Intonation, Ordnungseffekt und das Paradigma der Kategorialen Wahrnehmung (original) (raw)

1988, Intonationsforschungen

Etablierte, genau beschriebene Modelle haben idealerweise zwei positive Eigenschaften: (1) Wenn man innerhalb des Modells definierte Begriffe verwendet, weiß jeder, wovon man spricht. (2) Eine strikte Definition ist auch Voraussetzung für die Falsifizierbarkeit des Modells bzw. einzelner Teilannahmen. Oft gibt es allerdings mehrere, sich ergänzende, aber auch miteinander konkurrierende Definitionen und Kriterien-so auch beim Paradigma der Kategorialen Wahrnehmung. Dieses Paradigma ist als Instrument gedacht, mit dem man kategoriale Wahrnehmung von nicht-kategorialer, d.h. kontinuierlicher Wahrnehmung abgrenzen kann. Es wurde entwickelt auf segmenteller Materialbasis bei der Wahrnehmung von Plosiven (vgl. Libermann et al. 1957) und mit der Zeit erweitert auf z.B. Vokale und nicht-sprachliche Stimuli. Wir legen im folgenden die wohl bekannteste Spielart des Modells, die der Haskins-Laboratories, zugrunde. Eine ausführliche Diskussion würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen; sie findet sich auch schon im Sammelreferat von Repp (1984), auf das wir uns in diesem Beitrag öfter beziehen werden. 2. DAS PARADIGMA DER KATEGORIALEN WAHRNEHMUNG Ein Experiment im Paradigma der Kategorialen Wahrnehmung besteht typischerweise aus einem Identifikations-und einem Diskriminationstest (von nun an 'IT' und 'DT'). Im IT werden äquidistante Stimuli eines physikalischen Kontinuums, das zwei (gelegentlich auch mehrere) Kategorien enthält, in randomisierter Folge Hörern dargeboten, die diese einer der vorgegebenen Kategorien zuordnen müssen (forced choice). Beim DT werden benachbarte oder auch weiter entfernte Stimuli, die zu Paaren (AX-Test) zusammengestellt sind, auf Gleichheit beurteilt. Es werden dabei drei Stimulusabfolgen (AB, BA, und AA bzw. BB) getestet. Die erhaltene Diskriminationskurve setzt sich aus den richtigen Antworten (hits) zu allen Stimulusfolgen zusammen. In den meisten Untersu