Kontingenz und Zufall in den altisländischen Königssagas (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 130). Berlin, Boston. (original) (raw)

Vom Zufall des Unglücks. Erzählerische Kontingenzexposition und exemplarischer Anspruch im ›Nachtbüchlein‹ des Valentin Schumann (1559)

Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (PBB), 2007

Alle hier näher behandelten Passagen des ›Nachtbüchlein‹ habe ich an dem Exemplar der Österreichischen Nationalbibliothek Wien (Signatur: 1596.A) überprüft. Dieses (weder bei Bolte noch bei Gotzkowsky verzeichnete) Exemplar repräsentiert Ð anders als im VD 16 angegeben (vgl. S 4480 u. S 4483) Ð für den ersten Teil des Werks nicht den Erstdruck, sondern ebenso wie für den zweiten Teil den Druck B, der auch Boltes Edition zugrunde liegt. 2 Vgl. Schumann [Anm. 1], S. XIV f. 3 Vgl. ebd., S. XIIÐXVI, sowie die biographischen Rekonstruktionen von Ludwig Fränkel, Einzelheiten über Valentin Schumanns Leben, Schaffen und litterarische Stoffe, in: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte 5 (1892), S. 453Ð480. Obwohl Fränkel ihn für einen »der geschicktesten und wirksamsten Volksschriftsteller des mittleren 16. Jahrhunderts« hielt (S. 453), hat das ›Nachtbüch-lein‹ in der Forschung bisher nur wenig Beachtung gefunden. Knappe Informationen zu diesem Werk v. a. bei Hans-Jürgen Bachorski, [Art.] ›Schumann, Valen

Zufall, Koinzidenz und Kontingenz bei Herodot

Das Phänomen des Zufalls, für Kosellek ein Unterscheidungskriterium in der Gegenüberstellung von antiker und moderner historischer Methodik, ist für die antike Historiographie noch nicht erschöpfend aufgearbeitet worden. Am Beispiel von Herodot wollen wir zeigen, dass eine mit fiktionalen Elementen arbeitende Historiographie zum Ausdruck bringt, dass historische Konsistenzbildung immer schon Konstruktion ist und mit einer komplexen Theorie geschichtlicher Urteilsbildung in fast ‚modern' anmutender Weise aufwartet. Herodot weist dem Zufall und dem Kontingenten eine wichtige heuristische Funktion bei der historischen Urteilsbildung zu. An markanten Stellen seines Werks beschreibt Herodot ‚zufällige' Koinzidenzen geographisch getrennter Ereignisse (die Schlachten von Salamis (Griechenland) und Himera (Sizilien) fanden 480 v.Chr. am selben Tag statt, ebenso wie die Schlachten bei Platää und Mykale 479 v.Chr., diese darüber hinaus auch beide an einem Demeter-Heiligtum). Er verschränkt hierbei die Perspektive der Akteure mit der ex post-Perspektive des Historikers, und seine ἱστορίη macht oft genug deutlich, dass Ereignisse, die den ins Geschehen Involvierten unerwartet und überraschend und nur als Zufall erscheinen mögen, aus der Distanz des geschichtlichen Rückblicks ihre Sinnhaftigkeit oder doch eine strukturell wichtige Weichenstellung zu erkennen geben. Was dem mit dem ,Zufall' konfrontierten Akteur als solcher erscheint, überführt der Historiker in ein strukturbildendes (also narrativ sinnvolles) Element seiner Darstellung. Der Zufall wird durch die historiographische Perspektive ex post seines bloß zufälligen Charakters entkleidet und zur geschichtlichen Frage.