; Rueschemeyer/Stephens/Stephens 1992), implizit und wurden meist nicht konsequent zu Ende gedacht. Dies muß aus zwei Gründen seltsam anmuten, denn die Makrologik systemtheoretischer und die Mikroperspektive akteurstheoretischer Überlegungen hinterließen regelmäßig eine black box in den Transformationsanalysen. Die Frage jedoch, ob junge, fragile und noch nicht konsolidierte Demokratien auch wirtschaftliche Krisen unbeschadet überstehen, hängt von der Verschränkung und der Komplementarität von sozioökonomischen Bedingungen, politischen Institutionen und dem Handeln politischer und sozialer Akteure ab. Denn im Entwicklungsverlauf marktwirtschaftlicher Demokratien und realsozialistischer Diktaturen in diesem W. Merkel et al. (eds.